Kommentar: OB-Kandidat aus der Not geboren

Drei Oberbürgermeisterkandidaten sollen ins Rennen geschickt werden.
Foto: Anja Michaeli
Jetzt stehen sie also fest, die drei Oberbürgermeisterkandidaten, die im September ins Rennen geschickt werden sollen. Nach SPD und Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt auch die CDU ihren Kandidaten öffentlich gemacht. Christoph Baak, Vorsitzender des City Management Oldenburg (CMO), soll es für die Christdemokraten in der Stadt richten.
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Der 48-Jährige ist sowohl politisch als auch verwaltungstechnisch völlig unbeleckt. Dennoch gibt er sich selbstbewusst und traut sich das Amt zu. Immerhin müsste er eine Verwaltung mit rund 2300 Mitarbeitern führen, die Geschicke der Stadt lenken und sie weiter entwickeln. Für Baak steht fest, dass Oldenburg keine Verwaltungsführungskraft sondern eine Gestaltungsführungskraft benötigt.
Gestalten kann er aber nur, wenn er die Mechanismen einer Verwaltung genau kennt und die Mitarbeiter hinter sich hat. Immerhin bekommt er es mit zahlreichen ausgewiesenen Fachleuten zu tun, die ihm in zahlreichen Belangen fachlich überlegen sind, tief in verschiedenen Prozessen stecken und nicht automatisch am Band des neuen Oberbürgermeisters laufen. Auch dürfte die Zeit knapp werden, sich in komplexe Themen wie die Bahnumfahrung, den Windpark, Klima- und Verkehrskonzepte und vieles mehr bis September einzuarbeiten.
Bei der Oldenburger Stadtverwaltung handelt es sich um einen Großbetrieb, der gut organisiert und professionell geführt werden muss. Umso verwunderlicher ist deshalb die Entscheidung der Oldenburger CDU für Baak, weil sie einst einen Kriterienkatalog für die Besetzung des Oberbürgermeisteramtes vorlegte und sich damit bundesweit auf die Suche machte. Da hieß es u.a., gesucht werde eine Persönlichkeit, die Führungserfahrung in der öffentlichen Verwaltung oder einem Wirtschaftsunternehmen mitbringt, über sehr gute Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen Organisation, Personal und Finanzwirtschaft verfügt, in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien, aber auch den verschiedenen Interessengruppen, die Stadt weiterentwickelt, die Begeisterung der Oldenburger Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt teilt.
Letzteres ist Baak durchaus zuzutrauen. Die übrigen Kriterien dürfte der Werbefachmann – wenn überhaupt – nur bedingt erfüllen. Das weiß auch die Oldenburger CDU und ist nicht in der Lage, eine Person zu präsentieren, die den eigenen, öffentlich ausgeschriebenen Kriterien standhält. Die Kandidatur von Baak ist schlicht aus der Not geboren. Denn die Überlegung, Marion Riekens Kandidatur zu unterstützen, konnte CDU-Parteichef Olaf Klaukien nicht durchsetzen. Die Vizepräsidentin der Universität Vechta ist in seiner Partei nicht konsensfähig. Somit musste partout ein eigener Kandidat her, den die Basis durchwinken soll. Etwas anderes wird ihr kaum übrig bleiben. Ansonsten wäre nicht nur Baak sondern auch Klaukien demontiert.
Dass aufgrund der veränderten Gesetzeslage sehr viele Personen Oberbürgermeister einer Großstadt werden können, ist – wie die gegenwärtige Lage zeigt – höchst bedenklich. Bestimmte Kriterien sollten die Kandidaten unbedingt erfüllen. Denn das Amt des Oberbürgermeisters ist alles andere als ein Grüß-Gott-August zu sein. Die anstehenden Fragestellungen werden immer komplizierter. Das heißt, ein bestimmtes Vorwissen wäre dringend angebracht. Oder wären wir bereit, uns von einem Gärtner den Blinddarm entfernen zu lassen?
Spannend dürfte auch die Frage sein, wie sich das Verhältnis zwischen CDU und Grünen künftig entwickeln wird. Die Grünen hielten es offenbar für ziemlich wahrscheinlich, dass die CDU ihre Kandidatin unterstützen würde. Gemeinsam wollte man so Jürgen Krogmann, OB-Kandidat der SPD, verhindern. Jetzt treten alle gegeneinander an, denn mit Christoph Baak gibt es zwischen CDU und Grünen bis auf die Bahnumfahrung eher keine Gemeinsamkeiten mehr. Im Falle einer Stichwahl wäre somit auch keine Empfehlung möglich.
Bemerkenswert ist an dieser Geschichte die Haltung der Grünen, denen es offenbar nicht reicht, einmal kräftig von der CDU verladen worden zu sein. Bei der letzten OB-Wahl setzten sie auf Dr. Gerd Schwandner, jenen Kandidaten, der das Einkaufszentrum Schlosshöfe verhindern wollte. Die Liaison war schnell vorbei. Dass die Grünen jetzt erneut mit der CDU liebäugelten, ist kaum nachvollziehbar. Immerhin können die Grünen ihren Irrtum diesmal vor der Wahl korrigieren. Für die Parteiverantwortlichen spricht das aber nicht.
Ein Kommentar von Katrin Zempel-Bley.
10 Kommentare
christoph for president! (-:
Nunja, viel schlimmer als jetzt geht nimmer…
wenn ursula von der leyen bundesverteidigungsministerin werden kann, dann habe ich bei chrisoph baak hier keine bedenken… (-;
…wofür hat man in solch einem amt denn die administration?
Man kann ja von diesem Selbstdarsteller Baak halten was man will. Aber welche Verwaltungserfahrung kann denn Frau Rieken aufweisen. Wenn man danach geht, bleibt nur der Langweiler Krogmann übrig. Der ist Verwalter durch und durch. Aber wer braucht denn sowas?
Das kann doch wirklich nicht wahr sein, endlich sind wir Herrn ECE-Gegner-dann doch nicht mehr -Schwandner los, dann soll es ein Herr Baak sein? Auf jeder Party immer präsent (meist mit Weinglas). Vorsitzender des CMO, der seit seiner Kandidatur versucht die öffentliche Diskussion um Bänke, Blumentöpfe und Teppiche vor den Geschäften der Innenstadt mit Weichspüler Argumenten, das Problem mit der Stadt weg zu reden, bloß keine Stellung beziehen. Arme CDU, Armes Oldenburg, dass hat hier keiner verdient. Zum Glück sind seine Chancen nicht groß. Also besteht Hoffnung.
Wenn ich mir die Kandidaten so anschaue kann ich niemanden erkennen, der tatsächlich etwas für Oldenburg und die Oldenburger machen würde. Herr Baak hat sich seinerzeit schon damit geoutet, das er sich nicht mit der Verwaltung anlegen wollte, als der „neue Sheriff “ des Ordnungsamtes in der Stadt „aufräumen“ wollte, weil lediglich einige Bänke und kleine Teppiche vor den Geschäften als Hindernisse erkannt wurden; gleiches aber schon gut ein Jahrzehnt regelmäßig in der Stadt zu finden ist.
Lag es daran, das er im Falle der Wahl – was also sehr unwahrscheinlich ist – sich mit den eigenen Argumenten auseinandersetzen müßte?!
Ich habe manchmal das Gefühl das man sich deshalb zum OB wählen lassen möchte, weil es finanziell recht lohnenswert ist. das man nicht unbedingt Kompetenz dafür benötigt hat uns Herr Schwandner ja deutlich gezeigt.
Wie hat die taz 2009 so schön geschrieben – Zitat:
>> Als FH-Professor war Schwandner größtenteils nach Baden-Baden abgeordnet. Dort sollte er einen Studiengang für Medien- und Event-Management aufbauen, was so recht nicht gelang, weshalb er noch unter Schwandner wieder abgeschafft wurde. Ansonsten das gleiche Muster wie heute in Oldenburg: Schwandner reiste, wie ein damaliger Kollege sagt, „völlig unmotiviert durch die Welt“ – vor allem nach Fernost und in die USA -, „zeichnete sich nicht durch Kärrnerarbeit aus“, machte sein Ding, isolierte sich und hatte „von nichts eine Ahnung“. In Karlsruhe und Baden-Baden waren viele froh, als er die OB-Wahl in Oldenburg gewann.
Da ist er jetzt – und hat schon wieder viele gegen sich aufgebracht. Einer, der ihn länger begleitet hat, sagt, Schwandner sei der klassische Blender, der von Hof zu Hof zieht und hofft, dass ihm sein schlechter Ruf nicht allzu bald einholt. Wenn es so weit sei, dann ziehe er eben weiter. <<
Und wie sei Baden Badener und die Karlsruher werden auch die Oldenburger 3 Kreuze machen, wenn der jetzige OB endlich verschwunden ist – und wenn der Stadtrat nicht aus so vielen Feiglingen bestanden hätte, wäre er uns ab 2009 schon erspart geblieben und hätten zudem nicht das völlig unnütze ECE bekommen.
Der Herrgott bewahre uns vor Sturm und Wind , und weiteren OBs die dämlich sind.
… und nochmal volle Zustimmung !
Wenn man sich in die Lage eines Bewerbers für den OB der Stadt Oldenburg betrachtet, wird man wohl kaum darum herumkommen an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen zu müssen.
Ich bin mir nicht nur deswegen durchaus unsicher, was Weingläser mit einer Eignung für den OB-Posten zu tun haben und hat nicht dieser von Ch. Baak angekündigter Dialog mit der Verwaltung zur Beilegung des Streites mit der Verwaltung geholfen, Fr. Pomaska? Disqualifizierende Vorverurteilungen disqualifizieren meistens die Schreibenden.
Mir ist dieser auferzwungene Wandel von Duo (gestalterisch tätiger) Oberbürgermeister/(verwaltender) Oberstadtdirektor Mitte der 1990er sowieso nicht wirklich verständlich (vermutlich hatte es finanzielle Gründe) – aber was man seit dem durchaus vermisst ist eine Vision, welche Entwicklung diese Stadt nehmen soll (und jetzt bitte nicht: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“!). Wenn ich mir die Kandidaten unter diesem Aspekt anschaue ist mir Herr Baak allemal lieber als die zur Verfügung stehenden Alternativen. Er hat gezeigt, was Engagement (beim CMO) für positive Auswirkungen haben kann. Da hat er nun nachweislich einen super Job gemacht. Und wenn einer einen super Job macht, hat er sich für mehr qualifiziert. So ist das!
… die CDU hat Herrn Baak aufgestellt-vor acht Jahren wurde der noch-ob aufgestellt und nach 3x öffentlicher Wahllüge (mit mir gibt es kein ECE) gewählt- geht es jetzt wieder so ?? Herr Baak ist diesmal ein wirklich sympathischer Kandidat, hätte er aber das Rückrat, sich gegen eine erneute Wahllüge bei den brisanten Themen durchzusetzten ??
…habe erst spät diese Plattform entdeckt-und bin sehr positiv gestimmt : Kommentare mit nachvollziehbarem Hintergrund und gefühltermaßen für unsere Stadt – klasse