Oldenburg

Nach dem Sommer ist vor dem Wahlkampf

Aus SPD-Sicht designierter OB-Kandidat Ulf Prange: der mit dem kommenden Jahr seine Probleme haben wird.

Aus SPD-Sicht designierter OB-Kandidat Ulf Prange: der mit dem kommenden Jahr seine Probleme haben wird – genau wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Baak.
Foto: Privat / Archiv

Oldenburg (Michael Exner) Nach der Sommerpause ist vor dem Wahlkampf. Wenn der Rat mit seinen Gremien in der zweiten August-Hälfte wieder Fahrt aufnimmt, haben sich die Vorzeichen durch drei Ereignisse drastisch verändert: Die Grünen haben (passenderweise am Tag des sturmgepeitschten Weidenfestes) einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in gut einem Jahr nominiert, der CDU-Vorstand hat am gleichen Tag dessen Unterstützung nebst Verzicht auf einen eigenen Kandidaten verkündet – und vor ein paar Tagen hat Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) bekannt gegeben, dass er nach dann zwölf Jahren Amtszeit nicht mehr antreten wird.

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Bei all dem Spektakel hat die SPD eher auf den Zuschauerrängen gesessen, dennoch hat sich in der Partei die Lage schnell geklärt. Der Ratsfraktionsvorsitzende Ulf Prange hatte vor dem Hintergrund der Debatte um die von fünf auf acht Jahre verlängerte Amtsperiode und Krogmanns Alter (der wäre bei einer Wiederwahl am Ende 71) ausreichend Zeit, sich auf die Situation einzustellen und postwendend auf Nachfrage seine Bereitschaft erklärt. Er gilt schon länger als designierter Kandidat für die Krogmann-Nachfolge – auch wenn er das aktuell nicht so gern hört. „Ich habe eine große Demut vor den Wählerinnen und Wählern und vor der Partei“, sagt der 50 Jahre alte Jurist, der als Landtagsabgeordneter seinen Wahlkreis im Stadtsüden dreimal in Folge direkt gewonnen hat. Allerdings wird man auch bei schärfstem Blick in der Oldenburger Sozialdemokratie niemanden entdecken, der Prange Konkurrenz machen könnte oder wollte.

Unabhängig von der eigenen Kandidatur (die im September formell besiegelt werden soll) steht Prange vor einem Problem. Als Vorsitzender führt er seine Fraktion in einem Ratsbündnis mit den Grünen. Und nachdem die hinter dem Rücken des anderen die Kontakte zur CDU gesponnen haben, steht die SPD unversehens zwischen zwei Fronten – ganz abgesehen davon, dass derlei Heimlichkeit unter Partnern nicht gerade der allerfeinste Zug ist (Prange sagt, er sei am Vormittag der Entscheidung per Anruf informiert worden). „Das ist schon eine Belastung“, räumt er ein. „Wenn man in einem Bündnis ist, kann man das ja vorher mal besprechen.“ Andererseits funktioniere das Bündnis gut: „Man sieht das auch an den gemeinsamen Haushalten, mit denen wir verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit geschaffen haben.“ Und einen Etat habe man ja auch noch vor der Brust. An den Positionen, die SPD und Grüne trennen und welche die Sozialdemokraten darum mit der CDU vorantreiben (etwa Fußballarena und Fliegerhorst-Straße) ändere sich durch die neue Lage nichts.

Vor einem anderen, aber nicht minder schwierigen Problem steht Pranges CDU-Kollege Christoph Baak. Der hat als Fraktionsvorsitzender vier Jahre im Rat gegen Positionen der Grünen unermüdlich an argumentiert und soll nun in einem Jahr deren Kandidaten unterstützen. „Das ist im Grunde Sache des Parteivorstandes“, sagt Baak auf die Frage nach der Einbindung der Fraktion, „wir sind informiert worden“, um nach kurzer Pause zum etwas freundlicheren „mitgenommen worden“ zu wechseln. Der Rest ist dröhnendes Schweigen. Dass das auf einen ein Jahr dauernden Spagat hinauslaufen könnte, sieht er, hält den aber für aushaltbar: „Wir haben unsere Agenda bis zur Kommunalwahl, und daran wird sich nichts ändern wegen der Unterstützung eines schwarz-grünen OB-Kandidaten“. Auf die Haltung seiner Fraktion zum Stadionneubau und der Fliegerhorst-Straße, aber auch zur Erreichbarkeit der Innenstadt (sämtlich schwarz-grüne Trennungsthemen) habe die OB-Entscheidung keinen Einfluss: „Auf dem Papier liest sich das vielleicht schwierig, aber wir werden deswegen im Rat nicht handzahm werden.“

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15 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    15. August 2025 um 23.23 — Antworten

    Lustig, die Phantasien xes Herrn Exner.

    • Erhard Stammberger
      18. August 2025 um 10.20 — Antworten

      Was für Phantasien? Das ist eine Analyse, der man zustimmen mag oder nicht. Ich halte sie weitestgehend für schlüssig. Aber Herr Lorenzen-Pranger weiß ja alles besser, was auf der Welt sor sich geht.

      • W. Lorenzen-Pranger
        18. August 2025 um 21.09 — Antworten

        Echt? Ich dachte sie wissen es besser – oder wie soll man ihren etwas mageren Beitrag nun verstehen? 🙂

        • Erhard Stammberger
          19. August 2025 um 12.50 — Antworten

          Im Gegensatz zu Ihnen kommentiere ich nur selten, und dann mit mehr Substanz. Wie Sie gerade wieder beweisen.

          • W. Lorenzen-Pranger
            20. August 2025 um 5.26 — Antworten

            Außer, daß sie Herrn Exner mit seinen Annahmen zustimmen,.wo sind denn nun ihre Argumente,.ihre „Substanz“? Ich halte das für so eher für unwahrscheinlich, oder die Grünen haben alle Positionen,.für die sie mal standen, aufgegeben. Warum sollten die das ohne Not tun?
            Also, Substanz sieht für mich anders aus, und Herrn Exners Einlasssungen sind stets eher rechte Propaganda,.wenns sein muß sogar auch mal extrem unredlich wie in der Auseinandersetzung über Frau Russ hier, wo er Kernargumente mal eben „geschickt“ umschifft. Und, siebe da, die Verweise auf Grass und, was zu dem Zeitpunkt noch niemand wußte, den Verleger Unseld lassen seine Aussagen als eher unwahrscheinlicher erscheinen.
            Langer Rede kurzer Sinn, Herr Exner ist eher unseriös.

            • ex
              21. August 2025 um 17.12 — Antworten

              ???

            • Manfred Murdfield
              21. August 2025 um 19.38 — Antworten

              !Hola Hombre, qué chorrada!

              • Erhard Stammberger
                22. August 2025 um 9.52 — Antworten

                como de costumbre

  2. Lars
    16. August 2025 um 8.36 — Antworten

    Ich glaube, die SPD braucht sich keine großen Gedanken wegen eines Bürgermeisterkandidaten zu machen. Sie steht auf Bundesebene bei 17% und das wird in Oldenburg, auch Dank einer Misswirtschaft des Verwaltungschefs und Oberbürgermeister, sicher nicht anders aussehen.

  3. Manfred Murdfield
    16. August 2025 um 8.44 — Antworten

    Es wäre schon interessant, genau zu erfahren, inwieweit die Initiative zur Unterstützung des grünen Kandidaten durch ein „spinnen von Kontakten“ zur CDU von seiten der Grünen ausging. Es ist eher zu erwarten, dass sich angesichts der derzeit diskutierten Themen die CDU spaltet. Insbesondere die orthodoxen Christunionisten werden die Wahl eines grünen Kandidaten wohl kaum nachhaltig unterstützen. Wenn ich so die Beschimpfungen der Grünen, aber auch der grün-roten Ratsmehrheit in der Onlineausgabe der hiesigen Tagespresse vor allem durch ein Mitglied der Chefredaktion, besonders aber in den einschlägigen „Kommentaren“ lese, dann dürfte weder einen SPD-, noch einen grün-schwarzer Kandidat ein fairen Wahlkampf erwarten. Und die mitlaufende Einmütigkeit von Herrn Prange zu den „Entscheidungen“ des amtierenden Oberbürgermeisters dürfte die Chancen einer Wahlentscheidung für die SPD eher mindern. Ein „Krogmann 2.0“ dürfte es sehr schwer haben.

  4. Lars
    19. August 2025 um 9.14 — Antworten

    Ein „Krogmann 2.0.“ hat Oldenburg nicht verdient. Es sollte eine Person sein, die wirklich die Interessen der meisten Oldenburger vertritt. Vielleicht jemand von außerhalb, der vergangene Abstimmungen, bzw. deren Nichtumseztung, nicht klaglos hingenommen hat.

    • Erhard Stammberger
      19. August 2025 um 12.52 — Antworten

      Mit Kandidaten von außerhalb macht man nicht automatisch gute Erfahrungen, wie man vor Krogmann gesehen hat.

    • Manfred Murdfield
      20. August 2025 um 9.39 — Antworten

      Wer nicht von einer im Rat vertretenen Partei vorgeschlagen wird, muss (neben anderen Voraussetzunge) ja wohl noch oldenburger Unterstützungsunterschriften sammeln. Für Auswärtige nicht einfach, und die Linke ist dabei durch den Wechsel von 3 für die Linke gewählten Ratsmitgliedern zum BSW irgendwie benachteiligt.

      • Lars
        20. August 2025 um 17.37 — Antworten

        Vielleicht findet die Gruppe „für Oldenburg“ ja eine geeignete Person.

      • Erhard Stammberger
        21. August 2025 um 13.10 — Antworten

        Ich habe weder geschrieben, dass die Person nicht von einer Ratsfraktion vorgeschlagen wird, noch dass sie gegenwäörtig dem Rat angehören muss, sondern nur, dass die Person nicht von außerhalb kommen muss.

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