Region

Weiterer Rückgang bei Straftaten

Polizeioberrat Thomas Kues, Polizeipräsident Johann Kühme und der Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann stellten die Kriminalstatistik der Polizeidirektion Oldenburg für das Jahr 2015 vor.

Polizeioberrat Thomas Kues, Polizeipräsident Johann Kühme und der Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann stellten die Kriminalstatistik vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (am) – Obwohl sich die Anzahl der Wohnungseinbrüche erhöht hat, verzeichnete die Polizeidirektion Oldenburg im vergangenen Jahr ein Rekordtief bei den Straftaten insgesamt. Das teilte gestern Polizeipräsident Johann Kühme bei der Veröffentlichung der „Polizeilichen Kriminalstatistik 2015“ mit. Die Aufklärungsquote sei konstant gut. Sorgen bereiten ihm die vermehrten Angriffe gegen Polizeibeamte.

Insgesamt wurden 105.456 Straftaten (2014: 106.948) registriert. Das ist der niedrigste Stand seit 15 Jahren. Auf 100.000 Einwohner im Bereich der Polizeidirektion Oldenburg (Altes Oldenburger Land, Cuxhaven, Diepholz, Verden mit insgesamt 1,7 Millionen Menschen) kommen 6222 Straftaten. „Das ist die niedrigste Häufigkeitszahl seit 2000 und ein Indikator dafür, dass unsere Region sicher ist“, so Polizeipräsident Johann Kühme. 59,3 Prozent der Fälle würden aufgeklärt.

Mord und Totschlag

Bei Straftaten gegen das Leben wurde in insgesamt 117 Fällen (2014: 84 Fälle) ermittelt. Darunter sind 55 Fälle der Soko „Kardio“, die gegen den ehemaligen Krankenpfleger Niels H. ermittelt. Die Verdachtslage konnte weder widerlegt noch bestätigt. In keinem dieser Fälle wurde exhumiert. Bereinigt um diese Straftaten sind die Mordfälle von 15 im Jahr 2014 auf 11 in 2015 gesunken.

Soko „Kardio“

Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bei zirka 220 Fällen 63 Exhumierungen auf neun Friedhöfen durchgeführt und bei 21 der Verdacht bestätigt. Diese Straftaten werden erst im kommenden Jahr in der Statistik auftauchen.

Rohheitsdelikte

Seit 2012 sind die Straftaten bei Rohheitsdelikten rückläufig. Die Fälle sanken von 14.695 (2014) auf 14.421 (2015).

Sexuelle Selbstbestimmung

Es wurden 1230 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnet. Das sind 20 Fälle mehr als im Vorjahr. Wirkung zeige die Präventionsarbeit gegen das sogenannte „Sexting“, die offenherzige Präsentation in sozialen Netzwerken, so der Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann. Dementsprechend seien in diesem Bereich weniger Anzeigen gestellt worden.

Wohnungseinbruch

Diebstahl und Einbruch waren mit 40,3 Prozent die häufigsten Delikte. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 42.445 Fälle (42.868 in 2014) verzeichnet. Seit 2008 steigen aber die Wohnungseinbrüche innerhalb der Polizeidirektion kontinuierlich an. Im vergangenen Jahr sind 3706 Einbrüche (3512 in 2014) verübt worden – ein Plus von 5,5 Prozent (landesweit: 13 Prozent). In rund 40 Prozent dieser Fälle blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote ist auf rund 22 Prozent gesunken und bewegt sich damit im Landesdurchschnitt in Niedersachsen. „Wir wissen, was ein Einbruch bei den Opfern auslöst“, so Kühme. Sie seien nachhaltig in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt. 25 Prozent der Menschen hätten danach Angst in den eigenen vier Wänden und zehn Prozent würden umziehen.

Mit Präventionsprojekten wie „K-Einbruch“ oder „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“, Hinweisen zu technischen Sicherheitsmaßnahmen und mehr polizeilicher Aufklärungsarbeit geht die Polizei gegen diese Entwicklung vor. Zusätzlich bieten die „Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen“ der Polizeiinspektionen kostenlose Beratungen an. „Absolute Sicherheit werden wir nie erreichen können. Aber durch Sicherheitsmaßnahmen am Haus können einige Taten verhindert werden“, sagt Deutschmann. Er betont: „Wichtig ist zudem eine qualifizierte Tatortarbeit.“ Gerade die überörtlichen Täter, die weite Wege in Kauf nehmen, würden sehr penibel arbeiten und kaum Spuren hinterlassen.

Die Polizeidirektion Oldenburg schlägt bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche auch neue Wege ein. Dazu sagt Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann: „Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass viele Täter die Nähe zum Bundesland Bremen ausnutzen und sowohl aus Niedersachsen nach Bremen reisen, um dort Straftaten zu begehen als auch umgekehrt. Deswegen gibt es schon seit vielen Jahren eine ‚Gemeinsame Ermittlungsgruppe Bremen-Oldenburg‘ (GEBO).“ Jetzt wurde zusätzlich eine gemeinsame Analysestelle ins Leben gerufen.

Cybercrime

Um der Straftatenentwicklung im Internetzeitalter zu begegnen, ist von der Polizeidirektion Oldenburg im Jahr 2014 die Projektgruppe Cybercrime eingerichtet worden (die OOZ berichtete). In mehr als 400 Fälle wurde im Jahr 2015 ermittelt, dabei sind die Auslandsstraftaten in der Statistik nicht erfasst. Im Bereich der Cyber-Kriminalität gibt es ein großes Dunkelfeld, denn „manchmal wissen die Opfer gar nicht, dass sie zum Beispiel durch Datenausspähung geschädigt wurden“, erklärt Polizeioberrat Thomas Kues, Dezernatsleiter Kriminalitätsbekämpfung. Mit den Spezialisten wolle man den Tätern begegnen, die die neuen Möglichkeiten wie beispielsweise bei Smart Home ausnutzen wollen. Nach erfolgreichem Abschluss der einjährigen Projektphase, sind zwischenzeitlich alle Polizeiinspektionen beauftragt worden, eigene Organisationseinheiten zur gezielten Bekämpfung von Cybercrime einzurichten.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Die landesweite Entwicklung bei der Anzahl der Widerstandshandlungen und der Zahl der Körperverletzungen gegen Polizeibeamte spiegelt sich auch in der Polizeidirektion Oldenburg wider. Betrugen die Widerstandshandlungen im Jahr 2011 noch 398 sind sie im Verlauf der letzten Jahre auf 284 in 2014 gesunken. Bei 287 Widerstandshandlungen im Jahr 2015 bewegen sie sich ungefähr auf demselben Niveau wie ein Jahr zuvor. Bei den Rohheitsdelikten wie Körperverletzung gab es einen deutlichen Anstieg: von 2013 mit 138 Taten auf 221 Fälle in 2015. „Gewalt gegen Polizeibeamte muss ein Tabu sein“, betont der Polizeipräsident Johann Kühme. Die Angriffe würden sich auch gegen Hilfskräfte richten. Er fordert eine angemessene Bestrafung der Täter.

Während der Präsentation der Kriminalstatistik wurden Straftaten, bei denen sich der Verdacht gegen Flüchtlinge, Ausländer und Asylbewerber als Täter richtet, thematisiert. „Wir haben in den letzten Monaten beobachten müssen, dass Flüchtlinge und Asylbewerber in der öffentlichen Diskussion häufig mit Straftaten und Kriminalität in Verbindung gebracht werden. Dies trifft nach einer ersten Einschätzung jedoch nicht zu“, stellt Polizeipräsident Johann Kühme fest (die OOZ-Redaktion berichtete bereits ausführlich).

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