Oldenburger Polizeigruppe gegen Internetkriminalität
Oldenburg (am) „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben geerbt“, ist in der E-Mail zu lesen. Nur noch eine kleine Zahlung und schon kann der Riesenbetrag überwiesen werden. Oder eine Aktualisierung des Paypal-Kontos ist notwendig. Bitte schnell, denn es könnte Missbrauch getrieben werden. Diese und andere Spam-E-Mails und Phishing-Versuche kennen alle, die das Internet nutzen. Da die Tricks der Täter immer ausgeklügelter werden, fallen manche User darauf rein – und die Fallzahlen sind steigend. Gute Gründe für die Polizei in Oldenburg und im Ammerland, eine Pilotgruppe gegen Cybercrime aufzustellen.
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Im April richtete Polizeipräsident Johann Kühme in der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt / Ammerland die Ermittlungsgruppe Cybercrime unter der Leitung des Polizeioberrates Thomas Weber, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes (ZKD), ein. Neben der Beratung, Aufklärung und Prävention sammeln die fünf Kriminalisten des Kompetenzteams Spuren sowie Beweise und bearbeiten sie lokal. Sie sind Ansprechpartner für besorgte Bürger. Neben der Sachbearbeitung mit der spezialisierten Ausprägung unterstützt die Cybercrime-Gruppe andere Dienststellen. Sind große Unternehmen die Opfer und wird ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden erwartet, ist das Landeskriminalamt (LKA) zuständig. Zusammengefasst werden die Fälle bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück, die neben Göttingen eine Zentralstelle für Cyber-Kriminalität bildet.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 64.426 Straftaten (50.254 Fälle in 2009) verzeichnet, die mit oder gegen die Informations- und Kommunikationstechnik begangen wurden. Seit 2009 mit 4339 Straftaten in Niedersachsen seien die Fallzahlen in fünf Jahren um 19,17 Prozent auf 5171 Straftaten in 2013 gestiegen, so Nils Traß vom Fachbereich Cybercrime in Oldenburg. Das sind aber nur zehn Prozent aller Fälle, denn rund 90 Prozent werden nicht angezeigt, ergab eine Dunkelfeldstudie des LKA Niedersachsen.
„Im Hellfeld der Internetkriminalität haben die Delikte in den letzten Jahren erheblich zugenommen“, so Polizeioberrat Thomas Weber. „Es gibt kaum noch Straftaten, die nicht in irgendeiner Form mit der Internettechnologie zu tun haben“. Das gelte für alle Deliktsbereiche. Fünf speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Onlineaffinität und kriminalistischer Erfahrung widmen sich im Rahmen eines einjährigen Pilotversuches der Bekämpfung von Kriminalität im Internet. Es ist die erste Cybercrime-Gruppe auf regionaler Ebene in Niedersachsen. „Das Kompetenzteam in Oldenburg und im Ammerland bildet den verlängerten Arm im Flächenland Niedersachsen für das Landeskriminalamt (LKA)“, so Weber. Die gewonnenen Erfahrungen werden unter anderem in landesweite konzeptionelle Überlegungen eingebracht.
Cybercrime
Mit Cybercrime benennt die Polizei Straftaten, die sich gegen das Internet, Datennetze, informationstechnische Systeme oder deren Daten richtet und auch Straftaten, sich der Informations- und Kommunikationstechnik bedienen. (Quelle: BKA)
Aktuelle Phänomene und Straftaten
Zu den Straftaten in diesem Bereich gehören beispielsweise Phishing-Angriffe, die zurzeit ansteigen. Der Begriff „Phishing“ setzt sich aus den englischen Begriffen „Password“ und „Fishing“ zusammen, Betrüger angeln online nach Passwörtern, z.B. per E-Mail im Zusammenhang mit Onlinebanking, erklärt Volker Fierdag von der Projektgruppe Cybercrime. „Das Tatverhalten ändert sich. Wir haben es in der Zwischenzeit mit sehr professionellen Tätern zu tun“, sagt Traß. Die E-Mails seien nicht mehr auf den ersten Blick an ihren Rechtschreibfehlern zu erkennen. Mittlerweile würden die Täter beispielsweise vorher anrufen, um den vollen Zugriff auf den PC zu erhalten, erklärt Fierdag.
Andere Themen sind unter anderem Diebstähle von digitalen Identitäten oder sogenannte digitale Erpressungen mit gezielten DDoS-Attacken über Botnetze und Ransomware – wie kürzlich bei Sipgate. „Auch Smartphones sind beliebte Angriffsziele. Über Apps bzw. einer Schadstoffware können unter anderem die Mobilfunkdaten wie Kontakte usw. ausgelesen werden“, so Nils Fraß.
3 Kommentare
Wenn es um das Auslesen von Daten geht, sind die „Opfer“ nicht zu bemitleiden.
Die einen lassen ihre Mobilfunkgeräte für andere offen wie ein Scheunentor, weil sie die verwendete Technik nicht verstehen oder es kommt die typische Aussage „Ich habe nichts zu verbergen“.
Das mag ja sein, nur haben sie nicht die geringste Vorstellung was man mit diesen Daten alles machen könnte. Sehen wir uns dann bestimmte „Magneten“ wie Facebook an oder nehmen uns Whatssapp vor, werden die Möglichkeiten für Kriminelle Märchenhaft.
Wer Mails bekommt in denen versprochen wird, das man einen Millionengewinn gegen eine Zahlung von 5000,- € bekommt, sollte den Schalter umlegen auf dem „GIER“ steht und tief Luft holen.
Wer Post von der 25 jährigen Natsha aus Nowosibirks bekommt, die sich ganz spontan verliebt hat (obwohl man niemals von ihnen gehört hat) und dann darauf anspringt, hat entweder ein hormonelles oder geistiges Problem.
Wer derartige
Wieso verlaufen so viele Anzeigen im Sande? Habe auch schon einmal eine gestellt. Nils P. Ich würde mich freuen von dir persönlich zu hören.
(15.PPP)
Man macht sich die Sache recht einfach. Nach Stellen der Anzeige wird eine gewisse Frist gewartet und dann eingestellt „Täter nicht zu ermitteln“. Fertig.
Bei Verkehrsgefährdung oder gar versuchter Tötung durch vierrädrige Verkehrsrowdys das gleiche Elend „Fahrer nicht zu ermitteln“ und dann Einstellung.