Oldenburg

Leserbrief: Am Bedarf vorbei?

Sozialer Wohnungsbau in Oldenburg.

Sozialer Wohnungsbau in Oldenburg.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg Zum Thema „Aktuelle Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt“ hat uns Michael Bättig aus Oldenburg einen Leserbrief geschrieben. Anlass ist das 5. Oldenburger Wohnforum, das unter dem Motto „Mehr Wohnraum für Oldenburg – wie schaffen wir das?“ am Montag, 28. November, 19 Uhr im Theater Wrede, Klävemannstraße, stattfinden wird. Der Leserbrief wird ungekürzt veröffentlicht.

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I. Der sachliche Teil – Zahlen

1. Einwohnerprognosen und Wohnungsbedarf

Einwohnerentwicklung in Oldenburg bis 2050.

Tabelle 1: Einwohnerentwicklung in Oldenburg 2000 bis 2050.
Quelle: Wohnkonzept 2025 der Stadt Oldenburg. Endbericht / Kurzfassung, Februar 2013 / Mai 2014, Seite 3

Nach der Prognose der Verwaltung im „Wohnkonzept 2025“ wird sich die Einwohnerzahl der Stadt Oldenburg bis 2025 auf 165.576 Einwohner erhöhen, die in 91.176 Haushalten leben. Hierbei wird die aktuell durchschnittliche Haushaltsgröße in Oldenburg von 1,82 Personen pro Haushalt zugrunde gelegt. Danach wird aufgrund der demographischen Entwicklung die Einwohnerzahl wieder langsam zurückgehen (Tabelle 1).

Wohnungs und Wohnbauflächenbedarf.

Tabelle 2: Fortgeschriebener Wohnungs und Wohnbauflächenbedarf.
Quelle: Wohnkonzept 2025 der Stadt Oldenburg. Endbericht / Kurzfassung, Februar 2013 / Mai 2014, Seite 8

Die vorhergesagten Einwohnerzahlen sind maßgeblich für die benötigten Wohneinheiten (WE). Nach der im Jahr 2012 von der Verwaltung aktualisierten Bedarfsplanung im „Wohnkonzept 2025“ müssten von 2012 bis 2025 5960 WE erstellt werden, um den Bedarf zu decken, durchschnittlich pro Jahr 426 (Tabelle 2).

2. Wohnungsbedarf und Wohnungsfertigstellungen

Baufertigstellungsstatistik. Zugänge von Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden 1985 bis 2014.

Tabelle 3: Baufertigstellungsstatistik: Zugänge von Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden 1985 bis 2014.
Quelle: Stadt Oldenburg, Fachdienst Geoinformation und Statistik

Tatsächlich wurden von diesen fehlenden 5960 WE bis Ende 2015 bereits 4068 fertiggestellt (Tabelle 3 und 4). Demnach fehlen bis 2025 nur noch 1892 WE. Das wären pro Jahr durchschnittlich nur noch 189.

3. Aktuelle Einwohnerentwicklung und Wohnungsbedarf

Nun steigt die Einwohnerzahl aber schneller als im „Wohnkonzept 2025“ angenommen. Die Angaben zur aktuellen Einwohnerzahl weichen allerdings erheblich voneinander ab, weil die Einwohnerdatei der Stadt mit den amtlichen Zahlen des Landes, die durch Volks- zählung und Mikrozensus korrigiert werden, nicht abgeglichen werden darf.1

Während die amtliche Statistik (31. Dezember 2015 163.830 Einwohner zählt, beträgt die Einwohnerzahl laut Meldedatei der Stadt Ende 2015 165.096 Einwohner, laut Oldenburger Onlinezeitung sogar 166.600 im November 2016.2

Gehen wir von den 165.096 Einwohnern der städtischen Meldedatei Ende 2015 und der durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,82 Personen aus, so wurden Ende 2015 also 90.697 Wohnungen benötigt.3 Tatsächlich gab es 89.598.4 Rein rechnerisch fehlten Ende 2015 also 1099 Wohnungen in Oldenburg.

4. Die aktuelle Entwicklung der Bautätigkeit

baufertigstellungen

Tabelle 4.
Quelle: Amt für Umweltschutz und Bauordnung: Leistungsbericht des Fachdienstes Bauordnung und Denkmalschutz für das 1. Halbjahr 2016. Ausschuss für Stadtplanung und Bauen am 15. September 2016

Im Jahr 2015 wurde der Bau von 1372 und im ersten Halbjahr 2016 von weiteren 934 zusätzlichen WE genehmigt, eine Steigerung gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 135 WE (Tabelle 4).

Haushalte, WE und Baufertigstellungen; Baufertigstellungen an Bedarf angepasst ab 2018.

Grafik 1: Haushalte, WE und Baufertigstellungen; Baufertigstellungen an Bedarf angepasst ab 2018.
Quelle: Stadt Oldenburg, eigene Berechnungen

Wenn wir vorsichtig hochgerechnet von insgesamt 1500 genehmigten WE für das ganze Jahr 2016 ausgehen, und wenn wir wiederum vorsichtig davon ausgehen, dass von den 1372 in 2015 und den 1500 in 2016 genehmigten WE nur drei Viertel bis 2017 fertiggestellt werden (also 1029 in 2016 und 1125 in 2017), dann wären rein rechnerisch mit 2154 bis Ende 2017 fertiggestellten WE die laut „Wohnkonzept 2025“ bis 2025 benötigten 91.176 WE bereits Ende 2017 mit 576 WE überschritten.

weiter-so

Grafik 2: Haushalte, WE und Baufertigstellungen; Baufertigstellungen „Weiter so“: durchschnittlich 900 WE pro Jahr ab 2018.
Quelle: Stadt Oldenburg, eigene Berechnungen

Doch selbst wenn wir für 2016 die Einwohnerzahl der städtischen Meldedatei von 166.600 zugrundelegen und sogar noch von einer kontinuierlich Steigerung auf 170.000 Einwohner bis 2020 ausgehen, würden Baufertigstellungen in der Größenordnung von durchschnittlich mehr als 900 WE pro Jahr – wie in den letzten fünf Jahren – bereits ab 2018 zur Übersättigung des Marktes führen. (Grafiken 1 und 2)

II. Der polemische Teil – Oldenburg: Stadt der stinkenden Stiesel?

1. Wen kümmert’s?

Wenn in Oldenburg munter weiter so drauflos gebaut wird wie bisher und die Eigentums- und Mietwohnungen bald nicht mehr wie jetzt zu überhöhten Preisen verkauft oder vermietet werden können, dann trifft das zunächst einmal die Kapitalinvestitionsgesellschaften und privaten Bauträger, die auf Immobilien als Renditeobjekte gesetzt haben; Investitionen im Kapitalismus sind immer ein gewisses Risiko – wer sich verzockt, hat selber Schuld.

Und ehe die neu gebauten Wohnungen billiger verkauft oder vermietet werden, bleiben sie in der Regel erstmal leer stehen – kleine Hoffnung also, dass demnächst nicht noch mehr neureiche Stiesel mit ihren lächerlich überdimensionierten Diesel-SUVs die Stadt vollstinken und mit ihrem luxuriösen Lebensstil unnötig viel Energie verschwenden.5 Also wen kümmert’s?

2. Angebot und Nachfrage

Und aktuell kümmert es natürlich alle, die trotz des Baubooms noch immer keine geeignete und für sie bezahlbare Wohnung finden – denn obwohl rein rechnerisch der Bedarf verglichen mit der Zahl der Haushalte Ende 2015 bei nur 1099 neuen WE liegt, stehen auf der Interessentenliste der GSG seit 2012 Jahr für Jahr zwischen 4500 und mehr als 5000 Menschen. Allein nach dieser Liste (es gibt neben den Menschen auf der GSG-Liste sicher noch weitere Wohnungssuchende in Oldenburg) fehlen knapp 4000 kleine Wohnungen für Ein- bis Zwei-Personenhaushalte mit einer Bruttomiete von maximal 600 Euro im Monat (Tabelle 7).

Interessenten bei der GSG.

Tabelle 7: Interessenten bei der GSG.
Quelle: GSG Oldenburg

Wenn wir dann noch berücksichtigen, dass es sich bei den aktuellen Steigerungen der Einwohnerzahlen zu einem großen Teil um Geflüchtete handelt, die sich kaum eine 60 Quadratmeter große Wohnung im Johanneshof für 240.000 Euro kaufen werden, dann könnte man mal darüber nachdenken, warum überhaupt und für wen eigentlich so viel gebaut wird in Oldenburg.

3. Viele Jahre rot-grüne Mehrheiten in Oldenburg …

Seit 2012 wird am aktuellen Wohnungskonzept der Stadt Oldenburg gearbeitet und davon geredet, genügend Wohnraum auch für einkommensärmere Menschen in Oldenburg zu schaffen. Wohnraumförderungsprogramme, Quotenregelungen, Belegungsbindung, Leerstandskonzepte … Seit 2012 hat sich die Zahl der Menschen mit geringeren Einkommen, die vergeblich eine für sie bezahlbare Wohnung suchen, nicht verringert. Erfolgreiche Konzepte sehen anders aus.

Die Stadt wurde stattdessen von der Wohngeldreform, die Anfang 2016 in Kraft trat, kalt erwischt: Die Mietobergrenzen für Grundsicherungsberechtigte mussten nun endlich auch in Oldenburg an die harte Realität des Wohnungsmarktes angepasst werden. Statt diesen Anstoß von außen nun aber mit effektiven Konzepten zur Schaffung günstigen Wohnraums aufzugreifen, steckt die Stadt lieber Geld in die Erstellung eines sogenannten „Schlüssigen Konzepts“ – in der Hoffnung, so die Mietobergrenzen wieder absenken und Geld auf Kosten der Ärmsten einsparen zu können.

Wenn die Stadt angesichts dieser Entwicklungen mit Stolz die Festlegung einer Quote von 20 Prozent sozialen Wohnungsbaus auf städtischen Grundstücken verkündet, dann stellt sich schon die Frage, was mit Erfolg gemeint ist?

4. Nachhaltige und sozial gerechte Wohnungspolitik? Wer?

Eine nachhaltige und sozial gerechte Wohnungspolitik würde mit einem Sofortprogramm

  • 1. die Zahl der Baugenehmigungen auf den tatsächlichen Bedarf reduzieren,
  • 2. die Quote für private Bauträger zur Schaffung günstigen Wohnraums auf mindestens 50 Prozent erhöhen,
  • 3. die Subventionen privater Bauträger komplett auslaufen lassen,
  • 4. in gemeinsamer Trägerschaft mit kommunalen Wohnungsbaugesellschaften mindestens 2000 bis 3000 Sozialwohnungen in den nächsten drei Jahren bauen (beim aktuell niedrigen Zinssatz wäre das sogar eine lohnende Zukunftsinvestition in das Vermögen der Stadt),
  • 5. parallel dazu Mehrgenerationen-, nachhaltige und soziale Wohnprojekte (wie zum Beispiel Breslauer Straße und Glashüttensiedlung) fördern,
  • 6. die ökologische Sanierung und Modernisierung im Altbestand der Wohnungsbaugesellschaften unterstützen.

Nachhaltige und sozial gerechte Wohnungspolitik scheint nicht rot-grün zu sein. Über Wohnungsstandards und Lebensqualität im Quartier haben wir dabei noch gar nicht geredet.

Anmerkungen

1 „Die Einwohnerzahl der eigenen Einwohnerdatei wich insbesondere seit der Volkszählung 1987 immer von den amtlichen Zahlen ab. Dies erklärt sich daraus, dass das Einwohnerregister nicht aufgrund der Volkszählungsdaten überarbeitet und korrigiert, sondern stets fortgeschrieben wurde (Verbot des Melderegisterabgleichs). Nach dem Zensus 2011 (registergestützte Volkszählung) werden weiterhin Abweichungen zwischen der amtlichen Einwohnerzahl und der des Melderegisters auftreten, da das Verbot eines Datenabgleichs weiterhin gilt.“ (Fachdienst für Geoinformation und Statistik der Stadt Oldenburg: http://www.oldenburg.de/fileadmin/oldenburg/Benutzer/PDF/40/402/0202-2015-Internet.pdf, 22. November 2016).
2 https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/oldenburg/einwohnerzahl-14728.html, 22. November 2016.
3 Inklusive Ersatzbedarf von 0,1 Prozent und Mobilitätsreserve von 1 Prozent wären es 91.695 WE.
4 Bautätigkeit und Wohnungen. Bestand an Wohnungen. Fachserie 5 Reihe 3. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016.
5 Vergleiche die hochinteressante aktuelle Untersuchung des Bundesumweltamtes zum Energieverbrauch in privaten Haushalten, die belegt, dass je höher das Einkommen ist, desto mehr Energie verbraucht wird: Texte 39/2016, Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Repräsentative Erhebung von Pro-Kopf-Verbräuchen natürlicher Ressourcen in Deutschland (nach Bevölkerungsgruppen).

Ein Leserbrief von Michael Bättig.

Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

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13 Kommentare

  1. Werner Lorenzen-Pranger
    23. November 2016 um 21.42 — Antworten

    Meine Güte…
    Die „Johanneshöfe“, benannt nach einer mehr als zwielichtigen Person, wurden zu Schwandners Zeiten geplant und errichtet. Kaum anzunehmen, daß Rot oder Grün daran auch nur im Ansatz irgendeinen Anteil hatten. Nach dem Willen Schwandners sollte das gesamte Bahnhofs / Hafenterrain (z.B.) zu Luxusunterkünften mit angeschlossenem Kasperltheater – wichtig eher der Saalverleih der „Kulturetage“ als deren Eigenleistung – werden. Proteste gabs von Anfang an von denen, die sich weder Wohneigentum noch Luxusmieten leisten konnten.
    Das ist übrigens nur EIN Beispiel. Der Rest ist nicht einmal einer seriösen Recherche wert. (Googeln sie selbst!) Ich habe da übrigens mal jahrelang gewohnt (Bahnhofsplatz / später Bahnhofsstraße / Rosenstraße) , kenne also die eindeutig gewollte totale Vernichtung der geradezu familiären Nachbarschaft noch sehr genau aus eigener Erfahrung.
    „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung erschlagen, wie mit einer Axt!“ Heinrich Zille.
    „Johannes“, ganz sicher kein Sozi, Grüner oder Linker, schaffte das, bevor der große Coup mit Hilfe der CDU und Schwandner gelang, bereits ganz prima.
    Wer weiß, wie weit zeitlich verzögert politische Entscheidungen alltägliche Realität werden, der weiß auch, daß die Mehrheit der Behauptungen in diesem Text nicht einmal im Ansatz der Realität entsprechen.
    Netter Versuch, Gott sei Dank als billigste Propaganda an der Realität total gescheitert!

  2. Karl
    24. November 2016 um 12.09 — Antworten

    >– in der Hoffnung, so die Mietobergrenzen wieder absenken und Geld auf Kosten der Ärmsten einsparen zu können.

    Wie wahr. Dazu ein Bericht aus der Oldenburger Monatszeitung von September 2016, Seite 11:

    Kostenbeteiligung für Obdachlose in Oldenburger

    Zu unserem Schreiben zur geplanten Kostenbeteiligung von 5 Euro pro Nacht, das wir nach wie vor aus sozialen Gründen ablehnen, erreichte Heidi Tauchert ein Anruf von der Dezernentin Dagmar Sachse. Darin machte sie deutlich, dass sie au Sicht der Stadtverwaltung die Pflicht habe, sämtliche rechtlichen Einnahmequellen auszuschöpfen. Im Gespräch wurde ebenfalls verdeutlicht, dass der Vorstand des BV da eine andere Sichtweise vertritt.

    Heidi Tauchert

    Respekt Frau Tauchert. Hier noch eine Webseite für diejenigen, die an dem Thema interessiert sind:

    Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.

  3. Karl
    25. November 2016 um 9.54 — Antworten

    Nachtrag zu meinem o.a. Kommentar verbunden mit der Frage: Wie würde die Verwaltung unserer Stadt handeln?

    Obdachlose in Flüchtlingscontainer? Behörde lehnt ab

    • Werner Lorenzen-Pranger
      25. November 2016 um 12.04 — Antworten

      Daß Armut billigend in Kauf genommen wird, ist klar. Mitschtuld sind natürlich solch skrupellose Erbsenzähler, auch „Juristen“ genannt – die Hauptschuld tragen aber natürlich die Geschäftemacher.
      Ich erinnere mich an eine Talkshow im Fernsehen, in der ein Journalist sagte, der Kapitalismus in seiner derzeitigen Form würde zwangsläufig in der organisierten Kriminalität und totalen Menschenverachtung enden. Großer Widerspruch von allen Seiten. Das ist jetzt zwanzig Jahre oder mehr her (!) – und er hat, wenn wir Banken, Autofirmen usw., aber auch die „bürgerliche“ Poilitk, ansehen, absolut recht behalten.

  4. Bernd Ellern
    26. November 2016 um 14.20 — Antworten

    Und was hat das alles mit dem Thema Wohnungssituation in Oldenburg zu tun, was Sie hier kommentieren?

    • Werner Lorenzen-Pranger
      27. November 2016 um 11.28 — Antworten

      „…dass demnächst nicht noch mehr neureiche Stiesel mit ihren lächerlich überdimensionierten Diesel-SUVs die Stadt vollstinken und mit ihrem luxuriösen Lebensstil unnötig viel Energie verschwenden.“

      Nicht nur lesen (alles, wenns geht) – auch verstehen! In diesem Punkt hat Michael Bättig doch völlig recht. Jedenfalls wurde dieser Punkt weder von mir noch von Mitpostern bisher kritisiert. sondern inhaltlich eher verstärkt. Meine Kritik bezog sich darauf, daß Herr Bättig wohl viel zu kurzfristig denkt, oder, wenns ihnen lieber ist, zu ungeduldig ist. In anderen Ländern steht ein Gebäude u.U. längst in Funktion, da haben sie in der selben Zeit in Deutschland noch nicht mal eine Baugenehmigung – und dann kommt trotzdem – siehe Finanzamt, Tiefgarage, schimmlige Beton-Wohnungen meist unter Flachdach usw. – nur extrem kurzlebiger und sogar lebensgefährlicher Murks raus.

  5. Manfred Murdfield
    29. November 2016 um 10.52 — Antworten

    Die „Johannes-Höfe“ am Alten Stadthafen sind nicht nach dem Täufer, sondern nach einem der Geldgeber, Hans (Johannes) Oetken benannt, der im September verstorben ist. Ob es posthum geschickt ist, dass er von Herrn Lorenzen-Pranger als „eine mehr als zwielichtige Person“ bezeichnet werden muss, sei dahin gestellt, auch wenn Oetken das Geheimnis der persönlichen Geldvermehrung gut kannte. Vielleicht wäre es aufschlussreicher, hier den Zusammenhang der Traueranzeige vom 08.09.16, NWZ, für J.. Oetken von den Oldenburger Freimaurern (Johannis-Loge, zum goldenen Hirsch) mit den „Johannes-Höfen“ herzustellen. Wer den Sinn dieser Brüderschaften kennt, der weiss, das vieles, vor allem im Baubereich, einen eigenen, vor allem bestimmten Interessen folgenden, einfacheren Weg geht. Vielleicht wird dann verständlich, warum (nicht nur in Oldenburg) nicht nur so manches Gebäude so ist, wie es ist.

    • Werner Lorenzen-Pranger
      30. November 2016 um 9.48 — Antworten

      „…auch wenn Oetken das Geheimnis der persönlichen Geldvermehrung gut kannte.“
      Immerhin eine deutlich konkretere Formulierung und somit ein klarerer Hinweis als ich ihn gebrauchte. Danke für ihren Mut, das so klar auszusprechen.

  6. Barbara Klebinger
    5. Dezember 2016 um 22.13 — Antworten

    … die bisherigen Beiträge zeigen mE nach deutlich den großen Abstand zwischen Wohnungsbau und dringendem Wohnbedarf auf. Eine der ersten Aussagen von Krogmann beinhaltete die Freude über „oldenburger“ Bautätigkeit mit bezahlbarem Wohnraum für Normalbürger auf dem donnerschweer Kasernengelände : 7,64 E/m2 ! Zu den Normalbürgern gehörten schon damals bestimmt keine ALG II-Empfänger, Sozialhilfeempfänger oder gar Obdachlose !
    Damals in der Anfangszeit hatte ich versucht für eine behinderte Bekannte (ALG II) dort eine barrierefreie kleine Wohnung zu bekommen : in zwei Versammlungen wurden ihr Mitgliedschaften in 2 Mietervereinen „nahegelegt“, Monatsbeiträge 3 E und 2 E – aber keine Garantie, nur ein Platz auf einer Liste.über die „später“ entschieden werden würde…Sie hatte nie eine Chance auf eine Wohnung !
    Der Begriff „bezahlbarer Wohnraum“ hat mit den Tatsachen der Planung von Wohnbauten in Oldenburg NICHTS zu tun – und schon gar nicht in den „guten“ Lagen unserer Stadt.
    Echter sozialer Wohnungsbau (wenn überhaupt) findet eher in Gebieten wie Kreyenbrück, Bloherfelde, Alexanderstraße/ Brookweg oder am Rennplatz statt – bestimmt nicht an „Johannes-Höfen“ !
    Übrigens wird der neue Provisorisch-Bau des Finanzamtes OL direkt auf dem „Johannes-Bauhof“ am Stubbenweg gebaut – Angebot und Nachfrage haben sich eben hier gefunden.
    Das neueste „Angebotsheft“ der GSG beinhaltete übrigens so gut wie gar keine Angebote für „bezahlbaren“ Wohnraum für die Suchenden aus dem Sozialbereich : nur exclusive Angebote für Anleger und finanzkräftige Käufer.
    Sozialer Wohnungsbau findet mE nach in unserer Stadt bisher NICHT statt.

  7. Manfred Murdfield
    7. Dezember 2016 um 14.22 — Antworten

    Eine „soziale“ oder/und „demokratische“ Bürgerbeteiligung, z.B. bei den Konversionsflächen Donnerschwee und Fliegerhorst findet doch real-strategisch nur ab einem bestimmten Bildungsniveau (oder auch „Aspirationsniveau“) statt. Es wird eine behördlich unterstützte Stellvertreterposition eingenommen für die Menschen, die einen für sie tatsächlich „bezahlbaren Wohnraum“ benötigen, aber wegen ihrer gesellschaftlichen Situation und auch wegen gesellschaftlich fehlender Teilhabebereitschaft nicht ermutigt sind, an den „Workshops“ und „Labor-Veranstaltungen“ teilzunehmen, um ihre Interessen durchsetzen zu können. In dieser in der Metropolprovinz Oldenburg für Gutverdiener bevorzugten betreuten Demokratie findet deshalb eine Planung des „sozial-bezahlbaren“ Wohnungsbaus weitab vom Bedarf statt, gezeugt aus einem bourgeoisem Sozialhormon und geprägt mit einem eingebildeten kalten Mitleid.

    • Markus
      7. Dezember 2016 um 17.39 — Antworten

      Bitte sehr, wenn Sie sich so für zentrumsnahen, bezahlbaren Wohnungsbau einsetzen – werden Sie tätig, kaufen ein zentrumsnahes, teures (!) Grundstück, bebauen es entsprechend der aktuellen Bauvorschriften (in vielen Gegenden bekommen Sie gar keine Mietskaserne mehr genehmigt) und schauen dann, wie viel der Quadratmeter kosten muss, damit man keinen Verlust macht. Dies ist bundesweit unabhängig von etlichen Fachleuten berechnet worden. Das nur in Details unterschiedliche Ergebnis: Hartz4-kompatible Wohnungen sind ohne MASSIVE Subventionen nicht finanzierbar. Und da auch ein Wohnungsbauunternehmen rechnen muss, sind die Wohnungen eben erst ab einem gewissen Qudratmeterpreis erhältlich.
      Ich vermiete selbst (Altbau, über 150 Jahre), und auch hier ist es aufgrund der laufenden Kosten u.a. auch für Instandhaltung nicht möglich, einen bestimmten Qudratmeterpreis zu unterschreiten – es sei denn, man steht auf Selbstausbeutung.

      • Werner Lorenzen-Pranger
        8. Dezember 2016 um 10.47 — Antworten

        Deswegen gibts – oder gabs – ja den mit öffentlichen Mitteln geförderten sozalen Wohnungsbau. Wieso sich Städte, Gemeinden, Land und Staat da in den letzten Jahrzehnten (?) so herausgezogen haben, ist schlicht sachlich nicht nachvollziehbar. Ebenso wie in anderen Bereichen fand hier offenbar der Versuch statt, komplett zu privatisieren, was in ALLEN (auch, und besonders etwa in der Energieversorgung) Bereichen zu ungunsten der Normalverbraucher ging. Schlicht gesagt, man überließ den, teilweise skrupellosen, Geschäftemachern weitestgehend das Feld – und „die Politik“ und die Verwaltungen, insbesondere die „Konservativen“, machten mit!
        Mal überlegen, was die sich wohl so davon versprochen haben…?

  8. Manfred Murdfield
    9. Dezember 2016 um 17.12 — Antworten

    Demnächst kommen ja im Planungsrecht die räumlich verdichteten „urbanen Gebiete“. Kreuzberger Hinterhöfe klopfen an die Türen der Betongold-Investoren. Damals war der Mindestabstand der gegenüberliegenden Wohnungen der, dass sich die Feuerspritze drehen konnte. Mit den ständig sich verringernden Grenzabständen in der Bauordnung sind wir da auf einem guten Weg zu einem neuen „sozialen“ Wohnungsbau. Schon Friedrich Engels wusste, dass die Wohnungsfrage von der Bourgeoisie so gelöst wird, dass sie sich immer von Neuem stellt. Die Forderung und Umsetzung einer sich wiederholenden Einschränkung von „Licht, Luft und Sonne“ kann und wird da nicht helfen, sondern ebenso wie gehabt räumliche Enge Stress und Krankheiten fördern.

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