Oldenburger Straßenengel: Hilfe bei Hitze

Marion Sandker – Vorstandsmitglied der „Oldenburger Straßenengel“ – ist donnerstags als „Lastenengel“ unterwegs.
Foto: Svenja Kaden
Oldenburg (Svenja Kaden/ki) Wenn das Thermometer über die 30‑Grad‑Marke klettert, wird es für obdachlose Menschen besonders gefährlich. Während andere sich mit Ventilatoren, Sonnenschirmen oder einem Sprung ins Freibad abkühlen können, fehlen Menschen ohne festen Wohnsitz oft selbst grundlegende Dinge wie Trinkwasser oder ein schattiges Plätzchen. Die Folgen sind Kreislaufprobleme, Dehydrierung und ernsthafte gesundheitliche Beschwerden. Genau hier setzt die Oldenburger Initiative „Straßenengel“ an – ein ehrenamtlicher Verein freiwilliger Helferinnen und Helfer, der sich um die Versorgung Bedürftiger kümmert.
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Essens- und Getränkeausgabe
Seit fünf Jahren engagieren sich die „Straßenengel“ für obdachlose Menschen in Oldenburg. Rund 55 bis 60 Mitglieder gehören aktuell zum Verein, viele davon sind vollzeitberufstätig. Mittwochs und samstags kochen die Ehrenamtlichen gemeinsam warme Gerichte und verteilen sie anschließend, donnerstags sind sie als „Lastenengel“ unterwegs: Mit dem Fahrradanhänger fahren sie bestimmte Plätze in der Stadt an und geben Brötchen von der Tafel, Snacks und kühle Getränke aus. Ihre Einsätze organisieren sie in Eigenregie.
Schutz vor der Sonne
An heißen Tagen liegt der Fokus der Hilfe auf Wasser, Erfrischungsgetränken, Sonnencreme und Kopfbedeckungen, um Kreislaufproblemen und Dehydrierung vorzubeugen. Nach Aussage von Marion Sandker aus dem Vorstand der „Straßenengel“ seien zahlreiche obdachlose Menschen der prallen Sonne oft schutzlos ausgeliefert. Einige säßen apathisch auf sonnenbeschienenen Plätzen – oft, weil sie an anderen Orten nicht verweilen dürften. „Wir müssen ja auch irgendwie überleben, ist aber gerade einfach schwer“, erzählt einer der Betroffenen, der regelmäßig von den Helfer/innen versorgt wird.
Spontane Einsätze
Nicht selten reagiert der Verein auch spontan: Per Telefon oder WhatsApp erreichen sie regelmäßig Hilferufe. Dann machen sich Helfer/innen – wenn möglich – sofort auf den Weg. In einem Fall habe das Team schon mehrere Stunden bei einer überhitzten Frau gewartet, Getränke und Essen besorgt – bis diese sich wieder stabilisiert habe. Auch um die medizinische Versorgung der Obdachlosen kümmern sie sich: Pflaster, Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel seien immer dabei. Einmal im Monat begleite sogar das Rote Kreuz die Touren, um akute Wunden zu versorgen. Zusätzlich arbeitet der Verein mit einigen oldenburgischen Krankenhäusern zusammen – dort stehen Schränke mit Isomatten und Schlafsäcken für entlassene Patient/innen ohne feste Unterkunft bereit.
Unterstützung und Spenden
Auch Passant/innen können laut Sandker unterstützen: Wer helfen möchte, könne beispielsweise einfach eine Flasche Wasser kaufen und diese bei Bedarf weitergeben. Oft sei genau das der entscheidende Unterschied zwischen einem anstrengenden und einem gefährlichen Tag. „Es ist manchmal wirklich lebensnotwendig.“ Wer dauerhaft unterstützen möchte, könne gerne Geld- oder Sachspenden leisten. Mitglieder habe der Verein aktuell tatsächlich genug – zum ersten Mal seit der Gründung.
Von der Stadt Oldenburg wünsche sich der Verein mehr offizielle Beachtung. Die Bevölkerung hingegen zeige sich aus Sicht der „Straßenengel“ bereits überaus engagiert: „Von den Menschen können wir uns nicht mehr wünschen, die sind toll“, freut sich Marion Sandker über die zahlreichen Spenden der Oldenburger.
Die Arbeit der Straßenengel zeigt: Gerade bei gefährlichen Wetterextremen ist die Unterstützung obdachloser Menschen durch engagierte Initiativen wie diese ein wichtiges Signal – für Menschlichkeit, Aufmerksamkeit und Solidarität auf Augenhöhe. „Man gibt nicht nur, man bekommt auch zurück“, sagt Marion, während sie sich wieder auf das beladene Fahrrad schwingt. „Es erfüllt das Herz.“

Der Fahrradanhänger der „Lastenengel“ beinhaltet Getränke, Brötchen und Snacks für Bedürftige.
Fotos: Svenja Kaden
Mehr Informationen über die „Straßenengel“ und Möglichkeiten zur Unterstützung unter www.strassenengel-ol.de.
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