Oldenburg

Starkregen: Alexanderstraße wird zum Testfeld

Der Bereich rund um die Alexanderstraße wurde schon mehrfach überflutet.

Der Bereich rund um die Alexanderstraße wurde schon mehrfach überflutet.
Foto: Reinhard Hövel / Stadt Oldenburg

Oldenburg (am) Extreme Wetterereignisse wie Starkregen sind Folgen des Klimawandels. Im Rahmen des europäischen Forschungsvorhabens „Catch“ (water sensitive Cities: the Answer to Challenges of extreme weather events) suchen sieben mittelgroße Städte in sechs Ländern nach Lösungen für die Auswirkungen von Extremwetter. Fünfmal wurde die Alexanderstraße nach einem Starkregen überflutet. Jetzt stellt der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) ein neues Verkehrswarnsystem als Pilotprojekt für diesen Bereich vor.

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Starkregen: Das sind große Niederschlagsmengen, die innerhalb kürzester Zeit räumlich begrenzt auftreten. Solche Ereignisse werden voraussichtlich in Zukunft häufiger vorkommen. Die Auswirkungen sind überflutete Vorgärten, vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen. Es steigt die Gefahr von Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Der Verkehr wird erheblich gestört. Herausgedrückte Schachtdeckel, fehlende Rettungswege und Autos, die Bugwellen zum Schaden der Anlieger verursachen, sind nur einige der Probleme, die entstehen können.

Oldenburg blieb bisher vom Schlimmsten verschont, obwohl die vordere Alexanderstraße und der Melkbrink seit 2010 bereits fünfmal unter Wasser standen. Noch schlimmer wäre es gekommen, wenn die Wassermassen, die Pfingstmontag über Hatten niedergingen, Oldenburg getroffen hätten. Innerhalb kürzester Zeit sind mehr als 90 Liter Regen auf den Quadratmeter in Hatten gefallen. „Das ist nur zehn Kilometer an Oldenburg vorbeigegangen“, erinnert sich Sachgebietsleiter Reinhard Hövel (Planung und Bau Leitungswesen Abwasser, Stadt Oldenburg). Um auf Extremwetterereignisse besser reagieren zu können, startet jetzt unter anderem ein Pilotprojekt in Oldenburg.

Nach der Vorstellung der Starkregengefahrenkarte, zahlreichen Workshops und der Einrichtung eines Runden Tisches hat der OOWV eine neue Verkehrsführung vorgestellt, die deutschlandweit einmalig ist. Ziel ist die Lenkung des Verkehrs bei Starkregen bzw. Überflutung. Zunächst werden Messungen im Kanal durchgeführt. Dafür werden zwei Sonden (Alexanderstraße / Humboldtstraße und Kreuzstraße) installiert. So sollen Fehlmessungen ausgeschlossen werden. „Die Erfahrung wird zeigen, wann der richtige Zeitpunkt für die Auslösung der Verkehrslenkung ist“, so Dr. Michael Janzen (Leiter Asset Management und strategische Planung). Der Grenzwert müsse laufend angepasst werden.

Das Verkehrskonzept sieht vor, dass bei einer Überflutung der Alexanderstraße möglichst der gesamte Verkehr aus dem Bereich zwischen der Abzweigung Alexanderstraße / Nadorster Straße sowie der Kreuzung Melkbrink / Lambertistraße ferngehalten wird. Dafür werden an mehreren Standorten neue LED-Verkehrsschilder anstelle von permanenten Warnzeichen zusätzlich aufgestellt, die flexibel bespielt werden können. Dadurch soll der Verkehr über die Lambertistraße, Nadorster Straße sowie Von-Finckh-Straße umgeleitet werden. Zeitgleich werden alle beteiligten Stellen wie Rettungskräfte oder Busunternehmen automatisch informiert.

Anfang Dezember werden die Anlieger über die Pilotmaßnahme informiert. Im Frühling soll die Testmaßnahme realisiert werden. Zuvor wird ein Probebetrieb bei geringem Verkehrsaufkommen durchgeführt. Rund 150.000 Euro stehen für das Projekt aus den europäischen „Catch“-Mitteln zur Verfügung. Nach den ersten Erfahrungswerten sollen auch die Ampelschaltungen bei Überflutung an die Notfall-Verkehrslenkung angeschlossen werden.

Schwammstadt – Wassersensible Stadtentwicklung

Die aktuellen Maßnahme ist ein Baustein auf dem Weg zur Schwammstadt – über die wassersensible Stadtentwicklung. Im Ergebnis sollen Städte entstehen, die Wassermassen wie ein Schwamm aufnehmen und es verzögert wieder abgeben. Zu den Maßnahmen zählt eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung mit zum Beispiel Flutmulden oder Notwasserwegen, natürliche Überflutungsflächen, eine Gründachstrategie und Gefahrenkarten, um die Risiken besser einschätzen zu können. Während in Oldenburg zukünftig 50 Prozent der Dächer begrünt sein müssten, habe die Huntestadt beim Prinzip der Regenwasserversickerung noch Nachholbedarf, erklärt Janzen.

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