Schizophrenie mit Sport positiv beeinflussen

Christian Figge, Chefarzt für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Monika Jüttner, Pflegedirektorin der Karl-Jaspers-Klinik, sowie die Sportwissenschaftler Sirka Ginsel und Mirko Brandes (von links) beim Indoor-Cycling.
Foto: Daniel Schmidt
Oldenburg (zb) Dass Bewegung die Psyche stärkt, ist bekannt. Aktuelle Studien belegen, dass regelmäßiger Sport den Erkrankungsverlauf schizophrener Psychosen positiv beeinflusst. Wie Schizophrenie-Patienten durch Sport aktiv und eigenständig zu ihrer Gesundheit beitragen können, damit befasst sich ein Forschungsprojekt am Institut für Sport der Universität Oldenburg in Kooperation mit der Karl-Jaspers-Klinik.
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Endorphine sind auch als Glückshormone bekannt und werden bei sportlichen Betätigungen vermehrt ausgestoßen. Ob sie allein für die gute Stimmung sorgen, ist zwar nicht klar, aber Untersuchungen zeigen, sportliche Aktivitäten lösen Veränderungen im Gehirn aus. Diesen Effekt wollen der ärztliche Leiter des Projekts, Dr. Christian Figge, Chefarzt für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie an der Karl-Jaspers-Klinik, sowie Sirka Ginsel und Dr. Mirko Brandes, sportliche Leiter des Projekts, nutzen. 18 Monate dauert ihre Studie, die in Zusammenarbeit mit zwei Patientengruppen von jeweils 20 Teilnehmer_innen der Jaspers-Klinik durchgeführt wird.
„Kernstück ist Indoor-Cycling“, berichtet Sirka Ginsel. Zweimal in der Woche treffen sich die Patienten und beteiligen sich an einem Ausdauertraining mit Musik auf modernen Spinning-Fahrrädern. „Wir hoffen, sie auf diese Weise grundsätzlich für Bewegung motivieren zu können“, sagt Sirka Ginsel. Ein wöchentliches und sehr abwechslungsreiches Sportprogramm ergänzt das Indoor-Training.
„Hier steht die Vielfalt im Vordergrund, damit möglichst jeder Teilnehmer Bewegungen entdeckt, die ihn ansprechen und Spaß machen. Nur dann wird unser Projekt nachhaltige Wirkung haben“, ist die Sportwissenschaftlerin überzeugt. All das geschieht in der Karl-Jaspers-Klinik. Sobald die Patienten entlassen werden, können sie das Angebot an der Universität Oldenburg fortsetzen, um buchstäblich am Ball zu bleiben. Ziel ist es, dass sie den Punkt erreichen, wo sie selbstbestimmt Sportangebote, die ihnen gefallen, regelmäßig wahrnehmen und so ihre Gesundheit stabilisieren.
Parallel dazu überprüfen die Wissenschaftler kontinuierlich den Krankheitsverlauf der Teilnehmer. „Der Verlauf der Psychose interessiert uns ebenso wie physiologische Parameter und inwiefern die Patienten körperliche Aktivitäten entwickeln. Bei bisherigen Untersuchungen hat es kaum Nachfolgeuntersuchungen gegeben, die die Ergebnisse überprüfen“, berichtet Sirka Ginsel. „Genau das wollen wir aber tun, um nachweisen zu können, ob Sport als nebenwirkungsfreies Mittel dazu beiträgt, den Krankheitsverlauf zu verbessern.“ Wenn das der Fall wäre, sollen Studieninhalte in die Standardtherapie aufgenommen werden.
„Bislang sind die Teilnehmer sehr aufgeschlossen und auch erfreut über diese Art der eigenverantwortlichen Therapieunterstützung“, sagt Sirka Ginsel, die hofft, dass die Patienten durch den Sport auch Kontakte knüpfen und intensiver am Leben teilnehmen. Ende 2015 sollen abschließende Ergebnisse vorliegen.
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