Gesundheit

Radtour pro Organspende: Radeln für ein zweites Leben

Fast 40 Transplantierte und Betreuer der Radtour-pro-Organspende werben für die Organspende, wodurch ihnen ein zweites Leben geschenkt wurde.

Fast 40 Transplantierte und Betreuer der Radtour-pro-Organspende werben für die Organspende, wodurch ihnen ein zweites Leben geschenkt wurde.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (zb) Die Teilnehmer der Initiative Radtour-pro-Organspende waren heute auf dem Oldenburger Julius-Mosen-Platz nicht zu übersehen. Und wer mit ihnen ins Gespräch kam, der staunte nicht schlecht. Denn sie alle sind transplantiert.

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„Sorry Engel, du musst warten…“ – unter diesem Motto haben die Organspende-Initiative nopanicfororganic und die Initiative Radtour-pro-Organspende eine Informationskampagne per Rad für das Thema Organspende gestartet. Vom 20. Juni bis 2. Juli radeln sie von Groningen nach Kopenhagen und werben für die Organspende, denn sie alle wären nicht mehr am Leben, hätten sie keinen Spender gehabt.

Stefan Endrich aus Würzburg ist einer von ihnen. „Mit 25 Jahren habe ich nicht darüber nachgedacht, dass meine Niere versagen könnte“, erzählt der 52-Jährige, der seit Jahrzehnten mit seinem Spenderorgan lebt. Zum Glück hat er eine Spenderniere erhalten und musste nicht länger an die Dialyse. „Ich kann ein normales Leben leben, treibe Sport und beteilige mich an der Tour, weil ich auf das Schicksal vieler Menschen aufmerksam machen möchte, die dringend ein Spenderorgan brauchen.“

So wie ihm geht es vielen. Auch Gerhard Hassler von der Selbsthilfegruppe „Lebertransplantierte Deutschland e.V.“ – Ortsgruppe Oldenburg bekam eine Leber transplantiert. „Sonst wäre ich vor vier Jahren während der Fußball-Weltmeisterschaft gestorben“, sagt er und ist seinem Spender dankbar. „Ich habe unglaubliches Glück gehabt und bin dankbar, dass ich heute wieder alles machen kann und Freude am Leben habe.“ Denn täglich sterben drei Menschen in Deutschland, die vergeblich auf eine Organspende gewartet haben.

Die Teilnehmer der Tour und ihre Angehörigen sind längst im Besitz eines Organspenderausweises. Und ihnen ist es genauso ergangen wie vermutlich vielen anderen. „Erst als wir selbst mit dem Problem Organspende konfrontiert wurden, haben wir angefangen, darüber nachzudenken. Wir möchten, dass viele gesunde Menschen sich mit einer möglichen Organspende auseinandersetzen und bereit sind, Organspender zu werden“, sagt Franz Brecklinghaus aus Bottrop, der seit 34 Jahren mit einer Spenderniere lebt.

Unterstützt werden sie von der Musikgruppe „The Dandy“. Ein Mitspieler, der lange mit Udo Lindenberg gearbeitet hat, ist selbst transplantiert und unterstützt deshalb das Engagement der Initiative musikalisch. So radelt die Gruppe von Ort zu Ort und wurde in Oldenburg von Mitarbeiter_innen des Klinikums Oldenburg unterstützt.

Die Transplantationsbeauftragten Oberarzt Samuele Friggi und Intensivpfleger Markus Gerke standen den Bürgern Rede und Antwort für Fragen, die die Abläufe in der Medizin und Pflege bei einer Organspende betreffen. „Nur durch fundierte Informationen können wir den Bürgern die Angst vor einem Spenderausweis nehmen“, ist Friggi überzeugt. Gleichwohl macht er deutlich, dass jeder Mensch von heute auf morgen in die Situation kommen kann, ein Spenderorgan zu benötigen.

Der Spenderorganskandal an der Uniklinik Göttingen hat dem Ansinnen einen weiteren Schlag versetzt. Viele Menschen trauen dem System nicht und verzichten auf einen Spenderausweis. „In unserer Region hat sich das nicht spürbar niedergeschlagen“, sagt Friggi. Bislang hat er zwei Organentnahmen im Klinikum betreut. „Ich stelle immer wieder fest, dass die Menschen falsche Vorstellungen von der Organspende haben. Deshalb sind solche Initiativen wie diese sehr wichtig, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen.“

Denn erst wenn ein Menschenleben definitiv nicht mehr zu retten ist, also der Hirntod eintritt, darf eine Organentnahme überhaupt nur stattfinden. Vorausgesetzt zwei erfahrene Fachärzte haben das unabhängig voneinander festgestellt. Personen, die bei Unfällen versterben, sind für eine Organspende grundsätzlich nicht geeignet. Denn bevor ein Organ transplantiert wird, müssen umfangreiche Untersuchungen stattfinden. Das heißt, es kommen ohnehin nur sehr wenige Patienten für eine Organspende in Frage. Umso wichtiger ist es, dass sich viele mit der Thematik beschäftigen, um vielleicht einem anderen das Leben erneut zu schenken.

Weitere Informationen unter www.nopanicfororganic.de.

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