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Filmfest: Ehrung für Regisseur Philippe Mora

Regisseur Philippe Mora wird im Rahmen des Filmfestes Oldenburg mit dem German Independence Honorary Award und einer Retrospektive geehrt.

Regisseur Philippe Mora wird im Rahmen des Filmfestes Oldenburg mit dem German Independence Honorary Award und einer Retrospektive geehrt.
Foto: privat

Oldenburg (am/pm) Der australische Regisseur Philippe Mora ist einer der Ehrengäste des 21. Internationalen Filmfest Oldenburg und wird mit dem German Independence Honorary Award geehrt. Mit der Philippe Mora Retrospektive wolle man einen der erstaunlichsten und vielschichtigsten Filmemacher der Zeit feiern, so die Festivalleitung.

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Mora kam 1949 in Paris als Sohn eines deutsch-jüdischen Résistance-Kämpfers und einer französisch-jüdischen Künstlerin zur Welt. Die Familie zog kurz darauf nach Melbourne, wo seine Eltern eine der einflussreichsten Kunstgalerien ihrer Zeit gründeten. Seine ersten Filme drehte Mora schon als Teenager in Australien – eine Parodie der „West Side Story“ und eine Hommage an Fellinis „Achteinhalb“ – bevor es ihn als 17-Jährigen nach England trieb und er tief ins pulsierende Herz Londons und der wilden 60er eintauchte. Er wurde zum erfolgreichen Kunst-Newcomer – mit Ausstellungen in London und später in Deutschland, wo er sich an Joseph Beuys’ und Erwin Heerischs Befreiung des deutschen Kunstmarkts beteiligte.

Als Filmemacher sorgte Mora kurz darauf zunächst mit seinen Dokumentationen für Aufsehen – insbesondere mit „Swastika“, in dem er alltägliche Aufnahmen aus Eva Brauns Privatarchiv Bildern der Nazi-Propagandamaschine gegenüberstellte und einen bis zu dem Zeitpunkt unbekannten Blickwinkel auf die Naziherrschaft erlaubte. Der Film löste bei seiner Premiere in Cannes 1973 einen veritablen Skandal aus und die Vorführung wurde gestoppt.

Sein nächster wichtiger Karrieresprung begann mit seiner Rückkehr nach Australien. Mitte der 70er Jahre hatte er mit dem Outlaw-Biopic „Mad Dog – Der Rebell“ mit Dennis Hopper in der Titelrolle nicht nur in seiner Heimat Erfolg, sondern durfte sich als einer der ersten australischen Regisseure über einen landesweiten Verleih in den USA freuen. Der Film gilt heute als einer der herausragenden Australischen Filme der Dekade. Einige Jahre später gab er dann sein US-Debüt mit dem hintersinnigen Horrorfilm „Das Engelsgesicht“. Zurück in seiner Heimat inspirierten ihn seine Hollywood Erfahrungen zu der ausgelassenen Superhelden Persiflage „The Return of Captain Invincible“, der sich schnell zu einem Kultfilm entwickelte. Es folgten der Ökothriller „Die Brut des Adlers“ und seine beiden Fortsetzungen von Joe Dantes „Das Tier“, mit denen er sich eine große und dauerhafte Anhängerschaft unter Genrefans sicherte. Nach der Jahrtausendwende widmete sich Mora dann wieder häufiger der dokumentarischen Geschichtsaufarbeitung, sei es mit seinem Ausflug in die 60er, „The Times They Ain’t a Changin’“ oder mit „German Sons“, einem Film, in dem er gemeinsam mit seinem Freund Harald Großkopf ihre beiden Herkunftsgeschichten erzählt – auf der einen Seite Mora als Sohn eines deutschen Juden und Resistance Kämpfers, auf der anderen Seite Großkopf als Sohn eines Nazis.

Auch Moras jüngste Werke sehen sich in der Geschichte um – aber diesmal als Spielfilme – zum Einen „Absolutely Modern“ mit seiner modernistischen Story über die Moderne, und zum Anderen mit „The Sound of Spying“, einem Musical über die Spione des kalten Kriegs.

Das 21. Filmfest Oldenburg widmet dem „visionären, einzigartigen“ Philippe Mora die diesjährige Retrospektive und zeigt eine Auswahl seiner Kinowerke. Mora wird über den gesamten Zeitraum des Festivals Gast in Oldenburg sein und am 12. September im Rahmen der Mid-Gala den Ehrenpreis des German Independence Awards überreicht bekommen.

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