Filmfest

Weltpremiere in Oldenburg: Tatort „Leben Tod Ekstase“

Der Tatort „Leben Tod Ekstase“ feiert beim 29. Oldenburger Filmfest Weltpremiere.

Der Tatort „Leben Tod Ekstase“ feiert beim 29. Oldenburger Filmfest Weltpremiere.
Foto: HR / Bettina Müller

Oldenburg (Achim Neubauer) Geradezu einem Betriebsausflug glich die Stimmung bei der Uraufführung des neuen Frankfurt-Tatorts. Nicht weniger als fünfzehn Mitglieder von Cast und Crew hatten den Weg in das Casablanca gefunden. Auch für viele von ihnen war das die erste Möglichkeit, das Ergebnis ihrer Arbeit zu begutachten. Bereits im Sommer 2021 entstand der Film unter dem Arbeitstitel „Erkenne Dich selbst“ im Wesentlichen in einer alten Villa in Frankfurt-Sindlingen. Nikias Chryssos („Der Bunker“), der zusammen mit Michael Comtesse (Tatorte: „Unsichtbar“, „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“, „Das perfekte Verbrechen“) das Drehbuch geschrieben hatte, inszenierte dort einen Fall, in dem das Kommissars-Duo den Tod von gleich sechs Frauen und Männern aufklären muss.

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Zum Inhalt

Eine Therapiestunde, in der bewusstseinsverändernde Drogen zu Einsatz kommen, läuft völlig aus dem Ruder. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen versterben während der Sitzung. Allein der Therapeut Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke) überlebt; er ist damit auch der einzige Verdächtige für die Ermittler. Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Jannecke (Margarita Broich) versuchen die Tat zu rekonstruieren und führen mit dem Psychoanalytiker eine Tatortbegehung durch, die allerdings schon bald völlig aus dem Ruder läuft. Klar wird allerdings schnell, dass die Todesfälle irgendwie mit dem Verschwinden der Performancekünstlerin Ellen (Aenne Schwarz) zu tun haben müssen.

Flash-backs, Rückblenden und optische Spielereien wechseln sich in so rascher Folge ab, dass es schlichtweg eine Wucht ist. Dazu kommt eine musikalische Untermalung, die zwischen Demis Roussos „Lost in Love“, Aphrodite’s Child „It’s five o’clock“ und einem wuchtigen Einsatz des HR-Sinfonieorchester wechselt. Viele kreative Einfälle übertragen das psychedelische Element des Drehbuchs auf die Leinwand bzw. den Bildschirm.

Hintergrund des Films ist die Auseinandersetzung mit der Psycholyse, einer wissenschaftlich umstrittenen Form der Psychotherapie. Immer wieder gibt es bei dieser Behandlung Zwischenfälle: 2009 sterben in Berlin zwei Menschen bei einer Sitzung. 2015 sind es gleich 29 Seminarteilnehmer in Handeloh (südlich von Hamburg) bei denen der Versuch, mit Drogen eine Bewusstseinserweiterung zu erreichen, in einer Massenvergiftung endet.

Die Kommissare begegnen im Film der Therapieform eher skeptisch; während Brix allerdings den Therapeuten selbst eindeutig für einen Scharlatan hält, bleibt die Haltung seiner Kollegin Jannecke durchaus ambivalent. Sie lässt sich von Dr. Goser durchaus faszinieren. Martin Wuttke interpretiert seine Rolle mit erkennbar großer Lust auf der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn; zunächst ist nicht wirklich klar, ob er nun Täter oder Opfer einer grausamen Tat ist.

Aenne Schwarz im Tatort „Leben Tod Ekstase“.

Aenne Schwarz im Tatort „Leben Tod Ekstase“.
Foto: HR / Bettina Müller

Wieder einmal orientiert sich die Redaktion des HR-Tatort mit Erin Högerle und Jörg Himstedt nicht am Mainstream und erneut wird deutlich, dass zur Zeit (und seit einigen Jahren), die innovativsten Beiträge für die Reihe Tatort aus dieser Sendeanstalt kommen; seien es nun die Filme um das Team aus Frankfurt, seien es die mit Felix Murot (Ulrich Tukur).

Seine Erstausstrahlung wird „Leben Tod Ekstase“ schon am 16. Oktober um 20.15 Uhr in „Das Erste“ haben.

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