Kultur

Weltbeste Pressefotos wieder im Schloss zu sehen

Das Gewinnerfoto der World Press Photo Ausstellung von Warren Richardson.

Durch ein Loch in einem Stacheldrahtzaun wird ein Baby an einen syrischen Flüchtling übergeben, der die Grenze zwischen Serbien und Ungarn in der Nähe von Röszke überwunden hat. Ungarn verhärtete zu dieser Zeit seine Haltung gegenüber Flüchtlingen, die ins Land wollten. Im Juli 2015 hatte man begonnen, einen vier Meter hohen Zaun entlang der Grenze mit Serbien zu bauen, um den Übertritt zu verhindern. Flüchtlinge versuchten, Wege zu finden, bevor der Bau des Zauns am 14. September beendet wurde. Diese Gruppe hatte sich die Nacht vier Stunden der Grenzpolizei in einem Apfelgarten versteckt.
Foto: Warren Richardson, Australien, Scanpix/Panos Pictures

Oldenburg (zb) Über 14.300 Besucher kamen in diesem Jahr ins Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, um die Ausstellung World Press Photo 15 zu sehen. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer Stamm, der gestern zusammen mit Claus Spitzer-Ewersmann von der Agentur Mediavanti verkündete, dass die Kooperation fortgesetzt wird und auch die aktuelle Ausstellung der weltbesten Pressefotos 2016 nach Oldenburg kommt. Vom 18. Februar bis 12. März werden 150 Fotos im Dachgeschoss des Oldenburger Schlosses gezeigt.

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Spitzer-Ewersmann konnte mit seinem Konzept die Verantwortlichen in Amsterdam rundum überzeugen. Neben der Ausstellung stellte er ein Rahmenprogramm auf die Beine und schaffte es in den Städten, die weltweit erstmals die Ausstellung präsentierten, die meisten Zuschauer anzuziehen. Unterstützung erhielt er auch von zahlreichen Sponsoren, darunter die Stadt Oldenburg. „Hier wurden nicht nur Bilder aufgehängt, hier wurden vor allem Diskurse angestoßen“, sagt Kulturamtsleiterin Christiane Cordes. „Es sind Fotos der Premiumklasse, die viel über den Zustand unserer Welt sagen und zum Nachdenken und miteinander sprechen anregen.“

Die renommierte Bilderschau hat sich längst zur Marke entwickelt, weil die World Press Photo Foundation alle rund 10.000 eingereichten Fotos auf ihre Echtheit überprüft mit der Folge, dass 2000 Fotos nicht akzeptiert wurden. „Das heißt, rund 8000 eingereichte Fotos sind Originale und vermitteln für die Menschen ein Stück Wahrheit. Genau das wurde von den Besuchern hervorgehoben“, weiß Spitzer-Ewersmann aus Befragungen.

Entsprechend ist das Siegerfoto des in Budapest lebenden australischen Bildjournalisten Warren Richardson. Unscharf aber ausdrucksstark. „Er selbst hat sein Foto nicht eingereicht“, verrät Spitzer-Ewersmann. „Es war seine Frau, und die Nachricht vom Siegerfoto traf den Fotografen somit unverhofft.“ Ob er in Oldenburg bei der Ausstellungseröffnung anwesend sein wird, war gestern noch unklar. „Wir bemühen uns zurzeit darum“, so Spitzer-Ewersmann.

DoumaÔÇÖs Children in Syrien von Abd Doumany.

DoumaÔÇÖs Kinder.
Foto: Abd Doumany, Syrien

Tatsächlich kamen nicht nur viele Besucher aus Oldenburg und der Region, sie kamen aus ganz Deutschland, weil Oldenburg – wie auch im kommenden Jahr – die letzte Station in Deutschland ist. Außerdem ist Oldenburg die einzige niedersächsische Stadt, in der die Fotos gezeigt werden. Neben politischen Motiven gibt es auch andere Schwerpunkte wie zum Beispiel Natur oder Sport.

Das große Interesse führt Stamm auf das Medium Bild zurück. „Das Foto als Objekt ist leichter zu entschlüsseln als ein Gemälde. Die Besucher sind nicht nur Zeitgenossen, haben das Fotografierte also erlebt, sondern sie fühlen sich auch kompetent und stehen nicht ehrfürchtig vor den Fotos wie sie das vor Gemälden mitunter tun.“ So kamen viele Besucher ins Landesmuseum, die das Haus bisher noch nie betreten haben und waren angetan. Ob die Wirkung allerdings nachhaltig ist, sie künftig auch die Gemäldeausstellungen im Landesmuseum ansehen, ist unklar.

Der junge Demonstrant Lamon Reccord und ein Polizei-Sergeant stehen sich während einer Demonstration gegen rassistische Gewalt in den USA direkt ge­genüber.

Der junge Demonstrant Lamon Reccord und ein Polizei-Sergeant stehen sich während einer Demonstration gegen rassistische Gewalt in den USA direkt ge­genüber. Die Proteste hatten sich an der Veröffentlichung eines Videos entzün­det, das zeigte, wie der 17-jährige Laquan McDonald von einem Chicagoer Poli­zisten erschossen wurde.
Foto: John J. Kim, USA

Um auch Schulklassen die Möglichkeit zu eröffnen, sich mit den weltbesten Fotos auseinanderzusetzen, wird das Museum eigens für sie montags geöffnet. Lehrer, die ihre Klassen ab nächster Woche anmelden, erhalten im Vorfeld Lernmaterial und wichtige Hinweise, so dass die Schüler für ihren Museumsbesuch gut präpariert sind. Insgesamt stehen 18 Termine zur Verfügung.

Ein Raum im Dachgeschoss des Schlosses wird während der drei Ausstellungswochen in einen kleinen Kinosaal verwandelt. Die World Press Photo Foundation richtet zusätzlich seit sieben Jahren einen eigenständigen Wettbewerb im Bereich Visual Storytelling aus. Dabei handelt es sich um kurze Filme, die fortlaufend in der Ausstellung gezeigt werden. Die Preisträgerin aus Afghanistan wird in Oldenburg einen Vortrag halten. Ihr kurzer Film handelt von pakistanischen Frauen, die in die Hände von Terroristen gerieten.

Weitere Informationen und Anmeldung für die Schulklassen unter Telefon 0441 / 220 73 00.

Warren Richardson

Warren Richardson wurde 1968 in Australien geboren. Nach Jahren in Asien und den USA, in denen er unter auch als Prominentenfotograf tätig war, arbeitet er heute von Budapest aus als freiberuflicher Fotojournalist für Medien in aller Welt. Sein Spezialgebiet sind Langzeit-Sozialreportagen. Weitere Infos und Fotos sind unter www.warrenrichardson.com zu finden.

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