Oldenburg

Oldenburg hat einen Grünkohlsultan

Gröönkohl nach der Krönung (von links): Oberbürgermeister Gerd Schwandner, der neue Grünkohlkönig Hüseyin Avni Karslioglu und Kurfürst Yared Dibaba.

Gröönkohl nach der Krönung (von links): Oberbürgermeister Gerd Schwandner, der neue Grünkohlkönig Hüseyin Avni Karslioglu und Kurfürst Yared Dibaba.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg / Berlin (am) Am Montag wurde es in Berlin offiziell bekanntgegeben: Oldenburgs neuer Grünkohlkönig heißt Hüseyin Avni Karslioglu, er ist der türkische Botschafter in Berlin. Mit rund 300 Gästen wurde zum 57. Mal beim „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in der niedersächsischen Landesvertretung gefeiert.

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Neben Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben aus Deutschland sowie Vertretern europäischer und außereuropäischer Regierungen begrüßte Oldenburgs Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner den amtierenden Kohlkönig und Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, Peter Altmaier, in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. „Ich kann Ihnen sagen: Es ging ein kollektives Aufatmen durch Oldenburg, nachdem Altmaier für den Job bestätigt war. Wir karren doch nicht sechzig Jahre lang Kohl nach Bonn und Berlin, um dann als Karrierekiller zu gelten“, sagte Schwandner mit Blick auf das Schicksal einiger Kohlkönige. Aber er übte auch Kritik – mit einem Schmunzeln – an seiner Amtszeit: „Altmaier ist ja nicht nur Kohl-, sondern auch Twitterkönig: Und da ist seine Bilanz eher zwiespältig: 55.000 Follower – 8000 Tweets – aber kein Wort über Oldenburg!“. Oberbürgermeister Gerd Schwandner hielt seine humorige Rede auf englisch, chinesisch, deutsch, türkisch und Plattdeutsch.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Schirmherr der Veranstaltung, witzelte über die Berlinale im Vergleich zum „Defftig Ollnborger Gröönkohl Äten“: Hier sehe er schon beim ersten Blick rund 30 Männer, die besser aussähen als Georg Clooney. Außerdem gelte Berlin als kulinarische Wüste, nur mit dem Grünkohl käme einmal im Jahr der Hochgenuss in die Stadt. Weil lobte die völkerverbindende Kraft des Grünkohls, er habe bereits Rezepte mit dem türkischen Botschafter ausgetauscht. Weil warb dafür, dass der Grünkohl Unesco-Weltkulturerbe werde.

Wegen eines gemeinsames Essens der Bundesministerriege kam Peter Altmaier etwas verspätet, aber mit sichtlich guter Laune. Er übergab das Zepter an seinen Nachfolger Hüseyin Avni Karslioglu. Der neue Grünkohlkönig fragte sich, was er denn nun seinem Außenministerium sagen solle? „Ein Botschafter, der sich im Gastland zum König ernennen lasse … .“ Er sehe schon die Aufregung in Ankara, wenn die ersten Schlagzeilen über diese Regentschaft veröffentlicht werden. „In meinem Fall ist es sowie besser, von einem Grünkohlsultan zu sprechen“, so Karslioglu, dessen amüsante Rede mit viel Applaus belohnt wurde. Als Majestät darf er nun das Oldenburger Kohlvolk für ein Jahr regieren und möchte in dieser Zeit der Stadt mindestens einen Besuch abstatten.

Unter dem Vorsitz von NDR-Moderator Yared Dibaba – bekennender Grünkohl- und Oldenburg-Fan, fällte das achtköpfige Kurfürsten-Kollegium die Entscheidung, hieß es in einer Pressemitteilung. Im Kollegium sitzen neben dem Kurfürsten auch Dr. Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender der EWE AG, Heinrich Engelken, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank, Martin Grapentin, Vorstandsvorsitzender der Landessparkasse zu Oldenburg, Dr. Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender der CEWE Stiftung & Co. KGaA, Dr. Achim Kassow, Vorstandssprecher der Oldenburgischen Landesbank AG, Franz Thole, Vorstandsvorsitzender der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg und Bernd Busemann, Präsident des Niedersächsischen Landtages.

Für den Service der Oldenburger Traditionsveranstaltung sorgten auch diesmal der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und die Berufsbildenden Schulen Oldenburg (BBS) III. Grünkohl, Pinkel und Kochwurst, Speck und Kasseler stammten wieder aus original Oldenburger Herstellung von der Fleischerei Bartsch und dem „Bümmersteder Krug“. Der berühmte „Löffeltrunk“ war gefüllt mit gutem Schnaps aus dem Hause Hullmann. Das Pils dazu kommt aus dem Friesischen Brauhaus zu Jever. Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V., Deutsches Milchkontor GmbH und die Molkerei Ammerland eG versorgten mit Käsespezialitäten. Insgesamt wurden 200 Kilogramm Grünkohl, 60 Kilogramm Pinkel, 95 Kilogramm Kasseler, 50 Kilogramm Kochmettwurst und 38 Kilogramm geräucherter Speck serviert. Als Nachspeise kam Rote Grütze auf den Tisch. (am)

Das „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“

Einen Vorläufer des „Defftig Ollnborger Gröönkohl Äten“ gab es bereits 1931. Im Oldenburgschen Hauskalender hieß es: „Den Höhepunkt im geselligen Leben der Oldenburger in Berlin bildet alljährlich die Veranstaltung des ,Braunen Kohl-Essens‘“.

1956 wollte Bundespräsident Theodor Heuss nicht zum Grünkohlessen nach Oldenburg kommen: „Lassen Sie sich etwas echt Oldenburgisches einfallen und kommen Sie damit nach Bonn. Dann mache ich auch mit“. Deshalb fuhren die Oldenburger in die alten Bundeshauptstadt Bonn und richteten dort das Essen aus. Das „Defftig Ollnborger Gröönkohl Äten“ war geboren. Seit 1998 zog die Veranstaltung nach Berlin um. Seit 2002 findet die Veranstaltung in den Räumen der Niedersächsischen Landesvertretung statt. Das Essen viel wegen der Hochwasserkatastrophe 1962 und während des Golf-Kriegs 1991 aus.

Die Kohlmajestäten



1956 Hans Bott, Ministerialdirektor im Bundespräsidialamt

1957 Hans-Joachim von Merkatz, Bundesminister der Justiz

1958 Theodor Blank, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung

1959 Heinrich Hellwege, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen

1960 Dr. Josef Rust, Staatssekretär a.D.

1961 Dr. Gerhard Schröder, Bundesminister des Innern

1963 Prof. Dr. Heinz-Maria Oeftering, Erster Präsident der Deutschen Bundesbahn

1964 Dr. Dr. Eugen-Ludwig Gerstenmaier, Präsident des Deutschen Bundestages

1965 Dr. Erich Mende, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen

1966 Prof. Dr. Carlo Schmid, Vizepräsident des Deutschen Bundestages

1967 Karl Möller, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft und Verkehr

1968 Walter Grund, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium

1969 Kurt Partzsch, Niedersächsischer Minister für Soziales

1970 Georg Leber, Bundesminister für Verkehr

1971 Prof. Dr. Ing. Hans Leussink, Bundesminister für Bildung und Wissenschaft

1972 Kai-Uwe von Hassel, Präsident des Deutschen Bundestages

1973 Walter Arendt, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung

1974 Dr. Lauritz Lauritzen, Bundesminister für Verkehr

1975 Rötger Groß, Niedersächsischer Minister des Innern

1976 Dr. Hans Apel, Bundesminister der Finanzen

1977 Hans Matthöfer, Bundesminister für Forschung und Technologie

1978 Helmut Schmidt, Bundeskanzler

1979 Dr. Ernst Benda, Präsident des Bundesverfassungsgerichts

1980 Dr. Werner Remmers, Niedersächsischer Kultusminister

1981 Gerhart Baum, Bundesminister des Innern

1982 Dr. h.c. Annemarie Renger, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
1983 Dr. Ernst Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen

1984 Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler

1985 Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister des Auswärtigen

1986 Dr. Oscar Schneider, BM für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau

1987 Dr. Norbert Blüm, BM für Arbeit und Sozialordnung

1988 Walter Hirche, Minister für Wirtschaft, Technologie und Verkehr

1989 Ignaz Kiechle, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

1990 Prof. Dr. Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages

1992 Gerhard Schröder, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen

1993 Karl-Heinz Funke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

1994 Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister des Auswärtigen

1995 Rudolf Scharping, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

1996 Joschka Fischer, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

1997 Prof. Dr. Klaus Töpfer, BM für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau

1998 Dr. Jürgen Rüttgers, BM für Bildung, Wissenschaft, Forschung & Technologie

1999 Otto Schily, Bundesminister des Innern

2000 Dr. Michaele Schreyer, Mitglied der Europäischen Kommission

2001 Dr. Angela Merkel, Vorsitzende des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands

2002 Sigmar Gabriel, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen

2003 Dr. Guido Westerwelle, Bundesvorsitzender der FDP

2004 Dr. Manfred Stolpe, Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
2005 Christian Wulff, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen

2006 Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission

2007 Ole von Beust, Erster Bürgermeister von Hamburg

2008 Frank-Walter Steinmeier, Bundesaußenminister

2009 Dr. Annette Schavan, Bildungs- und Forschungsministerin

2010 Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesverteidigungsminister

2011 Dr. Phillip Rösler, Bundeswirtschaftsminister

2012 Günther Oettinger, EU-Kommissar

2013 Peter Altmaier, Bundesumweltminister

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1 Kommentar

  1. Henning
    14. Juni 2014 um 23.52 — Antworten

    Hallo, einigen KohlkönigInnen ist in der Zwischenzeit das Führen des Doktortitels unmöglich gemacht worden. Da sollte man vielleicht die Liste dahingehend korrigieren…

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