Oldenburg

„Fridays for Future“: Schüler streiken für mehr Klimaschutz

Schulstreik für den Klimaschutz.

Schulstreik für den Klimaschutz.
Foto: Lisa Rahm

Oldenburg (am) Rund 800 Schülerinnen und Schüler sind am heutigen Freitag in Oldenburg friedlich auf die Straße gegangen, um gegen den Klimawandel und die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens zu demonstrieren. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, riefen sie beim Demonstrationsgang vom Hauptbahnhof zum Schlossplatz. Inspiriert durch die 16-jährige schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg finden seit Wochen regelmäßig Schulstreiks statt. #FridaysForFuture ist zu einer weltweiten Bewegung geworden. Heute wurde in mehr als 40 Städten deutschlandweit gestreikt.

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Der Schulstreik am heutigen Freitag wurden von zwei Oldenburger Delegierten der Bewegung per Social Media organisiert. Die Resonanz hat sie überrascht. Man habe mit rund 300 Schülerinnen und Schüler gerechnet, schlussendlich wurden es knapp 800. „Die Bewegung ist schnell gewachsen“, freut sich die 19-jährige Delegierte Milena Helberg. Neben den Schülerinnen und Schülern aus Oldenburg seien auch rund 100 Teilnehmende aus Varel und Leer angereist. Einzelpersonen, Mitglieder von Greenpeace, der Seebrücken-Bewegung und anderen Vereinen und Einrichtungen beteiligten sich mit Redebeiträgen.

„Grünkohl statt Braunkohle“: Oldenburger Schülerinnen und Schüler protestieren mit Lokalkolorit gegen den Klimawandel.

„Grünkohl statt Braunkohle“: Oldenburger Schülerinnen und Schüler protestieren mit Lokalkolorit gegen den Klimawandel.
Foto: Anja Michaeli

Schülerinnen und Schüler der BBS3 zeigen dem Klimawandel den Stinkefinger.

Schülerinnen und Schüler der BBS3 zeigen dem Klimawandel den Stinkefinger.
Foto: Christian Kruse

Größtenteils vertreten waren die Berufsbildenden Schulen und die Oldenburger Gymnasien. Während die Schulen als Institutionen den Streik nicht absegnen konnten, haben sich einige Lehrkräfte solidarisch gezeigt. „Unser Lehrer hat es eher locker gesehen“, sagt eine 14-jährige Schülerin. Ihre Mitschülerin erklärt: „Wir hatten den ganzen Tag eh nur Vertretungsunterricht und sind deshalb mitgegangen“. Auch Abiturienten haben heute für den Klimaschutz demonstriert. „Es ist wichtig, dass sich junge Menschen für ihre Zukunft einsetzen, wenn die, die an der Macht sitzen, es nicht hinbekommen“, so der 18-jährige Lennart Münstermann. Viele hätten aber nicht mitkommen wollen, aus Angst, etwas im Unterricht zu verpassen, betont die 18-jährige Luzia Stahl.

Mit der Entscheidung, für ihren Kampf gegen den Klimawandel den Schulunterricht zu bestreiken, wollen die Schülerinnen und Schüler Aufmerksamkeit erregen. Unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht ist eine Ordnungswidrigkeit, auch wenn Demonstrieren ein Grundrecht ist. Die Kultusministerkonferenz schreibt 1973: „Die Teilnahme an Demonstrationen rechtfertigt nicht das Fernbleiben vom Unterricht oder eine sonstige Beeinträchtigung des Unterrichts. Das Demonstrationsrecht kann in der unterrichtsfreien Zeit ausgeübt werden“. Trotzdem sei es ihnen ein Anliegen gehört zu werden, betont die 16-jährige Schülerin Mia Sassen: „Schule ist wichtig, aber was bringt uns ein guter Schulabschluss, wenn wir auf einem zerstörten Planeten leben?“ Sie klagt, dass in der Politik zu wenig passiere. „Jetzt ist es noch nicht zu spät. Wir müssen jetzt was machen“, appelliert die Schülerin an die Erwachsenen.

Weitere Informationen gibt es unter fridaysforfuture.de. Zwei Chat-Gruppen wurden von den Oldenburger Delegierten eingerichtet:

https://chat.whatsapp.com/Hu9zj90om78HV1dt5aV6QG
https://t.me/joinchat/LcLY3Beossg_-fRJAtaTmA

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17 Kommentare

  1. Sven Musielak
    8. Februar 2019 um 19.53 — Antworten

    Und, wenn sie sich zudem selbst organisieren und ihre Freizeit dafür opfern. Und ganz besonders dann, wenn es gerade nicht aktuell und cool ist, sich dahinzustellen.

  2. Sven Musielak
    8. Februar 2019 um 19.54 — Antworten

    Für mich wäre es mal interessant zu wissen, auf was die Schüler persönlich bereit wären zu verzichten, um die Umwelt zu entlasten.

    • robert nähle
      8. Februar 2019 um 22.46 — Antworten

      was hast du hier nicht verstanden?

    • W. Lorenzen-Pranger
      9. Februar 2019 um 0.03 — Antworten

      Auf dumme Sprüche ohne ernst zu nehmenden Inhalt zuerst…?
      Immerhin riskieren die etwas. Es gibt auch Lehrer und Direktoren, die das nicht so gut finden und dann Fehlstunden eintragen – mit den bekannten Konsequenzen.

  3. Felix
    9. Februar 2019 um 9.54 — Antworten

    … eine tolle Aktion und der Zuspruch von ca. 800 Schülern ist in meinen Augen gewaltig… Jedoch stellt sich mir die Frage – wie auch einigen anderen – wie ist das mit der Schulpflicht zu vereinbaren… wieso wählt der Veranstalter exakt so eine Uhrzeit… im Grunde werden die Schüler (und es waren ja ein Großteil Schüler) ja animiert bei einem so wichtigem Thema der Schule fern zu bleiben… kann man das nicht um 15:00 Uhr veranstalten ? Jedoch wäre genau bei so einem Zeitpunkt der selbe Zuspruch an Schülern ?

    Finde den faden Beigeschmack … ob nun das Thema wirklich angekommen ist oder das Fernbleiben der Schule interessanter ist… wirklich Schade 🙁

    Aber die Frage die sich mir zudem aufstellt… wenn für das Klima demonstriert wird (Daumen hoch – gerade bei der Generation von morgen)… was hat das mit der Seebrücke zu tun – ist ja ein völlig anderes Thema…

    Erschrocken war ich am Ende der Demo… da wird das Lied „Fick die Uni“ gespielt… mir bis dahin unbekannt… aber Textauszüge… 1933 wären sie alle Nazis gewesen… Fick die Uni Dick die Uni… Die Uni ist ein Sammelbecken für Straßenpenner… Inzestfabrik… fickende Kommilitonen… usw.
    Der Zusammenhang zum Klima und das Lied vor Grundschülern und Kindern… sprachlos… also ich werde alles dran setzen, dass meine Kinder nicht mehr zu der Veranstaltung gehen… solche Musik ist ein NO GO… Guter Gedanke (Daumen hoch) … schlechte Umsetzen (Daumen runter)

    … an der ganzen Feierei der Veranstaltung muss das leider auch mal erwähnt werden…

  4. Erhard Stammberger
    9. Februar 2019 um 18.31 — Antworten

    Gegenfrage: Würde die Aktion eine solche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit finden, wenn sie am Nachmittag statt findet?

    Aber diese Einwände zeigen mal wieder, dass Lenin jedenfalls mit einem Recht hatte: Mit seiner Einschätzung, dass die Deutschen vor der Revolution erst mal eine Bahnsteigkarte lösen.

    • Manfred Murdfield
      10. Februar 2019 um 10.51 — Antworten

      Sicher, und wo finden sich die engagierten Schülerenden wieder, wenn es ernst wird mit der politischen Zukunfts-Umsetzung? Im Sumpf und in den korrupten Hinterzimmern der Parteien-Demokratie dieser Republik, und da heisst es, wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten. Es wäre lobenswert, wenn der persönliche ökologische und ökonomische Fussabdruck eine politische Rolle spielen würde, aber wenn hunderte von Millionen Menschen darauf hin arbeiten, den Verbrauchsstandart zu erreichen, den wir verlassen wollen, dann kann die Erde doch auch nur resignierend mit der Schulter zucken. Gehet hin, mehret euch und macht euch die Erde untertan. Und das klappt, und nicht umgekehrt, leider.

  5. Dirk
    11. Februar 2019 um 19.44 — Antworten

    Oh ja,

    die Jugend demonstriert. Und nach der Demo ab zum Burgerbrater. Alles to go kaufen und dann in alt gewohnter Manier die Tüten und Umverpackungen in die Gegend werfen. Ganz großes Kino!

    Genau mein Humor 🙂

    • W. Lorenzen-Pranger
      12. Februar 2019 um 10.36 — Antworten

      Warum haben sie nicht ein paar Handy-Fotos von all diesen Verfehlungen gemacht, die OOZ hätte sie sicher veröffentlicht – – – oder gabs die ausgerechnet da vielleicht gar nicht?

      • Dirk
        12. Februar 2019 um 23.52 — Antworten

        Junge Junge Junge,

        wie verblendet kann man sein?

  6. Manfred Murdfield
    12. Februar 2019 um 12.58 — Antworten

    Ich hab versucht, die Kommentare zu verstehen, hängengeblieben ist der Vorwurf, das für die Demonstrationen ja schliesslich Freizeit geopfert würde. So viel Selbstgefälligkeit und hab-nix-verstanden? Haben die Eltern auch mit Helikopter oder SUV gebracht, aufgepasst und zurückgefahren? So ändert sich nix!

  7. Wolfgang
    17. Februar 2019 um 21.52 — Antworten

    Es muss erst jemand wie Greta Thunberg kommen, ganz im Sinne von des Kaisers neue Kleider:

    „Der ist ja nackt!“

    Wir liegen hier in Oldenburg bei 10 Meter über Null, Barssel ist bei NN. Trotzdem tuen die Leute hier so, als ginge sie das alles nichts an, Hautptsache mit dem SUV in die Stadt zum Einkaufen fahren.

    Das Potenzial für den Meeresspiegelanstieg liegt bei ca. 65 Meter. Das Tempo, mit dem momentan die Gletscher, die Antarktis und Grönland abschmelzen nimmt zu, es gibt dort kein lineares Verhalten, sondern es werden jedes Jahr die Erwartungen der Wissenschaftler übertroffen.

    Es gibt Rück-Kopplungseffekte, Erwärmung des Meeres, Freisetzen von Methan, Fehlende Reflexion des Eises, etc…

    Das heißt, wenn der Trend nicht gestoppt wird, und selbst das wird nicht sofort etwas bewirken, liegt Oldenburg in der nahen Zukunft bei 55 Meter _unter_ Null.

    Wenn ich mir die Situation so betrachte, weiß ich, dass ich mir in Oldenburg kein Haus bauen werde, eher würde ich das südlich von Hannover machen, wenn ich daran denke, dass meine Kinder und Enkel in diesem Haus auch mal leben sollen.

    Diese Gesellschaft ist so träge und bequem geworden, die brauchen mal einen Denkzettel von den Kindern, von oben kommt da gar nichts.

    Das ist echt armselig.

  8. Markus
    18. Februar 2019 um 17.50 — Antworten

    Wer den Jungs und Mädels jetzt einen reinwürgen will lässt wichtige Klassenarbeiten, Klausuren und Prüfungen an Freitagen schreiben, möglichst am 15.3.
    Unentschuldigt gefehlt? Dumm gelaufen – null Punkte, sechs.

    Mich interessiert der ganze Klimbim nicht mehr, meine verbleibende Spanne ist zu gering, als dass die Wassermassen die zehn Meter bis Oldenburg schaffen. Nach mir die sprichwörtliche Sintflut.

    • Thomas S.
      19. Februar 2019 um 11.31 — Antworten

      Haben Sie Kinder? Oder kennen Sie Empathie, Gewissen, Vernunft? Es ist schon verblüffend, dass manche Kommentatoren nicht bemerken, wie verbrämt-reaktionär sie wirken. Immerhin: die Erkenntnis der eigenen Irrelevanz ist vorhanden. Es wurden nur falsche Schlüsse gezogen.

      • Markus
        21. Februar 2019 um 0.00 — Antworten

        Kinder? Keine mir bekannten. Die Erde ist eh überbevölkert, da muss ich nicht auch noch zu beitragen. Ich geniesse noch meine restliche Zeit, alles was danach kommt: drauf gesch…

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