Theater

„Blankenburg“, wir haben ein Problem

Das Theaterprojekt Blankenburg wird nicht wie geplant stattfinden. Der Koproduktion wurde untersagt, beim ehemaligen Kloster zu spielen.

Wir müssen draußen bleiben, heißt es für das Oldenburgische Staatstheater.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Das Theaterprojekt „Blankenburg“ wird nicht wie geplant stattfinden. Der Koproduktion des Oldenburgischen Staatstheaters und der werkgruppe2 aus Göttingen wurde von der Hamburger TAG Gewerbeimmobilien GmbH untersagt, auf dem Gelände des ehemaligen Klosters zu spielen. Intendant Markus Müller reagiert mit Unverständnis, während die Immobiliengesellschaft seinen Darstellungen widerspricht.

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Ursprünglich war die Premiere der Theaterinszenierung für den 19. Juni auf dem Gelände des Klosters Blankenburg geplant – als Lazarett, Psychiatrie, SA-Arbeitslager und Aufnahmelager für Asylbewerber seit Jahrhunderten ein Ort der Ausgrenzung. Per Audio-Walk und Schauspiel sollten die Besucher_innen die Geschichte des Un-Ortes erfahren.

„Nun haben wir ein Problem.“ Und darüber ist Intendent Markus Müller frustriert und sauer: „Ich habe Wut im Bauch“. Während zunächst eine mündliche Zusage vorgelegen habe und das Gelände bereits mit dem Hausmeister begangenen worden sei, hätte die TAG Gewerbeimmobilien GmbH als Eigentümer im September dem Theaterprojekt nach einem Vorstandswechsel eine Absage erteilt. Als Ursache seien Sicherheitsbedenken und Kostengründe genannt worden, so Müller, der dem keinen Glauben schenken mag. Mit der Erschließung von externen Spielstätten hätte das Theater spätestens seit dem Fliegerhorst viel Erfahrung. „Wir hätten die Verantwortung komplett übernommen.“ Die Gründe seien deshalb nicht nachvollziehbar. Weil die TAG das Gelände bereits an einen Käufer veräußert habe, die Bedingungen des Kaufvertrages jedoch noch nicht alle erfüllt seien, befürchte die Immobiliengesellschaft vielleicht einen Imageverlust durch das Projekt, spekuliert Müller. Unterstützung erhielt er von der Bremer Kulturbehörde, Bundespräsident Joachim Gauck winkte ab, er könne sich wegen der Neutralität seines Amtes nicht in bestehende Rechtsverhältnisse einmischen. Auch Versuche, das Stück rund um „Blankenburg“ spielen zu lassen, scheiterten wegen Ablehnung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

In einer Presseerklärung widerspricht die TAG Gewerbeimmobilien GmbH den Darstellungen. Es habe nie eine schriftliche oder mündliche Zusage gegeben. Die Anfrage mit Beschreibung des Projektes wäre am 18. Juni 2013 eingegangen. Bereits am 28. Juni sei die Absage erteilt worden. Es gebe weder Strom noch Gas oder Wasser. Die Sicherheit und die Versicherungspflichten hätten nicht gewährleistet werden können. Einen Vorstandswechsel habe es nicht gegeben. Es sei eine klare Fehleinschätzung, dass die TAG hätte mit der Zusage einen Imageverlust befürchte. „Die Historie des Gebäudes ist öffentlich zugängliches Informationsmaterial“, so Dominique Mann von der TAG Immobilien AG.

Das Stück „Blankenburg“

Seit 2011 wird das Projekt entwickelt, das die Geschichte des Klosters Blankenburg aus dem 13. Jahrhundert in seiner historischen, gesellschaftspolitischen und räumlichen Dimension für die Zuschauer ausleuchten soll. Nach einem Aufruf wurden rund 30 Interviews mit Menschen geführt, deren persönliche Geschichten mit „Blankenburg“ verbunden sind. Von einer Idylle bis hin zum schlimmsten Ort ihres Lebens haben sie das ehemalige Kloster erlebt. Über 1000 Seiten Textmaterial wurden mit Hilfe der Zeitzeugen, Historikern und Heimatkundlern gesammelt, die zu einem Stück „verdichtet“ werden.

Das Theaterprojekt wird durch den Fonds Darstellende Künste, Sonderprojekt „Theater im öffentlichen Raum“, die Stiftung Niedersachsen und die Oldenburgische Landschaft gefördert. Vereine, Institutionen und Pivatpersonen, unter anderem der Blauschimmel Verein, die IGS Kreyenbrück, der Verein IBIS und Dr. Ingo Harms, unterstützen die Produktion. Es ist eine Dokumentation geplant.

Wenn es keine Einigung gibt, müssen die Vorstellungen auf der Probebühne 4 des Oldenburgischen Staatstheaters stattfinden. Anstelle der Begehungen würde Videokunst eingesetzt. Die Proben beginnen nach den Osterferien, die Premiere findet wie geplant am 19. Juni statt. „Die Geschichten bleiben“, so Müller, „nun müssen wir es schaffen, den gedanklichen Brückenschlag zu bewältigen“.

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