Ausstellung

„Wilde Zeiten“: Fotografien von Günter Zint

Weinender Demonstrant in Berlin (1968) von Günter Zint.

Weinender Demonstrant in Berlin (1968).
Foto: Günter Zint

Oldenburg (pm) Unter dem Titel „Wilde Zeiten“ zeigt das Stadtmuseum Oldenburg bis zum 17. Juni eine Ausstellung mit Fotografien von Günter Zint. Der 1941 geborene Fotograf hat jahrzehntelang das Zeitgeschehen in Deutschland dokumentiert und war mit seiner Kamera immer dort, wo die Wiedersprüche der Gesellschaft hart aufeinander prallten. Gut 60 seiner Fotografien sind nun in Form einer Leih-Ausstellung im Stadtmuseum zu Gast.

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Brokdorf, Herbst 1981: Hubschrauber kreisen bedrohlich über einer Wiese nahe dem geplanten Kernkraftwerk, der Fotograf Günter Zint fängt die Szene ein. „Ich will Realität zeigen, meine Bilder sind Gebrauchsfotografien“, sagt Günter Zint über seine Arbeiten. Im Mittelpunkt stehen Motive aus dem Hamburger „St.-Pauli-Kiez“ sowie Fotos der Studenten-, Friedens- und Anti-Kernkraft-Bewegung.

Günter Zint versteht sich als politischer Fotograf, er gilt als Vorreiter eines sozial engagierten und aufklärerischen Bildjournalismus der jungen Bundesrepublik. Er ist weit mehr als ein Chronist der soziokulturellen und politischen Entwicklungen: Auch aus der Perspektive der Agierenden, der Gegenkulturen heraus richtet er seinen Blick auf die Reaktionen der Gesellschaft. Viele seiner Fotografien haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, darunter die Aufnahme der Beatles vor dem Hamburger Star-Club, die Bilder protestierender Studenten in Berlin und Paris oder das Foto der Vorsitzenden der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, die misstrauisch die sie umringenden Polizeibeamten beäugt.

Noch vor dem Zusammenbruch der DDR zieht es ihn in den Osten, beim Fall der Mauer dokumentiert Zint Euphorie und Ernüchterung der Ostdeutschen. Mit vielen seiner Arbeiten steht Zint in der Tradition der Arbeiterfotografiebewegung der Weimarer Republik. „Ran ans Motiv“ ist sein Motto, das er stets wörtlich nimmt.

„Wilde Zeiten – Fotografien von Günter Zint“ ist eine Leih-Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Günter Zint. Die Erstpräsentation fand im Haus der Geschichte Bonn vom 8. Mai 2007 bis 18. Mai 2008 statt.

Günter Zint

Am 27. Juni 1941 geboren verbrachte Günter Zint seine Jugend in Fulda, verließ 1958 die Realschule und fing als Volontär bei der Deutschen Presseagentur in Frankfurt, Berlin und München an. Auf die Ausbildung zum Bildjournalisten und Redakteur folgten Reportertätigkeiten bei „Quick“ und „Twen“, ehe Zint als freier Fotograf in Schweden und England arbeitete.

Neben der Dokumentation des Zeitgeschehens, insbesondere von Jugend- und Protestbewegungen, galt sein berufliches Interesse schwerpunktmäßig der Musikszene in London, Berlin und Hamburg. 1964 gründete er die Agentur Pan-Foto in der Hansestadt. Zint war Stammgast im „Star-Club“ im Stadtteil St. Pauli und skizzierte mit seiner Kamera den Alltag im damals wohl „berühmtesten Beat-Club der Welt“. Er hatte die Großen der „Swinging Sixties“ vor der Kamera: von den Beatles über Jimi Hendrix und The Doors bis zu Frank Zappa. Viele Plattenfirmen und PR-Agenturen nahmen seine Dienste in Anspruch. Die Liebe des Kiezbewohners Zint zu „seinem“ Stadtteil St. Pauli gipfelte in der Gründung des St. Pauli Museums im Jahr 1991.

Heute lebt Günter Zint, der Vater von fünf Kindern ist, in einer Landkommune in der Nähe von Stade.

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3 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    22. Mai 2018 um 23.20 — Antworten

    1968 trugen Polizisten noch Tschako? Meine Güte – ich erinnere mich kaum. Gut immerhin, daß sich heute mehr Menschen gegen Polizeiwillkür wehren als damals. Das Foto dieses Mannes in seiner ganzen Verzweiflung gegenüber völlig unbeteiligt erscheinenden Polizisten macht bis heute Angst. Empathie, oder womöglich gar Verstand, jedenfalls drücken diese Unifornierten ja wohl kaum aus – und eine solche Geisteshaltung wird heute schon wieder salonfähiger…
    https://www.youtube.com/watch?v=z72xWE8dqNE

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