Ausstellung

Bernd Meyse: Provokant und das Schöne liebend

Bernd Meyse provoziert gerne.

Bernd Meyse provoziert gerne.
Foto: Anja Michaeli

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Oldenburg/Aurich/am – Der Diplombildhauer Bernd Meyse (Bund Bildender Künstler Oldenburg und Ostfriesland) wurde von der 68er Bewegung geprägt, die er in Berlin erlebt und gelebt hat. Auch heute sind ihm starre Strukturen ein Greuel. Gleichwertig stehen bei ihm die Malerei, Zeichnungen, Skulpturen und Aktionen neben- und miteinander.

Jahrelang war Bernd Meyse als unkonventioneller Kunstlehrer am Auricher Gymnasium tätig, aber er blieb immer mehr Künstler als Pädagoge. Ein Gespräch in freundlicher Stimmung mit einem kritischen Geist.

OOZ: Herr Meyse, in Berlin starteten Sie als Künstler, wie kam es dazu?

Bernd Meyse: Ich wuchs in Wolfenbüttel auf und zog mit 19 Jahren nach Westberlin, um der Wehrpflicht zu entgehen. Dort arbeitete ich als Autoverkäufer und Fahrlehrer. Dann kam die Demonstration gegen den Schah von Persien, der Student Benno Ohnesorg wurde getötet. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse trat ich in die Hochschule der Bildenden Künste ein, studierte Bildhauerei, Kunstwissenschaft und Neuere Geschichte.

OOZ: Welche Themen stehen im Mittelpunkt Ihrer Arbeiten?

Bernd Meyse: Politische und gesellschaftliche Themen wie beispielsweise der Nationalsozialismus oder Kriege sind Schwerpunkte meiner Arbeiten. Zum Beispiel schlägt sich das Votum der Bevölkerung gegen Kriegseinsätze nicht in der Bildenden Kunst wieder. Zeitgeschehen wie den Arabischen Frühling, in den Anden kämpfende Indios oder den Krieg in Afghanistan beschäftigen mich. Es entstehen Arbeiten, die neben dem Schrecklichen Optimismus und Hoffnung zeigen. Der Mensch hat das Bedürfnis nach Schönem und der Besserung der Welt. Auf meinen zahlreichen Studienreisen zeichne und male ich Bilder von Stadtansichten und Naturschauspielen. Selbst Aktbilder als Auftragsarbeiten habe ich schon erstellt. Meine Skulpturen und Bilder entstehen meist in Norddeutschland, den Niederlanden und auf Gomera in Spanien, oft durch Aktionen in Szene gesetzt, die auch schon mal für Aufruhr und Empörung sorgen (schmunzelt).

OOZ: Welche Aktion fällt Ihnen spontan ein?

Bernd Meyse: Für die Klosterstätte Ihlow wurde ich um eine Installation gebeten. Ich hängte das Werk „Luzifer“ mitten in die Imagination der Klosterkirche auf. Bei der Aktion mit einem Lichtschauspiel und einer Tonaufnahme von Klaus Kinskis Lesung aus „Jesus Christus Erlöser“ schnaubte der anwesende Bischof vor Wut.

OOZ: Welche Arbeiten sind Ihnen besonders wichtig?

Bernd Meyse: Als Bildhauer liebe ich Skulpturen. Aber auch der Mix der Installation und Aktion begeistert mich. Spaß machte mir unter anderem die Installation einer Riesenvulva für „Das Hohelied der Liebe“, das als Singspiel in der Kreuzkirche Pilsum und anderen schönen alten Ostfriesenkirchen aufgeführt wurde. Überhaupt rede ich gerne Klartext und provoziere manchmal.

OOZ: Woran arbeiten Sie zurzeit?

Bernd Meyse: Erst kürzlich habe ich die Ausstellungen „Kap Horn Art 5“ in der Überseestadt Bremen, „Zwischenräume“ in der Oldenburger BBK-Galerie und den „16. Skulpturenpark Mörfeld-Walldorf“ anlässlich des Georg-Büchner-Jahres in Frankfurt am Main abgeschlossen. Wie so oft, werde ich voraussichtlich wieder nach Marokko fahren, um dort zu zeichnen. Bleistift, Kreide und Feder sind zurzeit meine Arbeitsmittel.

OOZ: Herr Meyse, wir bedanken uns für das Gespräch.

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1 Kommentar

  1. Birgit Scheller
    25. Oktober 2013 um 12.27 — Antworten

    Das Gespräch gefällt mir und macht Lust auf einen Besuch der Veranstaltung.

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