Moorheilbad: Ohne Moor kein Bad

Wolfgang Mickelat, Dr. Arno Schilling, Klaus Wolf, Peter Schulze, Klaas Düring und Hans Dieter Schneider (von links) wollen „50 Jahre Moorheilbad“ mit Bürgern und Gästen feiern.
Foto: Anja Michaeli
Bad Zwischenahn (am) Das Moor hat es möglich gemacht: Vor 50 Jahren erhielt das Moorheilbad Zwischenahn seine staatliche Anerkennung. Und diese Erfolgsgeschichte, die 1934 begann, wird am 15. und 16. Februar mit einer Ausstellung, Vorträgen, Aufführungen und mehr gefeiert. Zwei Tage lang steht das „Schwarze Gold“ im Mittelpunkt des Geschehens.
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Schon Paracelsus empfahl im 15. Jahrhundert bei unterschiedlichen Erkrankungen „Moor“ als Heilmittel. Bereits 1802 soll es in Bad Eilsen in Niedersachsen das erste Moorbad in Europa gegeben haben. Im 19. Jahrhundert folgten zahlreiche weitere Kurorte. 1934 gab es in Bad Zwischenahn die ersten Versuche, das Moor für Heilzwecke zu verwenden. Das führte 1956 zur Gründung der Kurbetriebsgesellschaft und am 14. Februar 1964 zur staatlichen Anerkennung als Heilbad. Grundlage war ein Gutachten von Georg Nase, Kurdirektor aus Bad Drieburg, der dafür 500 Mark erhielt.
„Das Moorbad hat ganz klein mit ein, zwei Wannen angefangen“, erzählt Hans-Dieter Schneider, der 36 Jahre lang als technischer Betriebsleiter der Kurbetriebsgesellschaft tätig war. Die ersten Patienten seien in der Küche auf ihre „Moorbadfähigkeit“ untersucht worden. In Hochzeiten nahmen in Bad Zwischenahn täglich rund 350 Gäste ihr Moorbad, zirka 150 Moorpackungen wurden angewendet.
Bis auf 43 Grad wird das „Schwarze Gold“ erhitzt, die Körpertemperatur erhöht sich beim Bad um drei Grad. Der heiße Torf führt aber wegen seiner dickbreiigen Konsistenz nicht zu Verbrühungen. Trotzdem muss natürlich der Kreislauf mitspielen können, und auch der Druck der zähen Masse sollte nicht unterschätzt werden. Über die richtige Konsistenz entscheiden die Fachkräfte mittels der Quentin’schen Schriftprobe: Der in das Moorbad geschriebene Name muss eine Minuten lang zu sehen sein, erklärt Schneider schmunzelnd. Übrigens: Es müsste eigentlich Torf heißen, denn er kommt aus dem Moor. Aber weil sich das nicht so schön anhören würde, heißt es eben Moorbad.
Die 30 Hektar große Moorfläche der Kurbetriebsgesellschaft Bad Zwischenahn befindet sich in Kayhauserfeld. Um das Transportproblem der großen Torfmengen aus der Welt zu schaffen, sollte ab 1960 das Torf über Rohre zum Kurbetrieb geleitet werden. Wegen der komplizierten Strecke kam es zu zahlreichen Verstopfungen, heute wird darüber nur noch das „Abmoor“ darüber zurückgeleitet. Das sind die „abgebadeten“ Reste, die regeneriert werden.
Heute ist Bad Zwischenahn mehr als ein Moorbad. Trotzdem dürfe man die Ursache für die gute Entwicklung des Ortes nicht vergessen, betont Kurdirektor Peter Schulze, denn das Moor sei die Keimzelle des staatlichen anerkannten Bades. Mit dieser Auszeichnung spiele Bad Zwischenahn in der ersten Liga der Kurorte. Zudem sind die Kurgäste immer noch über die wohltuende Wirkung erfreut: 2013 hat die Kurbetriebsgesellschaft 648 Kubikmeter Moor abgebaut und zu insgesamt 9000 Mooranwendungen verarbeitet, durchschnittlich 170 pro Woche. In Bad Zwischenahn steht eine der modernsten Mooranlagen Deutschlands. Neben der Entspannung wirkt ein Moorbad entzündungshemmend und kurbelt den Stoffwechsel an, deshalb ist es neben orthopädischen Erkrankungen auch bei Rheuma oder Gicht ein beliebtes Mittel. „Es ist für viele ein Gesundbrunnen“, so Wolfgang Mickelat, Aufsichtsratsvorsitzender der Kurbetriebsgesellschaft. Das Qualitätsprädikat Moorheilbad sei das Aushängeschild für den Ort. Neben dem Moor als lokales Heilmittel muss ein Kurort auch eine entsprechende Infrastruktur vorhalten, gute Luft bieten und auch die Kultur darf nicht zu kurz kommen. Für die Reprädikatisierung prüft das Land Niedersachsen den Kurort alle zehn Jahre. Weil Mooranwendungen unter das Arzneimittelgesetz fallen, kontrolliert zudem das Gewerbeaufsichtsamt regelmäßig.
50 Jahre Moorheilbad
Am Wochenende, 15. und 16. Februar, jeweils von 11 bis 17 Uhr findet in der Wandelhalle die Veranstaltung „50 Jahre Moorheilbad“ statt. Hans-Dieter Schneider wird an beiden Tagen aus seinem Erfahrungsschatz mit Döntjes und Fotos berichten. Mit alten Bildern, Postkarten und Broschüren von Horst Schreyer gibt es Einblicke in die Geschichte des Kurortes. Sabine Krüger tritt kabarettistisch als „Putzfrau Grete“ auf, und Edda zur Brügge, Corinna Jenn und Bernd Ötjen tragen zur musikalischen Unterhaltung bei. Außerdem fährt die „Emma“ ins Kayhauser Moor zur Bodenstation und dem Torfabbaugebiet. Zu diesen Moorführungen lädt Herbert Wehmhoff ein. Außerdem wird sich das Reha-Zentrum präsentieren, der Verein für Heimatpflege erklären, was das Leben im und mit dem Moor für die Vorfahren bedeutet hat und es wird Moorbier, Moorschnaps und Moorkuchen angeboten. Kinder können an einer Mitmachstation die Torfmoose mit Lupen und durch Experimente entdecken. Die Künstler Jochen Kusber und Theo von Garrel zeigen ihre Kunstwerke aus Mooreiche und Torf.
1 Kommentar
Lustig. Es werden Menschen erwähnt die fast gar nichts mit dem Moor uutun haben. Da stellen sich die Obersten wieder in den Vordergrund, obwohl die krinr Ahnung haben.