Politik

CDU: Generationswechsel an der Parteispitze

Die neue Parteispitze der Oldenburger CDU: Niklas Howad, Petra Averbeck, Ole Wehrmeyer und Annika Eickhoff.

Die neue Parteispitze (von links): Niklas Howad, Petra Averbeck, Ole Wehrmeyer und Annika Eickhoff.
Foto: C. Baak

Oldenburg (Michael Exner) In spannungsfreier Atmosphäre haben Oldenburgs Christdemokraten den länger angekündigten Generationswechsel an der Spitze vollzogen. Der Parteitag wählte am Sonnabend im Etzhorner Krug den bisherigen Vize Niklas Howad mit 48 von 49 Stimmen zum Vorsitzenden. Der 32 Jahre alte IT-Projektmanager tritt an die Stelle von Christoph Baak, der den Verjüngungsprozess selbst eingeleitet hatte. Der 57 Jahre alte Werbekaufmann hatte die CDU seit 2018 geführt und vor seiner letzten Wahl Ende 2021 angekündigt, danach nicht erneut anzutreten.

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Dieser freiwillige Rückzug ist das vorerst letzte Kapitel einer vergleichsweise kurzen, dafür aber intensiven Karriere. Der politisch bis dahin nicht in Erscheinung getretene Baak hatte sich 2014 in eben diesem Etzhorner Krug noch als Parteiloser in einem Überraschungscoup die Oberbürgermeisterkandidatur für die Union gesichert, bei der Wahl selbst zwar klar gegen Jürgen Krogmann (SPD) verloren, dabei aber jeweils bessere Ergebnisse erzielt als die CDU bei der Ratswahl von 2011. Nach seinem Parteieintritt wurde Baak Stadtbezirksverbandsvorsitzender, Partei-Vize und Spitzenkandidat in einem der Wahlbezirke für die Kommunalwahl 2016, bei der ihm mit dem drittbesten Wert aller CDU-Ratsmitglieder ein mehr als ordentlicher Einstand gelang. Bei der vorgezogenen Landtagswahl vom Herbst 2017 trat Baak im Süd-Wahlkreis der Stadt als Direktkandidat an, blieb aber erfolglos. 2018 wurde er Parteichef als Nachfolger von Michael Eggers, der überraschend seinen Rückzug innerhalb einer Vorstandsperiode verkündet hatte. Im Dezember 2012 übernahm er auch den Co-Vorsitz der Ratsfraktion.

Die Partei hat mit dieser Erfolgsgeschichte allerdings nicht Schritt halten können, was Baak bei seiner Abschiedsrede in gewohnter Offenheit auf den Punkt brachte: „Gemessen an den Wahlergebnissen ist die Bilanz eher ernüchternd.“ Wohl wahr: Bei der Ratswahl 2021 holte die CDU mit 17,8 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1952. Bei der zeitgleichen Oberbürgermeisterwahl schaffte es ihr Kandidat Ulrich Gathmann nicht mal in die Stichwahl, die erste Pleite dieser Art, seit es die Direktwahl zum Rathauschef gibt. Und seit der Landtagswahl im Vorjahr ist die Stadt-CDU auch nicht mehr im Landtag vertreten.

Dies alles dem scheidenden Vorsitzenden anzulasten, wäre indes ungerecht. Die Union befindet sich in der Stadt seit ungefähr drei Jahrzehnten in einem kontinuierlichen Niedergang. Dessen Ursachen liegen weit vor Baaks Parteieintritt. Zweimal – bei der verlustreichen Schlacht um das Einkaufszentrum am Schlossplatz und bei der Groteske um die Bahnumfahrung – hat sich die CDU in einer unheiligen Allianz mit Grünen und Linken in einen Konflikt mit der Realität begeben. Beides ist ihr nicht bekommen. Und die Auswahl des (definitiv falschen) OB-Kandidaten war eher der Not geschuldet. Baaks ursprüngliche Pläne hatten sich nicht realisieren lassen. Zumindest das haben Union und Grüne gemeinsam: Es reißt sich niemand darum, in Oldenburg zu kandidieren.

Der neue Vorsitzende hatte also guten Grund für seinen Antritts-Dreiklang „Motivation – Vernunft – Demut.“ Es gibt einiges zu tun für Niklas Howad, der zwar mit 32 für einen Parteichef noch jung ist, aber nach RCDS- und JU-Vorsitz plus anderthalb Jahren Partei-Vize zumindest auf den ersten Blick über ausreichend politische Erfahrung verfügt. Stützen kann er sich auf eine engere Führung mit einem Mix aus Jung und Alt. Mit 48 von 50 Stimmen bestätigte der Parteitag Stellvertreterin Annika Eickhoff im Amt. Die Lehrerin ist erst 31 Jahre alt, befindet sich aber schon in ihrer zweiten Ratsperiode und ist Stadtbezirksvorsitzende. Die frühere Präsidentin des Studierendenparlaments hatte 2018 bei Baaks erster Wahl dessen Vizeplatz übernommen. Sie gilt seit Jahren als Hoffnung in der Partei. Um das einzulösen, muss sie allerdings langsam aus der Deckung kommen. Der Weg vom vielversprechenden Talent zur Frau, die eine glänzende Zukunft hinter sich hat, kann in Parteien sehr kurz sein. Ein Comeback feierte Petra Averbeck (64). Die Bürgermeisterin, die beim vorhergehenden Parteitag mehr oder minder freiwillig der damals radikalen Verjüngungskur Platz gemacht hatte, wurde erneut Stellvertreterin. Das Trio komplettiert der Neuling Ole Wehrmeyer (25).

Der Gesamtvorstand der CDU Oldenburg.

Der Gesamtvorstand der CDU Oldenburg.
Foto: C. Baak

Ergänzt wurde der Parteitag von einem erfrischend munteren Kurzvortrag des neuen CDU-Landes- und Landtagsfraktionsvorsitzenden Sebastian Lechner. Der neue Mann an der Spitze der Niedersachsen- CDU umriss, wie die Partei das wahlfreie Jahr zur Neuaufstellung nutzen will, bevor es in den Marathon Europawahl (2024), Bundestagswahl (2025), Kommunalwahl (2026) und Landtagswahl (2027) geht.

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