Oldenburg

Polizei zeigt in Oldenburg mehr Präsenz

Eckhard Wache, Leitender Polizeidirektor der Polizeiinspektion Oldenburg / Ammerland, stellt fest, dass sich die Sicherheitslage in Oldenburg nicht verändert hat.

Eckhard Wache, Leitender Polizeidirektor der Polizeiinspektion Oldenburg / Ammerland, stellt fest, dass sich die Sicherheitslage in Oldenburg nicht verändert hat.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb/am) – Nachdem letzte Woche eine 31-jährige Frau von fünf Männern im Nikolaigang in Oldenburg überfallen wurde und mehrere Frauen in der Innenstadt Opfer von sexuellen Übergriffen in zwei Gaststätten an der Wallstraße geworden sind, fragen sich zahlreiche Bürger, wie sicher ist die Innenstadt. „Das hängt mit den Vorfällen auf dem Kölner Domplatz zusammen. Die Menschen sind sensibilisiert worden“, sagte Eckhard Wache, Leitender Polizeidirektor der Polizeiinspektion Oldenburg / Ammerland. „Die Sicherheitslage in Oldenburg hat sich jedoch nicht verändert“, stellt er in einem Gespräch mit der OOZ fest.

Bei der Tat im Nikolaigang handelt es sich um einen Raubüberfall, dem jeder Passant zum Opfer fallen kann. Die Täter hatten es auf Geld und Wertsachen abgesehen. Wer die Männer sind, wissen wir derzeit noch nicht, haben aber zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung. Dass es Flüchtlinge waren, dafür gibt es zurzeit keinen Anhaltspunkt“, stellt er klar.

Für den anderen Vorfall, bei dem es zunächst um verbale Provokationen ging und die Frauen auch körperlich bedrängt wurden, müssen sich zwei Männer aus Algerien verantworten. „Wir sind froh, dass in diesem Fall sofort die Polizei alarmiert wurde und die Beamten nach einer Minuten vor Ort waren“, sagt Wache und ermuntert alle, bei derartigen Vorfällen sofort die Polizei zu rufen. „Denn das Dunkelfeld dürfte groß sein“, bedauert er. „Viele Frauen zeigen derartige Vorgänge leider nicht an.“ Gleichwohl sieht Wache keine Verbindung zu den Vorfällen in Köln. Er weist aber darauf hin, dass sexuelle Übergriffe leider häufig geschehen und sie nicht mit einer bestimmten Nationalität in Verbindung gebracht werden können. Sie kommen bei allen Nationalitäten vor.

Dennoch kann er die Reaktion der Bevölkerung gut verstehen, die nach solchen Vorfällen Befürchtungen und auch Ängste entwickelt. Eine Bürgerwehr zu gründen sei jedoch der vollkommen falsche Weg, warnt Wache. Dass die Bürger aufmerksamer sind, genauer hinsehen und im Zweifelsfall die Polizei verständigen, das findet er sinnvoll. Bürgerwehren zu installieren hält er jedoch für absolut inakzeptabel. „Patrouillierende Bürger kommen nicht in Frage“, stellt er klar. „Mal abgesehen davon, dass sie nicht berechtigt sind, gegen andere Bürger vorzugehen, können sie auch nicht überall dort sein, wo es zu Gesetzesbrüchen kommt.“

Dennoch reagiert die Polizei und hat ihre ohnehin schon in der Innenstadt bestehende Präsenz verstärkt. Zusätzliche zivile und uniformierte Beamte sind in der Innenstadt unterwegs. Zudem fahren vor allem in den Abendstunden mehr Streifenwagen. Mehr Videoüberwachung würde die Polizei begrüßen, weil die Kriminalitätsfälle schneller aufgeklärt werden könnten. „Es ist aber ein Irrtum zu meinen, Kriminalität ließe sich dadurch verhindern“, sagt Wache und verweist auf andere Städte unter anderem auch auf London, wo fast eine flächendeckende Überwachung stattfindet. „Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.“

Und wie sollen sich Opfer verhalten? Pfefferspray und Schreckschusspistolen werden derzeit stark nachgefragt. „Wer sich dadurch sicherer fühlt, der mag das mit sich tragen“, sagt Wache. Aber wer gleich mehreren Tätern gegenübersteht, der wird keine Chance haben, macht er klar. Außerdem weiß er von Fällen, dass diese „Waffen“ zur Eskalation geführt haben. „Mögliche Opfer sollten sich lautstark bemerkbar machen, wenn das möglich ist. Das schockiert die Täter“, weiß er aus den zahlreichen Fällen, die der Polizei bekannt sind.

Und was die Flüchtlinge in Oldenburg betrifft, da gibt es bislang keine dramatischen Anlässe. „Die Lage ist unauffällig. Wir werden mitunter gerufen, weil es Streitigkeiten gibt die unseren Nachbarschaftsstreitereien ähneln. Da sind Kinder zu laut oder nachts fühlen sich Menschen von Lärm gestört. Aber große Konflikte gab es bislang zum Glück nicht. Und sollte das der Fall sein, so können wir im Direktionsbereich auf eine schlagkräftige Truppe zurückgreifen, die stets einsatzbereit und schnell vor Ort ist“, berichtet er. Umgekehrt hat es in der Huntestadt bislang keine Übergriffe auf Flüchtlinge gegeben. „Wir stellen fest, dass hier eine sehr positive Grundstimmung Flüchtlingen gegenüber herrscht“, sagt er und hofft, dass das so bleibt.

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2 Kommentare

  1. Karl
    19. Januar 2016 um 12.02 — Antworten

    Die Worte von Herrn Direktor Wache klingen für mich ein wenig zu wohlfeil und dabei geht es auch um die Glaubwürdigkeit. Seit der nette KOB auf der Straße, mit dem man auch mal ein außerdienstliches Schwätzchen halten konnte, der Vergangenheit angehört und nur wenige über einen Polizeibeamten im Verwandten- oder Bekanntenkreis verfügen, wird das Bild der Polizei hauptsächlich durch die Medien geprägt und da sind nicht erst seit Silvester und Köln einige unschöne Flecken drauf. Für einen politisch Interessierten erscheint sie häufig eher als ein Erfüllungsgehilfe der Regierung, der gegen Menschen vorgeht, die auf die Rechtsbrüche eben dieser Regierung aufmerksam machen.

    https://www.youtube.com/watch?v=vKyQYcfd3YU

    Ob dieses Vorgehen nun auf Pflichtbewusstsein, Loyalität, Opportunismus oder auf was sonst auch immer beruht, kann ich selbstverständlich nicht beurteilen.

    Auch kann ich nicht beurteilen, ob die Menschen erst jetzt sensibilisiert wurden und ob die Sicherheitslage in Oldenburg sich nicht verändert hat.

    Verantwortlich für diese Zustände ist nicht die Polizei sondern die Politik und vielleicht sollten auch Beamte sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, daß sie ihren Eid auf die Verfassung und nicht auf die jeweils im Amt befindliche Regierung geleistet haben.

  2. Klaus
    24. Februar 2016 um 14.17 — Antworten

    Und wie sagte noch unsere Bundespräsident im Interview mit der Zeitschrift der Spiegel in Hamburg:

    Auch beobachte er, dass Bürger zunehmend das Gefühl bekommen könnten, sich selber vor Gewalt schützen zu müssen: „Es gibt eben Bereiche, wo Polizei nicht ersetzbar ist.“

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