Notunterkunft: Erst einmal ein Dach über dem Kopf
Zur Besichtigung der Notunterkunft in der Sporthalle auf dem ehemaligen Fliegerhorst kamen gestern rund 50 Bürger und Ratsmitglieder.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (am) – Die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes wurde gestern der Politik und den Anwohnern vorgestellt. Es wird eine der letzten Besichtigungen gewesen sein, denn bald werden hier rund 100 Flüchtlinge untergebracht und ihre Privatatmosphäre muss gewahrt bleiben. Und genau die sahen ein Großteil der Teilnehmer durch die offenen Wohnkabinen gefährdet. Mehr als dieses Minimum könne jetzt aber nicht geboten werden, erklärte Stadtbaurätin Gabriele Nießen. Die Stadtverwaltung bemühe sich weiter um andere möglichst dezentralen Lösungen.
Die Sporthalle auf dem Fliegerhorst-Areal wurde ausgewählt, weil sie die einzige Halle ohne Schulsportbetrieb in Oldenburg ist. Für die kleinen Wohneinheiten wurden dünne Wände aufgestellt – allerdings wegen des Tageslichts ohne Dach. Eine größere Freifläche und zwei Aufenthaltsräume wurden für den Ess- und Gemeinschaftsbereich geschaffen. An der Be- und Entlüftung, elektrischen Anschlüssen in den Kabinen und einem Spielplatz wird noch gearbeitet. Vor dem Haus stehen Sanitärcontainer, der Weg dahin soll noch überdacht werden. Über diese Wohnsituation waren die Bürger geschockt, es würde zu laut, zu heiß und die Stellwände seien zu wackelig. „Die Flüchtlinge werden sich hier schutzlos fühlen. Sie brauchen feste Mauern“, sagte Bahattin Aslan, beratendes Mitglied im Ausschuss für Integration und Migration. Die Stadtbaurätin warb um Verständnis: „Es ist ein Provisorium und soll nur für den Notfall dienen.“ Man habe nicht nur Feldbetten aufstellen wollen.
„Wir haben einfach nicht mehr die freie Wahl, welche Quartiere wir zur Verfügung stellen können“, betonte Stadtsprecher Reinhard Schenke mit Blick auf die vielen Menschen, die zurzeit Zuflucht suchen. „Die Zahlen haben sich verdoppelt“, erklärt Sozialdezernentin Dagmar Sachse und räumte ein: „Damit hat die Stadtverwaltung nicht gerechnet.“ Die kommunale Gemeinschaftsunterkunft in der direkten Nachbarschaft der Sporthalle steht seit März zur Verfügung und ist mit 180 Flüchtlingen schon vollständig belegt. „Erst müssen die Menschen jetzt ein Dach über dem Kopf haben“, so Sachse. Die Sozialdezernentin hofft, dass die Flüchtlinge nicht länger als vier Wochen in der Sporthalle untergebracht werden müssen. „Wir sind auf breite Unterstützung angewiesen“, betonte Stadtbaurätin Gabriele Nießen und appellierte an die Bürger: „Bitte stellen Sie uns alle leerstehenden Gebäude und Wohnungen zur Verfügung, damit eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge möglich wird.“
Warum nicht andere Gebäude auf dem ehemaligen Fliegerhorst umgebaut worden seien, konnte Axel Müller, Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt, Stabstelle Fliegerhorst, in der Fragerunde erklären: „Wir haben uns einige Gebäude angesehen, aber zum Beispiel wegen Schimmelbildung war das nicht möglich.“ Er verwies auch darauf, dass das Gelände eine sogenannte Kampfmittelverdachtsfläche sei. Deshalb könnten andere Bereiche noch nicht zur Verfügung gestellt werden. Die Anlieger der Hugo-Eckener-Straße klagten über die neu entstandene Verkehrssituation durch unter anderem zu schnell fahrende Wagen, sie wünschten sich eine zweite Zufahrt. Die Stadtverwaltung versprach, die Möglichkeiten zu prüfen und sich zu kümmern. Die Bürger sorgten sich auch um die Kinder. „Familien sollen hier möglichst nicht untergebracht werden“, so Dagmar Sachse, aber für sozialpädagogische Betreuung sei gesorgt.
Das Foto entstand von der Empore in der Sporthalle. Sie wird mit Ankunft der ersten Flüchtlinge geschlossen.
Foto: Anja Michaeli
An der Lüftung wird zurzeit gearbeitet.
Foto: Anja Michaeli
Die Sporthalle auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes.
Foto: Anja Michaeli
Wie lange die Notunterkunft genutzt werden muss, konnte am gestrigen Abend nicht gesagt werden. In den kommenden Wochen sollen zusätzlich Wohncontainer unter anderem neben den Gemeinschaftsunterkünften an der Gaußstraße aufgestellt werden. Sie müssen allerdings eingerichtet und an Strom und Wasser angeschlossen werden. Außerdem möchten zahlreiche Kommunen Container für Flüchtlinge nutzen, der Markt könnte dementsprechend eng sein. „Es ist fatal zu denken, wir sind mit unserer Arbeit hier fertig“, so Nießen. „Wir sind immer auf der Suche nach weiteren Standorten und anderen Lösungen.“
2 Kommentare
Oh weh,
die armen Flüchtlinge! Bahattin Aslan! Wie sollen die das überstehen? In einer gemauerten Turnhalle! Jeden Tag frische Nahrung, jeden Tag frisches Wasser, jeden Tag Sozialleistung, jeden Tag Sicherheit!
Weiss Gott, Bahattin Aslan, unzumutbar wenn man bedenkt in welchem Luxus die Flüchtigen vorher lebten, nicht wahr?
LG
Hoffentlich funktioniert das Smart-phone in der Turnhalle, damit diese unmenschlichen Verhältnisse dokumentiert und in die Welt hinaus geschickt werden können. Damit alle wissen, wie wir trotz der ganzen Schuld, die wir auf uns geladen haben, mit den armen armen Flüchtlingen umgehen. Wir müssen noch an der Willkommenskultur arbeiten, auch die Neubauten werden ein großes Stück Wiedergutmachung bedeuten. Wir können es uns schließlich leisten! Das sind wir unseren Kindern schuldig! Es lebe die Migrationsindustrie! Mehr Flüchtlinge nach Oldenburg! PS: so viele Zimmer hat das Hermann-Ehlers-Haus:
http://primestudentenwohnen.de/oldenburg-de/hermann-ehlers-haus-oldenburg-de