Filmfest

Filmfest: Vier Wochen vor dem Start

Filmfest-Chef Torsten Neumann stellte heute erste Highlights und Neuerungen im Casablanca Kino vor.

Filmfest-Chef Torsten Neumann stellte heute erste Highlights und Neuerungen im Casablanca Kino vor.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Das 25. Internationale Filmfest Oldenburg findet vom 12. bis 16. September statt. Heute verkündete Filmfestchef Torsten Neumann wichtige Neuigkeiten, Organisatorisches und erste cineastische Höhepunkte. Im Anschluss an die Pressekonferenz wurde der diesjährige Festival-Trailer präsentiert.

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Neuer Award

Neben dem German Independence Award (Publikumspreis), dem Seymour Cassel Award (Advisory Board) und dem German Independence Award für den besten Kurzfilm (Jury) wird es einen neuen Preis geben: den German Independence Award für den besten Film der Reihe Midnite Xpress. Die Horror- / Fantasie-Genre-Reihe sei etwas Besonderes und profilbestimmend für das Internationale Filmfest Oldenburg, betonte Neumann. Gefördert wird der neue Preis von der Kneipe „Marvin’s“, die seit langem mit dem Filmfest verbunden ist. Der zweite Sponsor ist die Firma Alias Film, die für Untertitel sorgt, wenn der Gewinner das nächste Territorium erobert.

Trailer

Der neue Kinotrailer „From Oldenburg with Love“ feierte heute seine Premiere. Mit Festivalleiter Torsten Neumann in der Hauptrolle als Erzschurke wurde der erste Bond-Film „007 jagt Dr. No“ von 1962 neu in Szene gesetzt – traditionell mit viel Selbstironie und Augenzwinkern. Das Festival erhielt von MGM die Rechte, in seinem Jubiläumsjahr Ausschnitte aus dem Klassiker zu verwenden. Die Regie übernahm wieder Torsten Neumann gemeinsam mit Deborah Kara Unger, unterstützt von der Kamerafrau Irina Dragojevic. Er wird am 16. August seinen bundesweiten Kinostart auf mehr als 100 Leinwänden haben.

Der Link zum Trailer: https://youtu.be/RtsDVIHpVgs

Spielstätten

Neu: Die Eröffnung findet erstmals in der Kongresshalle der Weser-Ems Hallen statt. Als Kinos stehen wieder das Casablanca Kino, das Cine k / Muvi und Studio in der Kulturetage, die Exerzierhalle am Pferdemarkt und der theater hof/19 zur Verfügung. Die Mid Festival Gala (voraussichtlich am Festivalsamstag) und die Closing Night werden im Oldenburgischen Staatstheater zelebriert. Die Justizvollzugsanstalt wird erneut zur Spielstätte.

Gästelounge und Ticketverkauf

Die kultur_halle am Pferdemarkt wird in diesem Jahr wieder zur Vorverkaufszentrale und zum Pressecenter. Hier gibt es Dauerkarten, die Tickets für das JVA-Screening und die neuen Festival-T-Shirts mit zwei Motiven (auch in der Buchhandlung Isensee erhältlich). Der Online-Kartenvorverkauf für die Eröffnung startet am 24. August, für alle anderen Screenings am 31. August. Die Gäste des Festivals treffen sich im Möbelhaus Rosenbohm.

Kooperation mit FilmConfect

In Kooperation mit dem Streaming-Dienst FilmConfect werden die besten Filme aus 25 Jahren als Video-on-Demand gezeigt. Das Programm umfasst überzeugende German Independence Award Gewinner, erstklassige Independent Filme und auch wegweisende Titel aus den vergangenen Retrospektiven und Tributes. Das Angebot wächst stetig. Zugriff darauf erhält man über die neue Website (www.filmfest-oldenburg.de) des Internationalen Filmfest Oldenburg, die auch zum sonstigen stöbern und erforschen einlädt, sowie direkt über Filmconfect. Einzelne Filme können für 4,99 Euro gestreamt werden.

Erste Highlights

Auch zum 25. Internationalen Filmfest dürfen sich die Filmfans auf zirka 40 Lang- und 50 Kurzfilme – darunter das Tribute und die Retrospektive – und nicht zuletzt auf einen Sternen-Star freuen. Details werden wie üblich erst kurz vor der Eröffnung oder während des Filmfestes bekannt gegeben. Gute Eindrücke bietet kurz vor Beginn auch die Preview im OLB-Kino. Aber schon heute gab es erste cineastische Leckerbissen, die Lust auf mehr Film machen.

„Unforgiven“, Russland 2018, von Sarik Andreasyan (Europapremiere)

Russlands Regiesuperstar Sarik Andreasyan erzählt die zutiefst traumatische, wahre Geschichte des Osseten Vitaliy Kaloev, der bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen seine Familie verliert. Der Schmerz darüber und die Ohnmacht angesichts der Abwesenheit von Empathie und Reue der Verantwortlichen führt in eine zweite Katastrophe. Nachdem Andreasyan mit „Guardians“ Russlands Antwort auf die Marvel Superheldenfilme auf die Leinwand gebracht hat, zeigt er sich in „Unforgiven“ als Virtuose des Schauspielerkinos ohne Scheu vor überlebensgroßen Emotionen. Dieser Film zeige ein spannendes neues russisches Kino, so Neumann. Der Regisseur und sein Hauptdarsteller werden beim Internationen Filmfest Oldenburg zu Gast sein.

„The Boat“, Brasilien 2018, von Petrus Cariry (Europapremiere)

„Es scheint, als ob das Kino für solche Geschichten erfunden wurde“, begeistert sich der Filmfestchef für diesen Beitrag. Das sei ganz großes Kino. Mit einer visuellen Energie, die seinesgleichen sucht, erzählt der preisgekrönte brasilianische Filmemacher Petrus Cariry eine Story von archaischer Wucht. Ein Strand, ein Fischerdorf, das Meer und die Sehnsucht der jungen nach dem Unbekannten. Als ein Boot strandet und die geheimnisvolle Ana an Land gespült wird, droht der Mikrokosmos aus Genügsamkeit, Disziplin und uneingeschränktem Zusammenhalt zu implodieren. Ein mitreißender Film voller grandioser Momente, hypnotisch und visuell berauschend.

„Angst in meinem Kopf“, Deutschland 2018, von Thomas Stiller (Weltpremiere)

Die Geschichte einer Justizvollzugsbeamtin, die sich zwischen Familienleben und Job emotional verausgabt. Das Zuhause ist geprägt von Distanz und wirtschaftlichen Zwängen. Ihre Versuche, den Mangel an Empathie im Knast auszugleichen, bringen sie in eine gefährliche Schieflage zwischen falschem Vertrauen und der Sehnsucht nach menschlicher Wärme. Thomas Stiller erzählt eine Story, die ihre Kraft ganz aus den guten Darstellern, allen voran Charly Hübner und Claudia Michelsen, und der bedrückenden Erkenntnis bezieht, dass Gefangensein keineswegs verschlossener Türen und Gitterstäbe bedarf. Für diesen Knastfilm des Norddeutschen Rundfunks hat der ehemalige JVA-Leiter Gerd Koop als Berater fungiert.

„All Square“, USA 2018, von John Hyams (Deutschlandpremiere)

Nach einem One-Night-Stand mit einer Ex findet sich der von Michael Kelly wunderbar lakonisch verkörperte Loser John mit derem 12-jährigen Spross allein zu Hause. Mehr aus schlechtem Gewissen über die seltsame Begegnung bietet John dem Jungen an, ihn zum Baseballspiel zu bringen. Die beiden freunden sich an und John kommt die glorreiche Idee, Wetten auf Minor League Spiele anzubieten. Was als Goldgrube beginnt, bringt schnell das ganze Städtchen ins Taumeln. Actionregisseur John Hyams wechselt mit diesem Film ins Kömodienfach. „Eine charmante Komödie“, so Neumann. Dafür konnte Hyams beim SXSW Festival den Publikumspreis einheimsen.

„Temporary Difficulties“, Russland 2018, von Mikhail Raskhodnikov (Internationale Premiere)

Auch der zweite russische Beitrag basiert auf wahren Begebenheiten. In seinem zweiten Film erzählt Raskhodnikov die Geschichte eines mit Kinderlähmung geborenen Jungen, der sich allen Nachteilen zum Trotz zu weltweiter Anerkennung erhebt. Der russische Star Rinal Kovalev treibt den Film durch seine eindringliche Darbietung als Vater an. „Herzzerreißend und inspirierend –dieses authentische Porträt des Überlebens ist eine Liebeserklärung an das Leben“, so das Filmfest-Team. Er sei irrsinnig gut, betont Torsten Neumann.

„IVAN“, Slovenien 2017, von Janez Burger (Deutschlandpremiere)

Aus Slovenien kommt ein ehrliches sowie brutales Portät von Liebe, Mutterschaft und Leben. Die mit dem EFP Shooting Star ausgezeichnete Marusa Majer fesselt das Publikum mit ihrer Darstellung Maras, einer blauäugigen und frischgebackenen Mutter, die wie besessen von Rok, einem verheirateten Geschäftsmann und Vater ihres Neugeborenen Ivan, ist. Gefangen zwischen zwei Fronten, befindet sie sich in einer unerträglichen Situation: Sie muss sich zwischen ihrem Kind und der Liebe ihres Lebens entscheiden. Die Hauptdarstellerin des preisgekrönten Films wird zum Filmfest in Oldenburg erwartet.

„Mandy“, USA 18, von Panos Cosmatos

Pazifischer Nordwesten. 1983. Außenseiter Red Miller, gespielt von Oscar-Gewinner und Oldenburger Star of Excellence-Empfänger Nicolas Cage, führt ein liebevolles und friedliches Leben mit seiner Partnerin Mandy Bloom (Amanda Riseborough). Doch als ihr idyllisches Dasein brutal durch eine Sekte und dessen sadistischer Anführer Jeremiah Sand zerstört wird, bleibt Red nichts anderes übrig als sich auf einen albtraumhaften, blutigen und feurigen Rachefeldzug zu begeben. „Schon in Sundance gefeiert, ist dies der gewagteste und spannendste Genre-Film des Jahres“, freut sich Torsten Neumann auf den „Überflieger der Saison“.

„Write When You Get Work“, USA 2018, von Stacy Cochran (Internationale Premiere)

Als sie zehn Jahre nach der gemeinsamen Highschool Romanze wieder Kontakt zueinander aufnehmen, liegen zwischen Ruth Duffy und Jonny Collins, gespielt von den aufstrebenden Stars Finn Wittrock („The Big Short“, „Unbroken“) und Rachel Keller („Fargo“), Welten. Jonny, völlig von Ruth eingenommen, beginnt ihr Leben zu infiltrieren auf der Suche nach Liebe und Profit. Die Geschichte der bereits mit dem Oldenburger Tribute geehrten Stacey Cochran erzählt von Geld, Unheil und Ansprüchen, sie wurde von Oscar-Gewinner Robert Elswit gefilmt. Diesen Film einer visionären Macherin sollte man absolut nicht verpassen, sagt der Filmfest-Chef.

„Ray meets Helen“, USA 2017, von Alan Rudoplh (Europapremiere)

15 Jahre nach seinem letzten Film kehrt der Regiealtmeister von jungen Klassikern wie „Chose me – sag Ja“ oder „Trouble in Mind“, Alan Rudolph, mit einem neuen Film auf die Leinwand zurück. Mit Sondra Locke und seinem Lieblingsdarsteller, dem Oscarpreisträger Keith Carradine, hochkarätig besetzt, erzählt er die Geschichte des ehemaligen Boxers Ray und der einsamen Helen, die beide ihren verlorenen Träumen hinterher jagen. Die New York Times feierte Rudolphs Rückkehr auf die Leinwand als „wunderbar, magisch menschlich“ und bescheinigte Rudolphs Filme eine „wehmütige Rafinesse, die aus dem heutigen Kino fast völlig verschwunden ist“. Sowohl Rudolph als auch Carradine werden voraussichtlich nach Oldenburg kommen.

„The Private Life of a Modern Woman“, USA 2017, von James Toback (Deutschlandpremiere)

Am Anfang steht Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“, das als Triptychon die Wand von Vera Lockmans hippen New Yorker Loft schmückt. Und ein Traum, aus dem Vera hofft, gerade erwacht zu sein. Im Laufe des Films wird diese Hoffnung ein ums andere Mal hinterfragt. Hat sie ihren Ex im Handgemenge mit seiner eigenen Pistole erschossen? James Toback variiert Themen seines Schaffens und wieder setzt er sehr sensibel eine Frauenfigur in das Zentrum des Geschehens. Es spielen: Sienna Miller, Alec Baldwin und Charles Grodin.

Holiday, Dänemark/Türkei 2018, von Isabella Eklöf (Deutschlandpremiere)

In der Urlaubsvilla ihres Freundes, ein berüchtigter Drogenbaron, taucht Sascha, jung und wunderschön, in den wilden Strudel aus Luxus, Spaß und Losgelöstheit ein. Trotz hedonistischen Taumels offenbart sich der brutale Schmerz und sie muss erschreckend feststellen, dass alles seinen Preis hat. In ihrem bereits in Sundance gefeierten Spielfilmdebüt kreiert Isabella Eklöf sonnendurchflutete Bilder von eisiger Kälte und hinterlässt den Zuschauer mit einem unbehaglichen Staunen. „Das ist die größte Festival-Entdeckung des Jahres“ ist Torsten Neumann begeistert.

Filmfest kurz und knapp

  • Für das diesjährige Festival stehen knapp 400.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Oldenburg hat die Förderung wieder auf 95.000 Euro aufgestockt.
  • Rund 1500 Filme wurden eingereicht.
  • Die Filmfest-Website wurde relauncht.
  • Es gibt wieder neue Filmfest-Plakate.
  • Filmfest-TV wird fortgeführt. Letztes Jahr haben mehr als 100.000 Zuschauer das Angebot der Firma Schwarzseher genutzt.
  • Die VHS bietet einen Fotokurs für Hobbyfotografen, die beim Filmfest fotografieren möchten.
  • Vorab werden sechs Film-Highlights aus dem vergangenen 25 Jahren gezeigt.
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