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Studienabbrecher: Umstieg für beruflichen Aufstieg

Carmen Giss, Thorsten Müller, Hans Joachim Harms, Prof. Dr. Hans Michael Piper, Manfred Kurmann und Gert Stuke unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung, um Studienabbrechern beim Aufstieg durch Umstieg zu helfen.

Unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung, um Studienabbrechern beim Aufstieg durch Umstieg zu helfen: hintere Reihe von links: Carmen Giss, Thorsten Müller; vordere Reihe von links: Hans Joachim Harms, Prof. Dr. Hans Michael Piper, Manfred Kurmann und Gert Stuke.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Bundesweit beginnen jährlich rund 500.000 junge Menschen ein Studium. Ein Drittel von ihnen schließt das Studium jedoch nie ab. Im Oldenburger Land betrifft es rund 600 Leute im Jahr. Doch wo bleiben die Studienabbrecher? Ein regionales Bündnis aus Handwerkskammer (HWK) Oldenburg, Oldenburgischer Industrie- und Handelskammer (HWK) sowie Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), dem Jobcenter Oldenburg und der Agentur für Arbeit sowie der Universität Oldenburg will Studienabbrechern frühzeitig attraktive berufliche Alternativen anbieten. Jetzt unterzeichneten sie eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.

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„Studienabbrecher sind das Fachkräftepotenzial von morgen“, sagt HWK-Präsident Manfred Kurmann, der von einer sehr wertvollen Gruppe spricht, die er wie seine Kollegen mit ins Boot holen möchte. „Es geht hier um den Umstieg für den persönlichen Aufstieg“, macht er deutlich. „Doch die Betroffenen selbst beurteilen ihre Situation oft anders. Sie sehen sich in der Sackgasse und haben nicht den Blick für etwas Neues.“ Genau das muss sich ändern, findet auch Prof. Dr. Hans Michael Piper, Präsident der Universität Oldenburg.

„Ein Studium ist nicht für jeden Abiturienten die richtige Wahl. Auch die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen hat an der Problematik nichts verändert“, gibt Piper zu bedenken. „Deshalb wollen wir uns so früh wie möglich besser um Studienabbrecher kümmern, indem wir unsere Studienberater stärker sensibilisieren und sie speziell schulen“, kündigt er an. Denn Abbrecher müssten auch als solche rechtzeitig erkannt werden.

„Wir möchten außer der Universität Oldenburg auch alle anderen Hochschulen in der Region für diese Kooperation gewinnen“, kündigt IHK-Präsident Gert Stuke an, der sich vom Bündnis eine Win-Win-Situation verspricht. „Es geht hier um nahtlose Übergänge in andere berufliche Laufbahnen“, macht er klar. „Deshalb darf berufliche Perspektivlosigkeit gar nicht erst stattfinden, weil sie für die Motivation der Betroffenen äußerst hinderlich ist“, ergänzt Hans Joachim Harms, Direktor der LWK. „Zumal ein vergleichbarer Erfolg in der dualen Ausbildung durchaus möglich ist“, stellt Carmen Giss, Geschäftsführerin des Jobcenters Oldenburg, klar.

„Studienabbrecher wissen leider nicht, wie begehrt sie sind“, macht Dr. Thorsten Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven, deutlich. „Tatsächlich melden sich viele von ihnen erst nach fünf Jahren vergeblichem Studium, um über ihre Situation zu sprechen. Viele irren ziellos herum und jobben, anstatt sich zu qualifizieren“, bedauert er.

„Die Probleme sind jedoch bedingt durch das modular aufgebaute Studium frühzeitig sichtbar“, sagt Piper. „Wer seine Studien-Prüfungen nicht schafft, darf zweimal wiederholen. Jene, die davon betroffen sind, können frühzeitig angesprochen und sollen künftig nicht allein gelassen werden. In der Beratung geht es dann primär um Transparenz nicht um Lenkung. Das heißt, wir zeigen ihnen Möglichkeiten im dualen Ausbildungssystem auf und leiten sie zu unseren Kooperationspartnern weiter.“

„Tatsächlich haben die meisten Studienabbrecher wenig Kenntnisse über duale Ausbildung und die damit verbundenen großen Chancen“, weiß Müller aus Erfahrung. „Leider wissen auch Eltern oft nicht, welche Karrierewege sich in der dualen Ausbildung für ihre Kinder eröffnen. Die meisten wollen deshalb, dass ihre Kinder studieren. Sie sollen es besser haben als sie selbst. Doch oft tritt das Gegenteil ein“, sagt Stuke, der davon ausgeht, dass die Zahl der Studienabbrecher steigt.

In der Universität, im Jobcenter, bei den Kammern und bei der Agentur für Arbeit liegt ab sofort ein Flyer aus, der über sämtliche Ansprechpartner sowie alternative berufliche Möglichkeiten, die keinerlei sozialen Abstieg bedeuten, informiert. Zudem weist er auf Fördermöglichkeiten und die Anrechenbarkeit von bereits vorhandenen Qualifikationen hin.

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