Meinung

Kommentar: Die A20 – teuer, klimaschädlich, überflüssig

Milliardenkosten, Klimaschäden, kein Geld im Haushalt: Die A20 ist ein überflüssiges Projekt.

Foto: Archiv / Pauline Schwelm

(Anja Michaeli) Seit Jahren ist die Autobahn A20 eines der umstrittensten Verkehrsprojekte im Norden. Jetzt ist klar: Im aktuellen Finanzierungsplan des Bundes sind keine ausreichenden Mittel für den Bau vorgesehen. Das Bundesverkehrsministerium hat einen Mehrbedarf von 5,5 Milliarden Euro bis 2029 für Autobahnprojekte eingeräumt, wobei die A20 zu den betroffenen Vorhaben gehört. Das bedeutet de facto das Aus – vorerst. Und das ist gut so.

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Der Baustopp ist ein überfälliges Signal. Der Stillstand wird hoffentlich zum Baustopp. Das Projekt ist ein klimapolitischer Irrweg. Die geplante Trasse führt durch wertvolle Moore, zerstört über 4.000 Hektar Natur und setzt durch die notwendige Entwässerung der Moorböden langfristig erhebliche Mengen CO₂ frei – noch bevor jährlich zwischen 50.000 und 90.000 Tonnen CO₂ durch zusätzlichen Verkehr entstehen würden, laut Berechnungen des BUND. Die verkehrliche Notwendigkeit ist nie überzeugend belegt worden, der Nutzen-Kosten-Faktor liegt nach neueren Berechnungen unter 1. Warum also Milliarden verbauen, für ein Projekt, das mehr schadet als nutzt?

Die Reaktionen der Befürworter/innen zeigen vor allem eines: Argumentative Beliebigkeit. Jahrzehntelang wurde die A20 mit wirtschaftlicher Notwendigkeit begründet. Jetzt, da diese Begründung bröckelt, wird auf sicherheitspolitische Ziele umgeschwenkt. IHK-Präsident Jan Müller spricht von der A20 als „strategischer Ost-West-Achse“ im Kontext militärischer Mobilität. Das ist mehr als fragwürdig. Seit wann ersetzt Autobahnbau Außenpolitik?

Der Hinweis, mit dem Bau könne nun begonnen werden, ist irreführend: Lediglich ein Abschnitt von 13 Kilometern verfügt über Baurecht, doch selbst hier fehlt die Finanzierungsfreigabe des Bundes. 17 weitere Abschnitte fehlen – viele davon nicht einmal im Planverfahren.

Wer 2025 noch Milliarden in Autobahnen investieren will, hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Es ist höchste Zeit, das Geld in Sanierung, Schiene und öffentlichen Verkehr zu stecken. Nicht in neue Schneisen durch Moor, Wald und Wiesen. Die A20 ist ein Sanierungsfall, bevor sie überhaupt gebaut ist.

A20: IHK fordert Bau, Gegner feiern Stopp

Update: 9. Oktober 2025, 16.02 Uhr

Soeben hat uns ein Statement von IHK-Präsident Jan Müller zum Beschluss des heutigen Koalitionsausschusses, dass die A 20 gebaut wird, erreicht: „Nach den jüngsten Unsicherheiten über die Finanzierung von Bundesfernstraßen hat die Bundesregierung heute endlich Klarheit geschaffen. Die A 20 zwischen Westerstede und Jaderberg wird als baureifes Projekt gebaut und die nötigen Finanzmittel im Haushalt zur Verfügung gestellt. Wir appellieren daher auch an die Gegner der Küstenautobahn die höchstrichterliche Entscheidung vor dem Bundesverwaltungsgericht endlich anzuerkennen. Die A 20 habe als transeuropäische Verbindung nicht nur einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen, sondern sei nach ihrer Fertigstellung auch eine wichtige West-Ostachse mit großer sicherheitspolitischer Bedeutung. Daher müssen auch alle anderen Abschnitte schnellstmöglich zur Baureife gebracht, finanziert und umgesetzt werden.“

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1 Kommentar

  1. 7. Oktober 2025 um 10.25 — Antworten

    So isses.
    Übrigens gab es in .de schon mal Autobahnbau aus militärischen Überlegungen.
    Hmm.
    Ich vermute mal, so aus der Kristallkugel heraus, dass die Befürworter der A20 auch gleich was gegen Windräder haben.
    Das Geräusch trapsender Nachtigallen macht mich nervös.

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