World-Press-Photo: Prämierte Pressefotos erneut im Schloss

Die Fotografin Marijn Fidder zeigt den Bodybuilder Tamale Safalu aus Uganda, der trotz Beinamputation den Wettkampf mit nichtbehinderten Sportlern aufnimmt.
Foto: Marijn Fidder
Oldenburg (vs/pm) Die beste Nachricht vorweg: Auch in den kommenden drei Jahren werden im Landesmuseum Kunst und Kultur Oldenburg die weltbesten Pressefotos gezeigt. Das verkündeten die Leiterin des Hauses, Dr. Anna Heinze, und Claus Spitzer-Ewersmann, Geschäftsführer der für die Ausstellung verantwortlichen Agentur Mediavanti, bei der Vorstellung des Programms für die elfte Auflage im kommenden Jahr. Vom 21. Februar bis zum 15. März sind im Landesmuseum die prämierten Fotografien im Wettbewerb um die weltweit besten Pressebilder zu sehen. Im Rahmen der World-Press-Photo-Schau werden rund 140 Aufnahmen gezeigt.
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Freuen sich auf die 11. Auflage der World-Press-Photo-Schau vom 21. Februar bis 15. März 2026 im Landesmuseum Kunst und Kultur Oldenburg (von links): Claus Spitzer-Ewersmann, Lisa Knoll und Dr. Anna Heinze.
Foto: Volker Schulze
Bereits zum elften Mal ist die Fotoschau in Oldenburg zu Gast, und Claus Spitzer-Ewersmann freut sich, dass Oldenburg auf dem zweiten Platz der Besucherstatistik der deutschlandweit tourenden Ausstellungen liegt. Die Zahl der Gäste liegt weit vor Hamburg, Berlin und Dortmund.
Einen Grund für das große Interesse sehen die Verantwortlichen in dem vielfältigen Rahmenprogramm, das auch im nächsten Jahr wieder stattfindet und in anderen Städten nicht geboten wird. „Wir freuen uns, dass es uns gelingt, mit der Fotoschau vermehrt auch junges Publikum ins Haus zu holen und für Kunst und Kultur begeistern zu können, das wir sonst nicht ins Haus bekommen“, sagt Dr. Anna Heinze, und sie freue sich auf dieses alljährliche Highlight im Veranstaltungsprogramm des Museums.
World-Press-Photo im Wandel
In diesem Jahr feiert der Wettbewerb sein 70-jähriges Bestehen. Der erste Wettbewerb im Jahr 1955 und die folgenden Jahre waren geprägt von Bildern aus Kriegs- und Krisengebieten sowie von Dokumentationen von Naturkatastrophen. Der Charakter der Siegerfotos habe sich im Laufe der Jahre verändert, und es habe ein Umbruch stattgefunden, so Claus Spitzer-Ewersmann. Es werden zunehmend auch Momente der Hoffnung und des Überlebenswillens dokumentiert. „Der Wettbewerb ist ein Seismograph der Entwicklung. Die Bilder zeigen eine Trotzreaktion und dass Aufgeben keine Option ist.“
Die Bedeutung des wichtigsten Wettbewerbs des Fotojournalismus zeigt sich in der Zahl der eingereichten Fotos. Für das Jahr 2025 gab es rund 60.000 Einreichungen von 3778 Fotografinnen und Fotografen aus 141 Ländern.
Fotografin Kiana Hayeri in Oldenburg
Den ungebrochenen Lebenswillen zeigt auch das „Pressefoto des Jahres“ mit dem neunjährigen Mahmoud, der im Gaza-Krieg beide Arme verloren hat. Er möchte Prothesen bekommen und so leben wie jedes andere Kind. Die Fotografin Samar Abu Elouf aus Gaza hat ihn porträtiert und einen Blick eingefangen, in dem sich Traurigkeit, Trotz und Mut mischen.
Einen Preis gab es auch für die niederländische Fotografin Marijn Fidder und ihr Bild des Bodybuilders Tamale Safalu aus Uganda, der trotz einer Beinamputation den Wettkampf mit nichtbehinderten Sportlern sucht.
Durchhaltevermögen beweisen ebenso die Protagonistinnen in Kiana Hayeris preisgekröntem Langzeitprojekt „No Woman’s Land“. Die iranisch-kanadische Fotografin hat sieben Jahre in Kabul gelebt und bringt uns das Leben afghanischer Frauen und Transfrauen unter dem Taliban-Regime näher. Die Herrschenden haben ihre Rechte radikal eingeschränkt, Verstöße werden hart bestraft.
Sie habe den dringenden Wunsch verspürt, so Kiana Hayeri, „das Geschehen zu dokumentieren – nicht durch Schlagzeilen, sondern durch die stillen, intimen Momente, die zeigen, wie Frauen weiterleben, lieben und Widerstand leisten“. Die Fotografin ist als Gast zur Eröffnung am Samstag, 21. Februar, im Saal des Oldenburger Schlosses eingeladen, um über ihr Projekt zu berichten.
Freier Eintritt bei Sonntagsmatineen
Bereits im siebten Jahr ergänzt eine Sonderschau der globalen Initiative The Everyday Projects das Programm. Sie hat sich längst zum festen Bestandteil der Oldenburger Ausstellung entwickelt und setzt eigene Akzente. „Die 49 Bilder wurden von einer Kuratorin der Everyday Projects exklusiv für uns ausgewählt“, betont Organisationsleiterin Lisa Knoll. Dabei rücken diesmal schützenswerte Lebensräume in den Fokus. Sieben Fotoreportagen begleiten Communitys, die sich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen und dem Klimawandel entgegenstellen.
Das viel gelobte Rahmenprogramm bietet ebenfalls wieder Austausch mit renommierten Fotojournalisten. Der langjährige stern-Fotograf Rolf Nobel stellt sein sehenswertes Projekt „Arbeiter des Meeres“ vor, für das er zum Beispiel belgische Pferdefischer begleitet hat. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit Zugpferden statt Booten auf Krabbenfang gehen.
Die stets ausgebuchten Sonntagsmatineen finden erstmals im Café Extrablatt statt. Dank eines neuen Sponsors ist der Eintritt erstmals frei. „Wir empfehlen aber, sich vorab eine Freikarte zu besorgen und so den Platz zu reservieren“, sagt Lisa Knoll.
Dokumentarfilm zum „Napalm Girl“
Zu den Programm-Höhepunkten zählt die europäische Kinopremiere des Dokumentarfilms „The Stringer“, der sich mit der Urheberschaft eines der berühmtesten Fotos der Geschichte befasst: „The Terror of War“, das bislang dem Fotografen Nick Út zugeschrieben wurde. Nun gibt es Zweifel daran, ob das auch unter dem Namen „Napalm Girl“ bekannte Bild tatsächlich von ihm stammt.
Bei der Veranstaltung am 9. März, einer Kooperation mit dem Cine k, wird Fotohistoriker Michael Ebert eine Einführung geben. Seine Forschungsergebnisse lieferten wichtige Grundlagen für den Film. Einen Tag später sind Aliona Kardash und Rafael Heygster Gäste der Diskussion mit dem Titel „Politik vs. Privatheit – Pressefotografie zwischen den Fronten“. Beide gewannen in diesem Jahr einen World-Press-Photo-Award.
„Lie Detectors“ zu Fake News
Zum zweiten Mal kommen die „Lie Detectors“ nach Oldenburg. Wie im Vorjahr werden sie in zwei Schulklassen, bei der Lehrkräftefortbildung in der Universität Oldenburg und in einem öffentlichen Vortrag am Abend über Fake News, gefälschte Fotos und Desinformation aufklären. „Es kann zu dieser Problematik nicht genug Veranstaltungen geben“, sagt Claus Spitzer-Ewersmann.
Weitere Termine
Führungen in Gebärdensprache, der „Stille Dienstag“ und Führungen von Schüler/innen der IGS Kreyenbrück und der IGS Flötenteich sowie weitere Filme und Workshops gehören weiterhin zum Angebot. Das gedruckte Programm ist ab Mitte Januar erhältlich.
Die komplette Übersicht gibt es online auf der Website worldpressphotoausstellung-oldenburg.de. Für die Veranstaltungen im Rahmenprogramm beginnt der Vorverkauf am 1. Dezember in Kooperation mit dem Oldenburg Tourismus Management. Karten gibt es in der Tourist-Info am Lappan sowie über das zugehörige Online-Buchungstool.





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