Kultur

Staatstheater: „Die Schöne und das Biest“ im neuen Gewand

„Die Schöne und das Biest“ ist noch bis einschließlich 4. Januar  in der äußerst gelungenen Inszenierung von Krystyn Tuschhoff im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen.

„Die Schöne und das Biest“ ist noch bis einschließlich 4. Januar in der äußerst gelungenen Inszenierung von Krystyn Tuschhoff im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Wenn altbekannte Märchen entstaubt und mit frischem Blick auf die Erzählung auf die Bühne des Oldenburgischen Staatstheaters gebracht werden und dabei keinesfalls an Charme verlieren, ist mit Sicherheit wieder einmal Regisseurin Krystyn Tuschhoff in Oldenburg zu Gast. Das aktuelle Weihnachtsmärchen im Großen Haus, „Die Schöne und das Biest“, ist so ein bekanntes Märchen, in dem die schöne Belle nach einem Missgeschick ihres Vaters von einem (vermeintlichen) Biest in dessen Schloss festgehalten wird. Dass hinter der Fassade des furchteinflößenden Biests ein verwunschener Prinz steckt, den nur die Liebe zurückverwandeln kann, versteht sich von selbst. Dieses französische Märchen wurde von Walt Disney im üblichen kitschig-bunten Design auf die Leinwand gebracht und hat gewisse Vorstellungen beim Publikum geschaffen. Dass diese Geschichte im neuen Gewand ohne Kitsch und ohne finstere Schrecken noch intensiver punktet und begeistert, beweist die originelle Inszenierung von Krystyn Tuschhoff und Anike Sedello (Bühne und Kostüm) auch dank eines spielfreudigen und überzeugenden Ensembles.

Anzeige

Zeitgenössische Inszenierung begeistert

Das Mädchen Belle, gespielt von Pippa Fee Rupperti als Gast (alternierend Sofie Junker), ist eine mutige junge Frau in Alltagskleidung, die ihre Angst vor dem Biest schnell ablegt, als sie merkt, dass der böse Hausherr vielleicht weniger schrecklich ist, als zuerst befürchtet. Jeder Wunsch wird ihr erfüllt, wenn da nur nicht die ständige Frage vom Biest wäre, ob sie ihn denn auch lieben würde. Im Laufe des Spiels stellt sie fest, dass sie mehr verbindet, als sie zuerst vermutet hatte. Auch das Biest entpuppt sich mehr als Freund, denn als Bösewicht. Eine ungewöhnliche Freundschaft nimmt ihren Lauf, die zeigt, dass Äußerlichkeiten nicht das wichtigste Kriterium im Leben sind und der Blick ins Innere immer lohnenswert ist. Die Theaterbearbeitung des Volksmärchens von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell verschafft einen Blick auf das Anderssein, der sich nicht an dem Äußeren aufhält. Mit Gefühl wird die Beachtung des Inneren in den Vordergrund gehoben und das Wissen um die eigene Stärke sowie das Selbstvertrauen gestärkt. Herausgekommen ist kein psychologisch aufgeladenes Theaterstück, sondern ein zeitgenössisches Märchen, das dank der Liebe zu den gezeichneten Figuren bestens unterhält und amüsiert.

Regisseurin Krystyn Tuschhoff sorgt für Tempo

Regisseurin Krystyn Tuschhoff setzt in ihrer gelungenen Inszenierung auf Tempo, Wortwitz und Situationskomik, die das junge wie ältere Publikum begeistern. Das Bühnenbild bietet reichlich (technische) Details, die für Überraschungsmomente sorgen. Dem Schloss des Biests jedoch etwas mehr Glanz zu verleihen, hätte nicht geschadet. Durch das Stück führen die charmanten Feen Mister Pink (Florian Heise) und Cécile (Esther Berkel), die als perfekt aufeinander eingespieltes Duo für reichlich Lacher sorgen, ohne in Slapstick zu verfallen. Dem Publikum macht es sichtlich und hörbar große Freude, ihrem quirligen Spiel zu folgen. Darios Vaysi spielt das Biest mit einer Verletzlichkeit und Sanftheit, die berührt. Dass hinter der vermeintlich hässlichen Fassade ein gutmütiger Charakter steckt, zeigt er auf besondere Weise. Mit viel Körpereinsatz nutzt das Biest tänzelnd, schleichend und springend den Bühnenraum. Der Vater wird von Gerrit Frers (alternierend Michel Brandt als Gast) solide gespielt, ohne in der Rolle besonders gefordert zu werden. Die Schwester Gundula (Franziska Werner) fühlt sich vernachlässigt und ist stets um Anerkennung von Seiten ihres Vaters bemüht. Das Kaninchen als stummer Diener und Umbauhelfer wird von der Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters gut in Szene gesetzt.

Botschaft: „Der Prinz steckt in Dir“

Wenn sich zum Ende des Stückes das Biest wieder in einen Prinzen verwandelt, bekommt das Publikum nicht den blonden Schönling im prunkvollen Kostüm serviert. Prinz Philip ist als normaler junger Mann gekleidet, der um seine inneren Stärken weiß, die er nicht hinter einem Gewand verstecken muss. Zum Schluss wird wie im bekannten Musical auch im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters gesungen. Cécile bekommt endlich ihre Zustimmung von Mister Pink, ihr Lied singen zu dürfen. Dieses perfekte Schlusslied, gesungen vom gesamten Ensemble, ist ein passendes Plädoyer für den Mut, sich auf die eigene Stärke und die inneren Werte zu besinnen und das Äußere im wahrsten Sinne des Wortes außen vor zu lassen. „Der Prinz steckt in Dir“, heißt es im Refrain und sendet eine klare Botschaft in Richtung Publikum.

Vorstellungen bis Januar

„Die Schöne und das Biest“ ist noch bis einschließlich 4. Januar zu sehen. Für die Weihnachtsvorstellung am 26. Dezember um 11 Uhr sind noch Restkarten erhältlich; die zweite Vorstellung am 26. Dezember um 15 Uhr ist derzeit ausverkauft. Alle Vorstellungstermine und Karten gibt es online unter www.staatstheater.de.

Vorheriger Artikel

Deutschland plant "regelmäßige" Abschiebungen nach Afghanistan

Nächster Artikel

Bundesregierung will Berliner Ukraine-Gipfel "nicht unterbewerten"

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.