Kultur

„World Press Photo“: Beste Pressebilder im Oldenburger Schloss

Foto des Jahres: „Kamloops Residential School“. Bunte Kleider auf Holz-Kreuzen erinnern an 215 indigene Kinder, die bei sogenannten „Umerziehungsmaßnahmen“ ums Leben kamen.

Foto des Jahres: „Kamloops Residential School“. Bunte Kleider auf Holz-Kreuzen erinnern an 215 indigene Kinder, die bei sogenannten „Umerziehungsmaßnahmen“ ums Leben kamen.
Foto: Amber Bracken – for New York Times

Oldenburg (pk/pm) Die jährliche World-Press-Photo-Ausstellung ist längst zu einer Tradition für viele Interessierte geworden. Hier werden die 150 besten Pressefotos der Welt ausgestellt. Die neue Ausgabe ist vom 11. März bis zum 2. April in Oldenburg zu sehen. Gezeigt wird sie im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (im Schloss).

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Erstmals seit dem Beginn des Wettbewerbs 1955 sind auf dem Foto des Jahres der Kanadierin Amber Bracken keine Menschen zu sehen: Rote Kleider und orangefarbene Hemden hängen auf schlichten Holzkreuzen. Sie erinnern an das Schicksal von 215 indigenen Kindern, deren verscharrte Überreste in einem Massengrab in der westkanadischen Stadt Kamloops entdeckt worden waren. Bis ins 20. Jahrhundert hinein sollte ihnen, in Internaten wie der Kamloops Indian Residential School, eine „zivilisierte“ Lebensweise beigebracht werden – oft durch massive physische und psychische Gewalt. Mehr als 4.000 Mädchen und Jungen starben an den Folgen von Misshandlung, Vernachlässigung, Krankheit oder Unfall.

Die kanadische Fotografin Amber Bracken hat die Gedenkstätte in der Provinz British Columbia am Rande eines Highways für die New York Times abgelichtet. Ihr Bild ist das „Pressefoto des Jahres“ geworden und steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Laut der Gesamt-Jury sei das Bild „ein perfektes Bild – gleichzeitig eindringlich, fesselnd und symbolisch“. Es vermittle einen „stillen Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonialisierung“.

Kanadische Botschaft hilft Oldenburg

Durch die Mithilfe der kanadischen Botschaft wird Snutetkwe Manuel vor Ort sein. Sie ist die Initiatorin des Mahnmals. Auch die Siegerin Amber Bracken wird nach Oldenburg kommen und vor Ort eine Rede halten. Dies ist einzigartig und „macht uns wirklich sehr stolz, da sie bisher bei keiner Ausstellung vor Ort war“, sagt die Organisationsleiterin der Ausstellung, Lisa Knoll.

Neues Konzept vorgestellt

Während es in den Vorjahren nur eine Jury gab, die die Fotos auswerten musste, gibt es nun erstmals sechs regionale Jurys. Sinnbildlich hat man die Welt dadurch in sechs Regionen unterteilt. Aus jeder wurden anschließend die vier besten Fotos ausgewählt. Unter allen regionalen Sieger/innen hat dann eine Gesamt-Jury eine finale Auswahl getroffen. Es wurde festgestellt, dass es ein Übergewicht an Einsendungen aus den USA und Europa gab, andere Teile der Welt aber nur wenig Berücksichtigung fanden. Das soll durch das neue Konzept geändert werden. „Wir wünschen uns dadurch mehr Vielfalt und hoffen auch, dass das von den Besucher/innen auch so wahrgenommen wird.“, sagt Claus Spitzer-Ewersmann, Geschäftsführer der Medien-Agentur „Mediavanti“, die die Ausstellung organisiert.

Neue Wettbewerbs-Kategorie

Neben den Foto-Kategorien „Einzelfoto“, „Foto-Serie“ und „Langzeitprojekt“, in denen ausgezeichnet wurde, gab es zum ersten Mal auch eine neue Kategorie: das „Offene Format“. Darin hat man alle Dateiformate zugelassen und bewertet, von analogen Fotografien bis hin zu Videos. In der Vergangenheit gab es schon die Kategorie „Digital Storytelling“. Diese wurde nun durch das Offene Format abgelöst. Durch die neue Kategorie solle vor allem auch die Entwicklung des künstlerischen Aspekts gezeigt werden.

Beste Fotoserie: Indigene Australier/innen verbrennen nur das Unterholz, um große Brände zu verhindern.

Beste Fotoserie: Indigene Australier/innen verbrennen nur das Unterholz, um große Brände zu verhindern.
Foto: Matthew Abbott – for National Geographic/ Panos Pictures

Durch QR-Codes zur Bildgeschichte

In diesem Jahr wird es eine Browser basierte App geben, die auch in deutscher Sprache verfügbar ist. Über QR-Codes, die an den Ausstellungsfotos angebracht werden, gelangen die Besucher/innen dann auf die App. Hier können sie einen Audio-Clip hören, in dem die Fotograf/innen nähere Hintergründe zur Geschichte des Fotos erzählen.

„Sonderschau“ wieder Bestandteil der Ausstellung

Auch werden wieder 50 zusätzliche Aufnahmen in der sogenannten „Sonderschau“ zu sehen sein, die es nur in Oldenburg gibt. In Kooperation mit der weltweiten Initiative „The Everyday Project“ befassen sich sechs Fotograf/innen in ihren Bildern mit gefährdeten Tierarten. Die Teilnehmenden stammen dabei unter anderem aus Uganda, Indonesien, Kolumbien und den USA. Die Fotos der Sonderschau werden zwar nicht durch die World Press Photo Foundation ausgezeichnet, seien aber mindestens genauso gut.

Buntes Rahmenprogramm auch für körperlich Beeinträchtigte

Neben der eigentlichen Ausstellung gibt es auch in diesem Jahr wieder einige Besonderheiten: So werden auch Führungen für Gehörlose angeboten, zudem führen an zwei Tagen pro Woche Schüler/innen der IGS Flötenteich und IGS Kreyenbrück Gleichaltrige durch die Ausstellung. Obwohl montags eigentlich Ruhetag im Museum ist, wird dies während der Ausstellung nicht so sein: An zwei Montagen können Schulklassen zusammen mit ihren Lehrenden die Ausstellung besuchen. Über eine Kooperation mit der VHS Oldenburg wird es Workshop-Angebote im Vorfeld der Ausstellung geben und auch eine Zusammenarbeit mit der Oldenburgischen Landschaft ist neu. Hierüber werden fünf Foto-Profis aus der Region in einer Veranstaltung jeweils 20 Minuten lang ihre aktuellen Projekte präsentieren.

Neben all den Neuerungen gibt es wieder eine Mischung aus Filmvorführungen, Sonntags-Matineen, einer Podiumsdiskussion und Vorträgen.
Anfang Februar wird das zur Ausstellung gehörende Programmheft veröffentlicht, in dem alle Veranstaltungstermine aufgelistet sind. Dies steht dann auch zum Download über die Website zur Verfügung.

Letzte Station: Oldenburg

Die Tournee der Foto-Ausstellung durch knapp 100 Standorte weltweit endet in diesem Jahr in Oldenburg. Die Organisation hinter der Ausstellung, die World Press Photo Foundation in Amsterdam, hatte knapp 65.000 Bilder von mehr als 4.000 Presse-Fotograf/innen zu bewerten. Für Oldenburg sei es laut dem Museumsdirektor Dr. Rainer Stamm ideal, der letzte Ausstellungsstandort zu sein. So könne man viele Besucher/innen erreichen, die es vielleicht vorher nicht geschafft haben, die Ausstellung an anderen Standorten zu besuchen.

Jubiläum verschiebt Ausstellung nach hinten

Erstmals findet die Ausstellung im März und damit einen Monat später als sonst statt. Grund dafür sind die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum des Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Hier soll „nicht mit zwei Highlights Konkurrenz erschaffen werden“, sagt Dr. Rainer Stamm.

Nähere Informationen sowie das Programmheft gibt es unter www.worldpressphotoausstellung-oldenburg.de.

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