Kultur

Uraufführung „Mission Mars“ begeistert in der ExHalle

In der Exerzierhalle des Oldenburgischen Staatstheaters ist derzeit die Uraufführung „Mission Mars“ von Björn SC Deigner zu sehen.

In der Exerzierhalle des Oldenburgischen Staatstheaters ist derzeit die Uraufführung „Mission Mars“ von Björn SC Deigner zu sehen.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Technisch sei es eigentlich kein Problem, auf dem Mars zu leben und die kaputte Erde zu verlassen, erklärt der wortgewandte Wissenschaftler Ted Talker vom „Mission Support“ (Tobias Schormann) in einem ausführlichen Vortrag zu Beginn der „Mission Mars“ in der Exerzierhalle des Oldenburgischen Staatstheaters. Wären da nur nicht die menschlichen Komponenten, die bei solch einer Mission im Weltall und dem Leben auf dem roten Planeten, zum Tragen kommen. So erlebt das Publikum bei der Uraufführung des Regisseurs Kevin Barz in spannenden 90 Minuten nur allzu menschliche Züge der drei Protagonisten, die diese Mission auf sich genommen haben, sei es auch aus den unterschiedlichsten Beweggründen.

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Geschrieben hat dieses Stück Björn SC Deigner als „Writer in Residence“ am Hanse Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. Es ist bereits die dritte Produktion, die das Staatstheater in Kooperation mit dem Kolleg auf die Bühne bringt. Im intensiven Austausch mit Wissenschaftsvertretern der verschiedenen Disziplinen hat der Autor seine Idee zu „Mission Mars“ diskutiert und erarbeitet.

Gemeinsam mit dem Regieteam um Anika Wieners (Bühne und Kostüme), Daniel Dorsch (Musik und Klanggestaltung ), Mandy Waldl (Licht) und Olaf Brunkhorst (Video) ist eine sehenswerte Mission auf die Bühne gebracht worden. Die düstere, im Dunst gehaltene Marsoberfläche gestaltet sich aus Gesteinsbrocken und 600 Kilogramm roten Linsen. Im Hintergrund ist das Neonlicht kalte, karg ausgestattete Habitat der drei Astronauten zu sehen, das als Aufenthaltsort zwischen den wissenschaftlichen Ausflügen ins unwirkliche Außen dient. Darin versuchen Astronautin Alex (Franziska Werner) und ihre Kollegen Christian (Fabian Kulp) und Ulf (Matthias Kleinert) während der langen und sich dramatisch zuspitzenden Mission miteinander auszukommen.

Marsmission gerät zum Psychotrip

Einer Psychostudie gleich, erhält das Publikum einen Einblick in die unterschiedlichen Seelenwelten der Astronauten mit ihren allzu kleinen und großen Problemen im Privaten und im Miteinander im gruppendynamischen Prozess. Zwischen den zahlreichen Experimenten, die es zu erledigen gibt, ist viel Raum für Privates und für Selbstgespräche. Wie es während einer solchen langen Zeit auf engem Raum kaum anders zu erwarten ist, kommt es zum Seelenstriptease dreier unterschiedlicher Charaktere mit all ihren psychischen und physischen Ausbrüchen. Dabei gerät in dem sehenswerten Stück die Mission als solche fast in den Hintergrund. In dem Unterfangen, sich den Mars untertan zu machen, geht es am Ende nur noch um das nackte Überleben. Was wohl bedacht ist, denn die schauspielerische Leistung des Ensembles, allen voran Franziska Werner als Missionsleiterin, ist beeindruckend.

Eine düstere „Mission Mars“, mit wiederkehrenden Kalauern vom „Mission Support“ zur Aufheiterung, hinterlässt die nachdenkliche Frage, ob die Menschen die Schuld am Vernichten des blauen Planeten Erde einfach vergessen und zum roten Planeten aufbrechen sollten. Langer Applaus.

Termine und Karten gibt es unter www.staatstheater.de.

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