Kultur

Staatstheater: „Bondi Beach“ stellt die Sinnfrage

Fünf Freunde stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Zu sehen ist die Komödie „Bondi Beach“ von Rebekka Kricheldorf in der Inszenierung von Regisseur Moritz Peters zurzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.

Fünf Freunde stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Zu sehen ist die Komödie „Bondi Beach“ von Rebekka Kricheldorf in der Inszenierung von Regisseur Moritz Peters zurzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) „Das kann doch nicht alles gewesen sein. Wo ist nur die Zeit geblieben?“. Diese Frage stellt sich wohl so manche/r, wenn die zunehmende Zahl der Geburtstagskerzen nicht mehr auf die Torte passt. So ergeht es auf jeden Fall den fünf Freunden Zoe, Fiffy, Nico, Tristan und Dennis in der Komödie „Bondi Beach“, die derzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen ist.

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Suche nach dem Sinn

In ihrer Midlifecrisis par excellence befindet sich diese Clique, die sich in dem Stück von Rebekka Kricheldorf auf die Suche nach Antworten macht, was das Leben wohl noch so zu bieten hat. Mit Erschrecken stellen die Fünf fest, dass mit jedem weiteren runden Geburtstag der Wunsch nach exzessiven Partynächten zunehmend abnimmt und sich verwandelt in die Realität mit gediegenen Weinwanderungen in Funktionskleidung und Gedanken über Bestattungsvorsorge und Patientenverfügung.

Wehmütig blicken die Freunde auf ihre Vergangenheit zurück und wollen noch nicht wirklich wahrhaben, dass „Vögeln und Tanzen“ wohl noch angesagt sind, aber der Alltag und die Wochenenden jetzt bestimmt werden von mangelnder Fitness, Familienleben, Arbeit und der Gedanke an die eigene Endlichkeit. Weglächeln und mit bissiger Ironie der Gegenwart und Zukunft begegnen oder den vermeintlichen Lebenssinn suchen in der Liebe zu einer jüngeren Frau oder der Spiritualität in einem Schweigekloster, stehen zur Debatte.

Die Rollen

Zur Clique gehören Zoe (Julia Friede), alleinerziehende Mutter, die nimmermüde Fiffy (Franziska Werner), Informatiker Nico (Hagen Bähr), Ex-Punk Dennis (Klaas Schramm) sowie Tristan (Gerrit Frers), leicht naiv und spießig. Sie erfreuen sich am Lamentieren über die in vollen Zügen gelebte Vergangenheit und schenken sich nun Wellnesswochenenden und Strandurlaube.

Vielleicht ist das Paradies in Form des unbeschwerten Strandlebens im ehemaligen Aussteigerparadies in Bondi Beach zu finden. Dort herrschen fünf Tage pure Askese bis am Wochenende das Leben 48 Stunden lang komplett dem Rausch gewidmet wird. Die Fünf machen sich auf die Reise zu Sonne und Meer. Aber auch dort stellt sich irgendwann die Frage, ob das alles ist.

Wortwitz begeistert – Tiefgang Fehlanzeige

Regisseur Moritz Peters lässt das Quintett die straffe Textvorlage von Beginn gefühlt ohne Atempause sprechen, was für ein hohes Tempo im Stückverlauf sorgt. Dem durchaus auch nachdenklichen Thema nach der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Erkennen der eigenen Vergänglichkeit wird durch das durchgehend hohe Sprechtempo stellenweise ein wenig die nötige Ernsthaftigkeit genommen, so dass auch in der Dramatik keine Steigerung möglich ist.

So verpuffen die leisen Zwischentöne leider in der Komik der Darstellung. Es braucht seine Zeit in dieser Inszenierung bis die fünf Freunde wirklich miteinander spielen und nicht nur ihren Text sprechen. Dem Großteil des Publikums scheint das nicht zu stören, denn der durchaus unterhaltsame Wortwitz und das starke Spiel des Ensembles sorgen für reichlich gute Laune und Lacher. Man erkennt sich wieder und fühlt sich gemeint. Zwischenapplaus und ein begeisterter Schlussapplaus sprechen ihre eigene Sprache.

Stellenweise wäre ob des Themas mehr Raum und Zeit für Tiefgang und Ruhe angemessen gewesen. Die Textvorlage von Rebekka Kricheldorf bietet durchaus Passagen der Nachdenklichkeit, wenn sie denn auf die Bühne gebracht werden wollen. Diese Komödie kann mehr als nur Schenkelklopfer. Wer sich aber selbst immer mal wieder die Frage nach der eigenen Vergänglichkeit und dem Sinn des Lebens stellt und Anreize zum Nachdenken für das Gespräch an der Theaterbar oder dem anschließenden Kneipenabend sucht, ist bei „Bondi Beach“ im Oldenburgischen Staatstheater gut aufgehoben.

Vorstellungstermine und Karten sind online unter www.staatstheater.de und telefonisch unter 0441 / 2225-111 erhältlich.

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