Kultur

„Energetic Emotions“ sorgt für gemischte Gefühle

„Expressive Slide“ der Niederländerin Regina van Berkel eröffnet den aktuellen Tanzabend der Ballettcompagnie Oldenburg im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.

„Expressive Slide“ der Niederländerin Regina van Berkel eröffnet den aktuellen Tanzabend der Ballettcompagnie Oldenburg im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Der Dreiteiler „Energetic Emotions“ der Ballettcompagnie Oldenburg im Oldenburgischen Staatstheater zeigt die kontrastreichen Arbeiten von einer Choreografin und zwei Choreografen mit ihren ganz eigenen Handschriften. Die Niederländerin Regina van Berkel, der Franzose Martin Chaix sowie Oldenburgs Ballettdirektor Antoine Jully haben drei Choreografien entwickelt, die sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen und ihren Emotionen untereinander auseinandersetzen. Immer wenn Antoine Jully Gäste einlädt, bietet sich für die Compagnie die gute Gelegenheit, ihr tänzerisches Spektrum zu präsentieren und eine weitere Tanzsprache zum Ausdruck zu bringen. Das Oldenburger Publikum weiß das zu schätzen und sorgt für volles Haus. Wie es bei unterschiedlichen Arbeiten aber auch ist und wie sie berühren oder auch nicht, fällt dabei der Applaus entsprechend aus

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Den Anfang macht die Niederländerin und lässt fünf Tänzer/innen in „Expressive Slide“ am Bühnenrand an einem Tisch mit vier Stühlen sitzen und stehen. Es entsteht ein Streit untereinander. Es wird auf Englisch und Französisch geflucht und geschrien. Warum das passiert, bleibt offen. Es scheinen enge Freunde, eine WG oder Paare zu sein, die heftig in einen körperlichen Konflikt geraten. Wenig Tanz, dafür reichlich Tanztheater bekommt das Publikum in der kurzen Eröffnungsszene zu sehen, deren Sinn sich in Bezug auf die darauffolgende Choreografie auf großer, offener Bühne nicht erschließt und reichlich Raum für Spekulationen lasst. Die eigentliche Choreografie zeigt zur Musik von John Adams einen Hintergrund mit metallisch glänzenden Elementen, der eine Felsformation einer Steilküste darstellen soll. Im Solo, Duo und im kompletten Ensemble wird zu der elektronischen Soundcollage temporeich und energetisch getanzt. Schnelle Abfolgen prägen das Bild. Sprünge, Drehungen und Hebefiguren beweisen das tänzerische Können des Oldenburger Ensembles unter der Regie von Regina van Berkel und lassen den seltsam anmutenden Einstieg vergessen. Starker Applaus für starken Tanz.

Oldenburgs Ballettchef Antoine Jully zeigt in „Fünf Tangos“ emotionalen Tango der modernen Art am Ende des dreiteiligen Ballettabends „Energetic Emotions“.

Oldenburgs Ballettchef Antoine Jully zeigt in „Fünf Tangos“ emotionalen Tango der modernen Art am Ende des dreiteiligen Ballettabends „Energetic Emotions“.
Foto: Stephan Walzl

Zu klassischen Musikstücken lässt Martin Chaix fünf Tänzerinnen auf Spitze tanzen. Er verbindet in seiner Choreographie „Hammer“ klassische Tanzelemente mit modernem Tanz. Fünf Paare bewegen sich vor einer schwarzen Wand mit weißen Leuchtstoffröhren dabei in ihren geometrisch geschnittenen Kostümen, die einen sonderbaren Eindruck hinterlassen. Von gradlinigen Tanzfiguren geht die Choreographie entsprechend den wechselnden Musikstilen in fließende Bewegungen über und bleibt dabei den klassischen Elementen sehr verbunden. Ein sehr emotionsloses Stück Tanz, das nicht berührt und mit bravem Applaus bedacht wird.

Den Abschluss bildet die Musik „Five Tango Sensations“ von Astor Piazolla. Wer diese Tangoklänge auf dem Akkordeon mag, ist begeistert. Antoine Jully lässt seine Tänzer/innen in „Fünf Tangos“ gefühlvoll und ausdrucksstark im Einklang mit den fließenden Melodien tanzen, dass es für alle Beteiligten, sowohl auf als auch vor der Bühne, eine wahre Freude ist. Als Solo und im Duett folgen sie, mitunter auch sehr dynamisch, den Melodien mit zeitgemäßen Bewegungen und Schritten. Die klassischen Tangoschritte werden dabei gekonnt erweitert. Die Szenen sind im fließenden Wechsel und gehen ineinander über und werden dabei von einer sehenswerten Lichtregie begleitet. Dabei kommt auch das gesamte Ensemble zum Einsatz. Das Beste kommt zum Schluss: Langer Applaus und Bravo-Rufe.

Vorstellungstermine und Karten gibt es unter www.staatstheater.de.

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