Ausstellung

Mechanische Tierwelt: Fotosafari der besonderen Art

Mechanische Tierwelt heißt die jüngste Sonderausstellung im Landesmuseum für Natur und Mensch.

„Mechanische Tierwelt“ heißt die jüngste Sonderausstellung im Landesmuseum für Natur und Mensch.
Foto: privat

Oldenburg (zb) „Mechanische Tierwelt“ heißt die jüngste Sonderausstellung im Oldenburger Landesmuseum für Natur und Mensch und sie wird Besucher jeden Alters begeistern. Die 170 mechanischen Original-Blechtiere faszinieren sowohl an der Wand als auch in der Vitrine.

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Die Ausstellungsmacher Volker Weinhold und Sebastian Köpcke haben nicht nur Blechtiere in der ganzen Welt gesammelt, sie setzen sie beeindruckend und auch spaßvoll in Szene. Ältere Besucher werden sich an ihre Kindheit erinnern, weil sie mit Blechtieren gespielt haben, jüngere Besucher bekommen Lust, mit ihnen zu spielen. Das geht in der Ausstellung zwar nicht, aber am 7. Juli am Tag der Museen im Rahmen des Oldenburger Kultursommers können einige Blecktiere von 10 bis 18 Uhr aktiviert werden.

Elefanten, Pinguine, Ente, Schmetterlinge, Fische oder bunte Käfer – etwa 170 mechanische Blechtiere aus der Zeit von 1900 bis 1970 liegen in Vitrinen und dahinter hängen 20 großformatige, farbenprächtigen Fotografien, die einige der Tiere in Aktion zeigen. Es ist eine ganz besondere Fotosafari, die die beiden Berliner Künstler unternommen haben.

Es handelt sich um Aufnahmen der Blechtiere, die wie Tierfotografien inszeniert sind und beispielsweise Pinguine in einer scheinbar antarktischen Umwelt, einen Fisch im Meer und eine Ente im Flug zeigen. Tatsächlich liegen die Tiere auf einer Platte, die passend zum Tier gestaltet wurde und den Betrachter auf den ersten Blick herrlich täuscht.

Spätestens dann, wenn der Elefant farbenfroh über einen Baumstamm balanciert wird klar, dass nie eine Safari stattgefunden hat. „Die Ausstellung zeigt damit eine besondere Form der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und fügt sich unter diesem Gesichtspunkt gut in das Konzept des Landesmuseums Natur und Mensch“, findet Dr. Peter-René Becker, Direktor des Museums. Unter historischem Blickwinkel vermittelt die Tierausstellung der besonderen Art, die bereits in Kunst- und Naturkundemuseen in Berlin, Rotterdam und St. Gallen gezeigt wurde, einen Eindruck von der vielfältigen und artenreichen Blechtierwelt, wie sie einst in Kinderzimmern zuhause war.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten industriell gefertigten mechanischen Spielzeuge. Der neuartige Lithografiedruck ermöglichte, die früher von Hand lackierten Objekte zu deutlich günstigeren Preisen und in großen Stückzahlen anzubieten. Mit der fortschreitenden Erschließung und Kolonisierung der Welt erregte auch die neu entdeckte fremde Tierwelt ein wachsendes öffentliches Interesse. Industrie und Handel griffen die Begeisterung auf und auch immer mehr Spielzeughersteller begannen, farbenprächtige Blechtiere mit meist ausgeklügelter Mechanik in ihrem Inneren zu produzieren.

In Deutschland bildeten die benachbarten Städte Nürnberg und Fürth mit einer Vielzahl von Herstellern das Zentrum der Spielwarenindustrie. In der Stadt Brandenburg entwickelte sich die Firma Ernst Paul Lehmann nach 1888 zu einem der innovativsten Unternehmen für mechanische Blechspielzeuge. Während des Zweiten Weltkrieges kam die Produktion zum Erliegen und die großen Zeiten schienen vorüber. In den 1950er und 1960er Jahren erlebten die mechanischen Tiere jedoch noch eine kurze Blütezeit. Allerdings gelang es nur wenigen Unternehmen, mit der aufkommenden Konkurrenz aus Japan Schritt zu halten.

„Mit einem Pinguin in Paris fing alles an“, erzählen Köpcke und Weinhold. Ihre Faszination für Blechtiere war geweckt. Fortan sahen sie sich auf Flohmärkten und im Internet um und entdeckten ihre Raritäten, denen die Gebrauchsspuren anzusehen sind. „Wir sind keine Tierkenner, sondern entdeckten die fotografische Arbeit“, berichten sie. „Wir haben diese Sammlung zusammen getragen, um diese Fotosafari und schließlich diese Ausstellung damit ins Werk setzen zu können. Dass uns dies gelungen ist, freut uns sehr.“

Die beiden Freunde verbindet seit mehr als zwei Jahrzehnten das lebendige Interesse, historische Themen im Alltag zu entdecken, um diese auf eigene Weise zu interpretieren. Die fotografische Inszenierung erwies sich dabei als ein probates Mittel.

Zusätzlich veranschaulichen Filmsequenzen die charakteristischen Bewegungen der mechanischen Wunderwerke. Die Blechtiere sind ein Beispiel dafür, wie der Mensch Natur abbildet. Bewegungsabläufe werden dabei mittels eines Uhrwerks nachempfunden. Bis zum 21. Juli zeigt das Landesmuseum die Ausstellung „Mechanische Tierwelt“.

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