Schlüssel im Augusteum umgedreht
Oldenburg (zb) Obwohl Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Oldenburger Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, kein grünes Licht für die geplante Sanierung des Augusteums gegeben hat, wird das Gebäude derzeit geräumt und der Schlüssel umgedreht. Für Besucher ist das Haus ab sofort geschlossen.
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„Das Haus können wir in diesem Zustand kaum noch nutzen“, macht Stamm im Gespräch deutlich. Im Augusteum, das bis 1981 zweckentfremdet war, wurden die Decken mit Hilfe von weißen Kassetten abgehängt. Flächendeckende anthrazitfarbene Auslegeware, zwischen wertvollen Gemälden ragen Leitungen empor, die elektrische Anlage ist vollkommen veraltet, die Fenster sind energetisch gesehen eine Katastrophe und provisorisch verhängt, um die Bilder vor zu grellem Außenlicht zu schützen.
Mittlerweile findet der Direktor die Situation beschämend, vor allem dann, wenn wichtige Leute aus der Kunstszene sein Haus besuchen. „Die kommen von national und international bekannten Häusern, weil sie bei uns bestimmte Gemälde ansehen und mitunter auch ausleihen wollen und sind dann sichtbar irritiert, wenn sie unsere Räumlichkeiten betreten“, erzählt er. Tatsächlich gewinnt der Besucher den Eindruck von lauter Notlösungen.
Viel gravierender als die gerade aufgezählten Defizite sind die vollkommen veraltete Lichtanlage sowie die fehlende Klima- und Sicherheitstechnik. „Das ist ein maßgeblicher Grund, weshalb potenzielle Leihgeber abwinken. Sie würden grundsätzlich gern mit uns zusammenarbeiten, angesichts dieser Mängel aber nicht bereit sind, uns ihre Werke anzuvertrauen“, berichtet Stamm.
Falls die Landesregierung den Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro zustimmt, was immer noch unklar ist, will das Museum vorbereitet sein. Schließlich müssen rund 100 Gemälde abgehängt und ins Prinzenpalais bzw. ins Depot gebracht werden. Hinzu kommen rund 60 Bilder, die sich im Depot des Hauses befinden. Das nimmt Wochen in Anspruch.
Die Spitzenstücke der bisher im Augusteum beherbergten Gemäldesammlung, die vor allem niederländische und italienische Gemälde sowie deutsche und französische Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert umfasst, werden ab sofort im Erdgeschoss des Prinzenpalais gezeigt. Alte und Neue Meister vom 15. bis zum 21. Jahrhundert sind somit im Ausstellungshaus am Damm vereint und entfalten vor den farbigen Wänden eine neue Präsenz. Rund 50 Werke aus dem Augusteum ergänzen die Galerie Neue Meister des Prinzenpalais, die weiterhin im Obergeschoss zu sehen ist.
Für die Sanierung des Augusteums gibt es eine verbindliche Zusage für die ersten 200.000 Euro aus dem Denkmalschutzprogramm III des Bundes. Weitere 750.000 Euro aus EU-Programmen könnten fließen, wenn die Gegenfinanzierung durch das Land in Höhe von 300.000 Euro gesichert wäre. Rund 250.000 Euro will Stamm selbst einwerben. Jetzt hofft er auf die Zusage aus Hannover.
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