Wirtschaft

Trotz Niedrigzinspolitik gutes Ergebnis erzielt

Die Verbandsdirektoren Georg Litmathe und Johannes Freundlieb mit Abteilungsleiter Harald Lesch (von links) zogen Bilanz für 2016.

Die Verbandsdirektoren Georg Litmathe und Johannes Freundlieb mit Abteilungsleiter Harald Lesch (von links) zogen Bilanz für 2016.
Foto: Genossenschaftsverband

Rastede (zb) Trotz der Niedrigzinsphase und der enormen Regulatorik haben sich die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems erfolgreich entwickelt. Das geht aus der Bilanz 2015 hervor, die in dieser Woche von Verbandsdirektor Goerg Litmathe in Rastede vorgestellt wurde. „Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind durch ihre solide Geschäftspolitik wetterfest aufgestellt und auf die kommenden Herausforderungen gut vorbereitet“ erklärte er.

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Das Bilanzvolumen umfasste zum Jahresende 24,5 Milliarden Euro (plus 4,9 Prozent). Die 60 Genossenschaftsbanken vergaben über 18,3 Milliarden Euro an Krediten (plus 5,2 Prozent). Motor des Kreditwachstums waren erneut langfristige Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren und länger, die um 803 Millionen Euro und somit um 5,4 Prozent (plus 4,9 Prozent) zugelegt haben.

59 Prozent der vergebenen Kredite gingen an mittelständische Unternehmen. Insbesondere die Kredite an die Dienstleistungsbranche und die freien Berufe stiegen um zwölf Prozent. Auch die Inanspruchnahme von Krediten seitens landwirtschaftlicher Unternehmen ist weiter gestiegen (plus 6,7 Prozent), allerdings nach Einschätzung des Verbandsvorstandes mehr als Liquiditätsunterstützung als für Neuinvestitionen.

Das Volumen im Einlagengeschäft wuchs um 4,9 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Die Spareinlagen konnten mit einem Anstieg von 107 Millionen Euro (plus 2,0 Prozent) auf gut 5,5 Milliarden Euro ebenfalls zulegen. Der Zinsüberschuss als die wichtigste Ertragsquelle ist wegen der Niedrigzinsphase leicht von 2,36 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme auf 2,29 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme gesunken. Dieser Rückgang wurde durch die erneut starken Volumensteigerungen überkompensiert, so dass sich der Zinsüberschuss absolut um 1,6 Millionen Euro auf 544,6 Millionen Euro erhöhte.

5950 Mitarbeiter waren Ende 2015 bei den 60 Volksbanken und Raiffeisenbanken beschäftigt. Die dem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken zahlten fast 65 Millionen Euro Steuern und unterhalten insgesamt 528 Geschäfts- und SB-Stellen in Weser-Ems, fünf weniger als 2014. Zudem konnten über 8000 neue Mitglieder begrüßt werden, so dass jetzt 526.732 Menschen als Gesellschafter der Genossenschaftsbanken in Weser-Ems zu verzeichnen sind.

Der Verband will die verschiedenen Vertriebskanäle im Online-und Offlinebereich weiterentwickeln und noch stärker verknüpfen. „Damit machen wir unser genossenschaftliches Geschäftsmodell mit einer Präsenz bei den Menschen vor Ort und in den digitalen Netzen zukunftssicher. Wir werden überall dort vertreten sein, wo die Kunden ihre Bankgeschäfte tätigen möchten“, stellte Litmathe klar.

Heftige Kritik übte er an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Sie hat den Zins faktisch abgeschafft und richtet mit ihrem illusorischen Ziel einer Inflationsrate von etwa zwei Prozent Kollateralschäden an“, warnte er. Diverse Blasen an den Finanz- und Immobilienmärkten würden aufgepumpt. Die Margen von Banken und Versicherungen erodieren, womit mittelfristig die Finanzstabilität gefährdet werden könne. Die Sparer würden enteignet und die so wichtige private Vorsorge für das Alter werde immer unattraktiver. Außerdem setze EZB-Präsident Mario Draghi völlig falsche Anreize für die Reformbereitschaft der Euro-Staaten. Die Länder mit dem größten Reformstau profitieren dabei am meisten.

Kein Problem hat Litmathe mit der strengeren Regulierung von Banken nach der Finanzkrise. Allerdings müsste zwischen systemrelevanten Banken und kleinen regional tätigen Instituten unterschieden werden. „Unsere Überzeugungsarbeit scheint jetzt langsam Früchte zu tragen“, meint er. Die Bundesregierung habe signalisiert, kleine regional tätige Banken von Regulierungslasten zu befreien. „Wir erwarten spürbare Maßnahmen. Bei bloßen Lippenbekenntnissen darf es nicht bleiben“, meinte er abschließend.

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