Oldenburg

Landesmuseum: Mondfisch tiefgefroren in Oldenburg

Biologin Dr. Christina Barilaro, Fachbereich Naturkunde, und Präparator Kay Fuhrmann vom Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg begutachten den auf Juist gestrandeten Mondfisch.

Biologin Dr. Christina Barilaro, Fachbereich Naturkunde, und Präparator Kay Fuhrmann vom Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg begutachten den auf Juist gestrandeten Mondfisch.
Foto: Landesmuseum Natur und Mensch

Oldenburg (vs) Der Zufall hat Anfang Januar dafür gesorgt, dass das Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg um eine kleine Attraktion reicher ist. Ein Mondfisch, gestrandet auf der ostfriesischen Insel Juist, liegt in der Tiefkühltruhe von Präparator Kay Fuhrmann. Dort wartet der Knochenfisch auf eine von zwei Möglichkeiten, ihn in die Sammlung aufzunehmen und vielleicht auch der Öffentlichkeit zu präsentieren.

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Die stellvertretende Direktorin, Dr. Christina Barilaro, entdeckte in den sozialen Medien das Foto des Mondfisches am Strand von Juist, das von Imke Zwach von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, veröffentlicht wurde. Kurzerhand griff die Diplom-Biologin und Fachbereichsleiterin Naturkunde zum Telefon, um sich beim Juister Nationalpark-Ranger Markus Großewinkelmann nach dem Mondfisch zu erkundigen und ihr Interesse für das Landesmuseum zu bekunden. Schließlich sind Mondfische, lat. „Mola Mola“ (Mühlenstein), keine Selbstverständlichkeit in der Nordsee, wenn aber manchmal auch dort anzutreffen. Diese Fische sind in der Regel in wärmeren Gewässern beheimatet. Dank des guten Netzwerkes wurden die nächsten Schritte für eine Bergung besprochen und die Fachleute der Seehundstation Norddeich nahmen das Tier vom Juister Ranger in Empfang und lagerten es in ihrer Tiefkühltruhe. Dass das Tier überhaupt gefroren auf seine Weiterbehandlung wartet, ist nur dem Umstand geschuldet, dass das Landesmuseum einen wissenschaftlichen Auftrag verfolgt. „Im Normalfall bleiben die Tiere im Kreislauf der Natur. Das ist auch alles per Gesetz geregelt“, sagt Dr. Christina Barilaro. Strandgut für das heimische Wohnzimmer oder den Partykeller sind solche seltenen Funde also nicht. „Für das Museum ist das schon was Besonderes“, so die Biologin.

Mondfische schwerste Knochenfische der Welt

Warum sich der Mondfisch, der zur Ordnung der Kugelfischverwandten gehört, in die Nordsee verirrte und schließlich auf Juist strandete, kann die Biologin nur vermuten, denn in die Nord- oder Ostsee schwimmen Mondfische eher selten. „Vermutlich hat sich das Tier mit einem wärmeren Strom treiben lassen und dann den Weg nicht zurück gefunden“, so die Biologin. In den 1980er Jahren war erstmals ein Mondfisch auf Spiekeroog gestrandet. Auf der niederländischen Insel Ameland wurde im Dezember 2021 ebenfalls ein Mondfisch gefunden. Das Juister Exemplar ist mit 80 Zentimeter Länge und einem Durchmesser von 110 Zentimetern von Rücken- bis Bauchflossenspitze ein junger Vertreter seiner Art. Diese Knochenfische können bis zu 3,30 Meter lang und 2,3 Tonnen schwer werden. Damit zählen sie zu den größten und schwersten Knochenfischen, die die Weltmeere bewohnen. Sie ernähren sich überwiegend von gallertartigen Lebewesen wie Quallen, größere Fische können sie mir ihrem kleinen Maul nicht verspeisen.

Speckkäfer legen Skelett des Mondfisches frei

Nun ist es die Aufgabe von Präparator Kay Fuhrmann aus dem tiefgefrorenen Fisch ein Präparat zu erstellen, dass anschließend in die Sammlung und die Datenbank des Museums aufgenommen wird. Somit kann es anschließend auch von anderen Naturwissenschaftler oder Museen zu Forschungszwecken genutzt werden. Nach der Auskunft von Dr. Christina Barilaro gibt es zwei Möglichkeiten den Mondfisch zu erhalten. Ihr Wunsch ist es, das Skelett des Fisches freizulegen und es im besten Fall im Museum zu zeigen. Erster Schritt dazu ist der Einsatz von Speckkäfern, die sich an dem Fleisch satt fressen und das Skelett frei legen. Im Vorfeld würde der Präparator aber eine Gewebeprobe entnehmen und für weitere Untersuchungen und Forschungsmöglichkeiten konservieren. Den Fisch im Ganzen zu erhalten und als ein sogenanntes Nasspräparat in einem Formalinbad der Öffentlichkeit zu zeigen, ist eine zweite Möglichkeit. Da diese Form der Konservierung aber gesundheitliche und feuergefährliche Bedenken aufweist, zieht die Biologin das Skelett vor. Dazu ist es aber nötig, alle Einzelteile des Skeletts wie ein Puzzle aufwendig wieder zusammenzusetzen. Wie man nun am Besten aus einem Mondfisch ein geeignetes Präparat herstellt, dazu holt sich Kay Fuhrmann auch das Fachwissen seiner Kolleginnen und Kollegen aus anderen Museen.

Der noch tiefgefrorene Mondfisch (lat. Mola Mola) soll präpariert und in die Sammlung und Onlinedatenbank aufgenommen und mit Glück auch der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Der noch tiefgefrorene Mondfisch (lat. Mola Mola) soll präpariert und in die Sammlung und Onlinedatenbank aufgenommen und mit Glück auch der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Foto: Landesmuseum

Seepferdchen für Citizen Science Project

Ein weiteres Projekt beschäftigt die Biologin des Landesmuseums derzeit ebenfalls zum Thema seltene Tiere als biologisches Strandgut in Nord- und Ostsee. Die in letzter Zeit auf Borkum und Wangerooge gefundenen Seepferdchen haben das Interesse von Dr. Christina Barilaro geweckt. Diese Tiere waren früher in unseren nördlichen Gewässern zuhause und haben sich dann in wärmere Gebiete verzogen. Warum diese Tiere jetzt wieder ab und zu in der Nordsee zu finden sind, gilt es zu erforschen. Gefundene Tiere möchte die Biologin ebenfalls zu Forschungs- und Vermittlungszwecken in ihrer Sammlung aufnehmen. Zu diesem Zweck kooperiert das Museum auch mit dem Thünen-Institut in Bremerhaven, das sich als Bundesforschungseinrichtung seit Jahrzehnten der Entwicklung von Konzepten einer nachhaltigen, ökologisch verträglichen und wettbewerbsfähigen Land- und Ernährungswirtschaft Forst- und Holzwirtschaft sowie Seefischerei und Aquakultur verschrieben hat. Dieses Vorhaben des Landesmuseums soll als Citizen Science Project, auch Bürgerwissenschaft oder Bürgerforschung genannt, geführt werden. Dazu ruft die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer die Bevölkerung auf, gefundene Seepferdchen zu melden und den jeweiligen Experten vor Ort zu übergeben.

Mehr Informationen zu den Ausstellungen und zum Programm des Landesmuseums gibt es unter www.naturundmensch.de.

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