Oldenburg

Gleichberechtigung: Stadt Oldenburg legt Plan vor

Halten den Gleichstellungsplan der Stadt Oldenburg in den Händen: (von links) Gleichstellungsbeauftragte Wiebke Oncken, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und die Leiterin des Amtes für Personal- und Verwaltungsmanagement, Hedda Rosenboom.

Halten den Gleichstellungsplan der Stadt Oldenburg in den Händen: (von links) Gleichstellungsbeauftragte Wiebke Oncken, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und die Leiterin des Amtes für Personal- und Verwaltungsmanagement, Hedda Rosenboom.
Foto: Stadt Oldenburg

Oldenburg (Maja Schnurpfeil/pm) Ein neuer Gleichstellungsplan für die Jahre 2024 bis 2026 gibt Aufschluss über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Stadtverwaltung. Auf Veränderungen in der Arbeitswelt hat die Stadtverwaltung durch eine stärkere Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten reagiert. Großes Augenmerk wurde auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt.

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In diesem Jahr wird das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes gefeiert. In Artikel 3, Absatz 2 heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Das Niedersächsische Gleichberechtigungsgesetz (NGG) verpflichtet alle Dienststellen mit mindestens 50 Beschäftigten, einen Gleichstellungsplan aufzustellen. Dadurch sollen Frauen und Männer gleiche Chancen im Berufsleben haben. Alle drei Jahre muss ein solcher Plan erstellt werden. In diesem werden die Anteile der Geschlechter in den einzelnen Bereichen erhoben. Es wird analysiert, in welchen Bereichen Frauen oder Männer unterrepräsentiert sind und welche Ursachen das hat. Der letzte Teil ist der Maßnahmenkatalog, der die Einzelmaßnahmen aufführt, durch die die Ziele erreicht werden sollen. Der vierte Gleichstellungsplan der Stadt Oldenburg umfasst den Zeitraum 2024 bis 2026 und basiert auf den Daten zum Stichtag 30. Juni 2023. Dieser besteht aus folgenden fünf Einzelplänen:

  • Kernverwaltung,
  • Sozial- und Erziehungsdienst (SuE),
  • Feuerwehr,
  • Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB),
  • Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft und Hochbau (EGH).
  • „Der Weg zur Gleichstellung innerhalb der Stadtverwaltung ist eine Langstrecke“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. „Wichtige Etappenziele haben wir aber erreicht.“ Im Vergleich zu vorhergehenden Gleichstellungsplänen fällt auf: Mehr Bereiche der Stadtverwaltung weisen ein ausgeglichenes oder nahezu ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf. Die Besetzung von Führungspositionen ist in den vergangenen Jahren deutlich weiblicher geworden. Auch die Zahl der Nutzenden von Elternzeit ist – inklusive des Männeranteils – klar angestiegen.

    Entwicklung positiv

    Grundsätzlich positiv, so stellt Krogmann fest, ist die Entwicklung auf dem Weg zur beruflichen Gleichberechtigung der Geschlechter. Der Anteil von Frauen in Bereichsleitungen ist von 42 (laut letztem Bericht aus dem Jahr 2020) auf 44 Prozent gestiegen. In Fachdienst- und Abteilungsleitungen kletterte der Anteil von 30 auf 40 Prozent. In Amts- und Betriebsleitungen ist dieser von 22 auf 32 Prozent gestiegen. Bei den Top-Führungspositionen auf Dezernatsebene sind sogar drei von vier weiblich besetzt. Gleichstellungsbeauftragte Wiebke Oncken sieht in der Gesamtschau auf Führungspositionen für Frauen dennoch viel Luft nach oben. „Bei einem Frauenanteil von knapp 60 Prozent in der Kernverwaltung kann ein Anteil der Frauen an Führungspositionen von etwa 40 Prozent nicht zufriedenstellend sein.“ Ein großer Hinderungsgrund scheint zu sein, dass sich Führungsaufgaben und Familienarbeit nicht gut miteinander kombinieren lassen. „Da gilt es für den nächsten Berichtszeitraum genauer hinzuschauen und gerade im Hinblick auf den bereits vorhandenen Fachkräftemangel nach kreativen Lösungen zu suchen“, betont Wiebke Oncken. Aus ihrer Sicht bleibt „mit einem wohl notwendigen langen Atem noch viel zu tun“.

    Umfassende Datenanalyse

    Auffällig ist: Je höher die Entgelt- oder Besoldungsgruppe, desto niedriger der Frauenanteil. Gleichzeitig spiegelt der Mikrokosmos Stadtverwaltung Oldenburg bekannte Rollenstereotypen wider: Im Sozial- und Erziehungsdienst sind Männer deutlich unterrepräsentiert. Ihr Anteil am Beschäftigungsvolumen ist auf 18,4 Prozent gesunken. Bei der Feuerwehr und im Abfallwirtschaftsbetrieb beträgt der Frauenanteil hingegen nur rund 6 Prozent (immerhin ein Plus um jeweils 1 Prozent gegenüber dem vorausgegangenen Gleichstellungsplan).

    Die Kernverwaltung (ohne Sozial- und Erziehungsdienst, Feuerwehr, Abfallwirtschaftsbetrieb und Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft und Hochbau) stellt mit 1.785 Personen zahlenmäßig den größten Bereich dar. Berufstätigkeit in Teilzeit ist vor allem in diesem Bereich weiterhin überproportional häufig in Frauenhand: In der Kernverwaltung sind 53,8 Prozent der Frauen in Teilzeit beschäftigt. Die Teilzeitquote unter Männern beträgt nur 20,9 Prozent. Weitere Unterschiede: Mütter sind deutlich länger in Elternzeit. 79 Prozent der Elternzeit nehmenden Frauen sind zwischen sieben und maximal 24 Monaten im Beruf abwesend. Bei den Männern tauschen nur 78 Prozent der Elternzeitnehmer bis zu zwei Monate Beruf mit Familienarbeit. Nur zwei Männer haben sich im Berichtszeitraum 2021 bis 2023 für eine Elternzeit von bis zu 22 Monaten entschieden. Insgesamt ist die Inanspruchnahme von Elternzeit im Berichtszeitraum von 325 auf 462 Fälle und der Väteranteil auf 26 Prozent gestiegen.

    Vorhandene Instrumente nutzen und ausbauen

    In allen Bereichen der Stadtverwaltung wurden Ideen entwickelt, um Ungleichgewichtungen und Unterrepräsentanzen entgegenzuwirken. Wichtig ist, kontinuierlich das Bewusstsein für die Situation zu schärfen. Zu den bereits vorhandenen Instrumenten gehören: Flexibilisierung, Teilzeitmodelle, Technikeinsatz, Beratungsangebote, Marketing und Aufklärung. Hedda Rosenboom ist Leiterin des Amtes für Personal- und Verwaltungsmanagement. „Durch das Etablieren von neuen Rollenmodellen, neuen Vorbildern und den Mut, alte Strukturen aufzubrechen, werden weitere Fortschritte erzielt“, ist Rosenboom überzeugt. „Der aktuelle Gleichstellungsplan bietet für unsere weitere Personalentwicklung eine gute Grundlage. Er liefert viele Handlungsempfehlungen für das gesamte Spektrum der Personalgewinnung, -förderung und -führung“, betont Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. „Damit wir neue Etappen der Gleichstellung erreichen.“

    Zum Stichtag am 30. Juni 2023 bestand die Stadtverwaltung Oldenburg aus vier Dezernaten mit 22 Ämtern, 70 Fachdiensten und 82 Bereichen, darin sind die zwei Eigenbetriebe AWB und EGH mit ihren sieben Abteilungen und acht Bereichen enthalten (der Bäderbetrieb Oldenburg wird nicht berücksichtigt). 3.075 Mitarbeiter/innen waren zum Stichtag bei der Stadtverwaltung beschäftigt.

    Der Gleichstellungsplan ist hier online einsehbar.

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    3 Kommentare

    1. Siegfried Engelke
      9. Juli 2024 um 7.30 — Antworten

      Alle, die die GeichSTELLUNG wollen misachten das Grungesetz, in dem etwas von GleichBERECHTIGUNG steht, und das ist was ganz anderes. Aber das ist LEIDER der grünlinke Zeitgeist.

    2. Lotte
      9. Juli 2024 um 13.41 — Antworten

      Nun kann man Herr Kroogman viel unterstellen, aber ganz sicher keinen grünlinken Zeitgeist.😂

      • Manfred Murdfield
        10. Juli 2024 um 8.33 — Antworten

        Genau, wer hiesiges Tun Und Lassen von Verwaltung und Politik als „linksgrün“ empfindet, der betrachtet dies ziemlich verblendet aus einer ziemlich rechten Ecke. Und die Printpresse? Die berichtete kürzlich ausführlich darüber, dass Oldenburg einige mehr Einwohner hat als Osnabrück. Man muss eben Prioritäten setzen. Als hier Geborener werde ich da manchmal etwas wehmütig ob der Zeiten, da Oldenburg tatsächlich eine Fahrradstadt im Grünen war. Das es nicht mehr so ist, hat massgeblich auch die hiesige SPD zu vertreten, deren „linke Zeiten“ inzwischen länger zurückliegen. Und die Grünen können ihre Fraktionsstärke nur als durchsetzungsschwache Harmlosigkeit anbieten. Schade um verpasste Chancen.

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