Neue Krebstherapie im Klinikum Oldenburg
Oldenburg (zb/pm) Im Klinikum Oldenburg wird ab sofort eine für die Region Weser-Ems und Bremen neue interdisziplinäre Therapieform für Menschen mit Krebsarten im Bauchraum, die noch nicht außerhalb metastasiert haben, durchgeführt. Es handelt sich um die so genannte hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC).
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Bei einer Krebspatientin aus Bremen wurde jetzt erstmals in einer zunächst aufwändigen Operation alle sichtbaren Tumorherde entfernt und anschließend eine auf 42 Grad erhitzte Chemotherapielösung in die Bauchhöhle eingebracht. Die 47-jährige Patientin hat den Eingriff und die Chemotherapie gut überstanden und konnte bereits entlassen werden. Nach einer Erholungsphase wird sich eine Chemotherapie über die Vene, anschließen.
„Wir sind froh, dass wir diese Therapieform nun auch in Oldenburg anbieten können. Patienten aus der Weser-Ems-Region müssen nun nicht mehr zu weit entlegenen Zentren für solche spezialisierten Therapieverfahren geschickt werden“, freut sich Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Visceralchirurgie am Klinikum Oldenburg. Elf Stunden lang hat er mit seinem Team zunächst alle sichtbaren Tumorherde entfernt. Danach wurden hochwirksame Krebsmedikamente direkt in den Bauchraum gegeben, um sicherzustellen, dass auch alle Tumorzellen vernichtet wurden.
„Hier ist in besonderem Maße die gute Zusammenarbeit der beiden Kliniken gefragt“, ergänzt Prof. Dr. Claus-Henning Köhne, Direktor der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Klinikum Oldenburg, „denn der Onkologe ist direkt im OP-Saal mit anwesend, um die Chemotherapie zu verabreichen. Aber auch die Nachsorge der Patienten erfolgt in enger Kooperation zwischen der Onkologie und der Chirurgie.“
Das Behandlungskonzept gibt es seit über 20 Jahren, es wird aber aufgrund seiner Komplexität nur in bestimmten Zentren angeboten.
Der amerikanische Chirurg Paul Sugarbaker hat diese Behandlung eingeführt. Er hatte erstmals erkannt, dass es Patienten gibt, bei denen sich die Krebserkrankung zwar im Bauchfell ausbreitet, aber auf diese Region beschränkt bleibt. „Die Tumormetastasierung im Bauchraum stellt für Chirurgen und Onkologen eine besondere Herausforderung dar. Für die betroffenen Krebspatienten bedeutet sie oft einen dramatischen Krankheitsverlauf mit sehr schlechter Prognose. Wenn aber eine solche kombinierte Behandlung möglich ist, sind die Therapieergebnisse besser, als wenn der chirurgische Eingriff und Chemotherapie für sich allein durchgeführt werden“, erklärt Raab, der in seiner Zeit an der Medizinischen Hochschule Hannover diese Behandlungsmethode bereits häufiger durchführt hat.
Insbesondere Patienten mit Tumoren im Bauchraum, beispielsweise bei Dickdarmkrebs, aber auch aus dem gynäkologischen Bereich wie Eierstockkrebs und andere seltene Formen von Krebserkrankungen können von einer solchen Therapie profitieren.
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