Gesundheit

Kliniken starten Pilotprojekt für Kinderschutz

Der medizinische Kinderschutz in der Weser-Ems Region wird durch ein internetbasiertes Fortbildungsprogramm aus den Niederlanden verbessert. Zehn Kliniken aus Weser-Ems starten jetzt ein Pilotprojekt.

Der medizinische Kinderschutz in der Weser-Ems Region wird durch ein internetbasiertes Fortbildungsprogramm aus den Niederlanden verbessert. Zehn Kliniken aus Weser-Ems starten jetzt ein Pilotprojekt.
Foto: Muhannad Mhisen

Oldenburg (zb) – Der medizinische Kinderschutz in der Weser-Ems Region wird durch ein internetbasiertes Fortbildungsprogramm aus den Niederlanden verbessert. Die Audeo Foundation, eine niederländische Stiftung, hat ein solches Programm entwickelt, das bereits in einigen US-amerikanischen Krankenhäusern und Belgien angewendet wird. Zehn Kliniken aus Weser-Ems starten jetzt ein Pilotprojekt und hoffen, dass es 2017 in allen Kliniken implementiert wird. Kliniken aus Oldenburg, Delmenhorst, Bremen, Wilhelmshaven, Emden, Leer, Vechta und Osnabrück sind mit dabei.

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Es ist schwer herauszufinden, ob ein Kind die Treppe heruntergefallen oder misshandelt wurde, berichten Fachärzte, die regelmäßig mit derart fragwürdigen Fällen konfrontiert werden. Es geht aber nicht nur um Misshandlung sondern auch um Missbrauch und Vernachlässigung. „Wir können fast nie sicher sagen, dass es sich um solche Fälle handelt“, berichtet Dr. Kristina Boos, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Oldenburg. „Wir haben lediglich Vermutungen und tasten uns behutsam vor. Das heißt, wir sprechen mit dem Kind und den Eltern. Allerdings klappt das nur, wenn wir ihnen keine Vorhaltungen machen. Schließlich geht es uns um das Wohl des Kindes. Wir klagen nicht an“, stellt sie klar.

Petra Bremke-Metscher vom Amt für Jugend und Familie der Stadt Oldenburg kennt die komplizierten Wege, die lange dauern, aber durchaus erfolgreich für alle Beteiligten sein können. Denn eines ist für Mareike van´t Zet, Leiterin des Kinderschutzzentrums Oldenburg, klar, „prügelnde Eltern sind in der Regel verzweifelt. Deshalb brauchen sie Hilfen, die sie gut annehmen können, um mit ihren Kindern anders umzugehen.“

Christoph Korenke, Mareike van´t Zet, Marielle Dekker, Kristina Boos, Petra Bremke-Metscher und Kerstin Porrath setzen beim medizinischen Kinderschutz auf ein neues Fortbildungsprogramm.

Christoph Korenke, Mareike van´t Zet, Marielle Dekker, Kristina Boos, Petra Bremke-Metscher und Kerstin Porrath (von links) setzen beim medizinischen Kinderschutz auf ein neues Fortbildungsprogramm.
Foto: Muhannad Mhisen

„Ob Vernachlässigung, Misshandlung oder sexueller Missbrauch – sie sind schwer zu erkennen“, berichtet auch Prof. Dr. Christoph Korenke, Direktor der Kinderklinik im Klinikum Oldenburg. „Deshalb sind wir froh über das neue Fortbildungsprogramm, dass uns bezüglich medizinischer Kinderschutz sehr gut schult.“ Es handelt sich um Module zu den Themen körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch und Vernachlässigung im Kindes- und Jugendalter, die Dr. Kerstin Porrath, Oberärztin für Kinder- und Jugendmedizin im Bremer Krankenhaus Links der Weser, als ausgesprochen geeignet bezeichnet und die möglichst von allen Krankenhäusern genutzt werden sollten. Es wird dargestellt, wie Ärzte und Pflegepersonal im konkreten Fall richtig vorgehen, den passenden Ton und die richtige Wortwahl finden und sich klug verhalten im Sinn des Kindeswohls.

Die Audeo Foundation hat das Lernprogramm für niederländische Ärzte und Pflegepersonal entwickelt. Inzwischen gehört es im ganzen Land zum Standard. „Das Personal muss in seiner Wahrnehmung trainiert werden und sensibel sein für derartige Fälle“, betont Marielle Dekker von Audio Foundation. So sind laut Polizeistatistik in Deutschland 2014 rund 14.000 Kinder missbraucht und 4500 körperlich misshandelt worden. Zudem starben 108 Kinder an den Folgen derartiger Taten. Fachleute vermuten, dass das Dunkelfeld noch viel gravierender ist.

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