Oldenburg

Ernährungsrat: „Currywurst und Grünzeug“ in der Kantine

Auf der Vollversammlung des Ernährungsrates Oldenburg im Forum St. Peter wurde der Koordinationskreis neu gewählt. Diese Mitglieder vertreten den Ernährungsrat nach außen und betreuen und verantworten aktiv die Projekte, Aktionen und Veranstaltungen.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs) Die Currywurst und das Schnitzel sind immer noch die Klassiker in den Kantinen und Betriebsrestaurants in Deutschland. Dass es auch schmackhafte (und gesündere) Alternativen für das tägliche Mittagessen am Arbeitsplatz und der städtischen Gemeinschaftsgastronomie gibt, weiß nicht nur Philipp Stierand von Kantine Zukunft aus Berlin. Der studierte Raumplaner und zugleich Experte für kommunale Ernährungspolitik eröffnete mit seinem Impulsvortrag und der Vorstellung der Arbeit von Kantine Zukunft die diesjährige Vollversammlung des Ernährungsrates Oldenburg.

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Im Forum St. Peter kamen rund 60 Oldenburgerinnen und Oldenburger zusammen, um sich über die zahlreichen Projekte und Aktionen des Ernährungsrates in diesem Jahr zu informieren und sich darüber auszutauschen, wie eine nachhaltige Ernährungskultur in der Stadt weiter wachsen kann. Judith Busch, hauptamtliche Koordinatorin des Ernährungsrates, gab gemeinsam mit den Verantwortlichen der Projekte Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten.

Von Hofbesuchen, die Landwirtschaft erlebbar machen, der Schnippeldisko zur Rettung von Lebensmitteln, dem Urban Gardening in den Stadtteilen über Kochworkshops, die Lust auf frische Zutaten wecken, bis hin zu den großen Projekten BiOLogisch und EAT reicht die Palette. Die turnusmäßigen Neuwahlen des Koordinierungsrates bildeten neben der Netzwerkarbeit den Abschluss der Versammlung.

Kantine Zukunft: Currywurst bleibt

Von „Currywurst und Grünzeug – Rezepte für die Kantine von morgen“ wusste Philipp Stierand von Kantine Zukunft aus Berlin zu berichten und gab nicht nur Einblicke in dasselbe Kochbuch, sondern stellte informativ und kurzweilig die Arbeit des Berliner Teams vor. In seinem Vortrag „Zukunft der Außer-Haus-Verpflegung“ berichtete Philipp Stierand über die Erfolgsgeschichte der Transformation der Berliner Gemeinschaftsverpflegung unter dem Motto: „Kantine macht glücklich“.

Dort, wo täglich Zehntausende essen, setzt die sogenannte „Berliner Methode“ inzwischen Maßstäbe: mehr Hülsenfrüchte, mehr Gemüse, konsequente Saisonalität und Regionalität – und vor allem eine enge Zusammenarbeit zwischen Küchen, Politik und Erzeugerinnen und Erzeugern. Bei den eingesetzten Lebensmitteln verstärkt den Blick auf biologisch erzeugtes Obst und Gemüse zu richten, sei der Kantine Zukunft besonders wichtig. Ziel sei es, Kantinen als Orte zu gestalten, an denen gesunde, nachhaltige und schmackhafte Mahlzeiten angeboten werden.

Küche neu zu denken und ein nachhaltiges Speiseangebot zu schaffen, das nicht nur den Gästen schmeckt, sondern auch der Umwelt und der Gesellschaft zugutekommt, seien vereinbarte Ziele. „Wir bieten Beratung auf Augenhöhe und kommen nicht als Schlaumeier von der Uni. Es gibt Dinge, die man in der Kantine nicht angreifen sollte. Currywurst und Schnitzel bleiben. „Wir wollen mit Geschmack überzeugen, denn fast alle wollen sich lecker satt essen“, sagt Philipp Stierand. Mittlerweile habe die Kantine Zukunft 250 Rezepte exklusiv für die Kantinen erarbeitet, die sich beteiligen. Der Bio-Anteil in der Kantinenverpflegung liege bereits bei 68 Prozent.

Koordinationskreis regelt Projekte und Aktionen

Die Neuwahlen des Koordinationskreises, der für die Planung, Organisation und Durchführung der zahlreichen Veranstaltungen, Projekte und Aktionen zuständig ist, standen auf dem letzten Punkt der Tagesordnung. Alle 15 zur Wahl angetretenen Bewerber/innen wurden nach einer Vorstellungsrunde von den Anwesenden mehrheitlich gewählt.

Interessierte an einer aktiven Mitarbeit im Ernährungsrat Oldenburg treffen sich am 22. Januar 2026 um 18 Uhr im kreativ:LABOR bei der Kulturetage zum 1. Interessententreffen.

Über den Ernährungsrat Oldenburg

Ein Ernährungsrat ist ein beratendes Gremium, das eng mit der Stadtpolitik und -verwaltung zusammenarbeitet. Dabei besteht er aus Vertreter/innen der Zivilgesellschaft, der Initiativenlandschaft, der Landwirtschaft, der Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung. Der Ernährungsrat regt einen aktiven Dialog dieser Akteur/innen an, um so langfristig zukunftsfähige Strukturen für eine möglichst regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln aufzubauen.

In Projektgruppen werden zu verschiedenen Ernährungsthemen Strategien, Veranstaltungen und Projekte erarbeitet. Als fünfter Ernährungsrat in Deutschland und als erster in Niedersachsen gründete sich der Ernährungsrat Oldenburg im Oktober 2017.
Er hat sich zum Ziel gesetzt, zukunftsfähige Strukturen für eine regionale, ökologische und gerechte Versorgung mit Nahrungsmitteln in und um Oldenburg aufzubauen.

Hierfür initiiert er Projekte des urbanen Gärtnerns, fördert die Beziehungen zwischen Stadtbewohnern und Erzeugern, setzt sich für Ernährungsbildung und die Verbesserung der Schulverpflegung ein, versucht Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und bietet eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung verschiedenster Akteure des regionalen Ernährungssystems.

Der Ernährungsrat besteht aus circa 35 ehrenamtlich tätigen Bürger/innen Oldenburgs, die sich in einer 15-köpfigen gewählten Vertretung organisieren. Die Mitglieder dieser Vertretung kommen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik und setzen mit weiteren Ehrenamtlichen konkrete Projekte zu den oben genannten Themen um.

Sprecherin ist Doris Senf, sie vertritt den Ernährungsrat nach außen. Der Ernährungsrat Oldenburg agiert im gemeinnützigen Verein „transfer – Netzwerk nachhaltige Zukunft“.

Mehr Informationen über den Ernährungsrat gibt es online unter ernaehrungsrat-oldenburg.de

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