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Lehrer und GEW kritisieren Schulstart mit reduziertem Unterricht

Gang in einer Schule, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Lehrerverbände und Gewerkschaften kritisieren, dass wegen fehlenden Personals die Schulen in mehreren Bundesländern den Unterricht bereits beim Start ins neue Schuljahr reduzieren müssen. „Der Mangel an Lehrkräften hat ein dramatisches Niveau erreicht und die Folgen der personellen Unterdeckung an Schulen führen bereits jetzt bundesweit zu Einschränkungen“, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben).

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Schon mit Beginn der Schuljahres seien in ganz Deutschland Unterrichtsausfälle, die Kürzung der Stundenpläne und die Zusammenlegung von Lerngruppen längst an der Tagesordnung, kritisierte Beckmann. Nötig sei, die Ausbildung von Lehrkräften schnell zu verbessern, um Abbruchquoten zu minimieren, eine einheitliche Bezahlung von Lehrkräften unabhängig von der Schulform sowie den Einsatz multiprofessioneller Teams, um Lehrkräfte zu entlasten, sagte der VBE-Chef. „Wird diese immense Herausforderung nicht umgehend angegangen, droht das Kartenhaus Schule endgültig zusammenzubrechen“, warnte er. Nach Berechnungen im Auftrag des VBE könnten laut dem Vorsitzenden bis 2035 fast 160.000 Lehrkräfte fehlen. Grund dafür seien die „jahrelange Schönrechnerei des Lehrkräftebedarfs seitens der Politik und die Unterfinanzierung des Bildungssystems“. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, verwies darauf, dass etwa Sachsen-Anhalt schon im neuen Schuljahr nur 92 Prozent des vorgesehenen Unterrichts stattfinden könne. Dies sei ein „katastrophaler Wert“, sagte Meidinger dem RND. „So dramatisch, wie es dieses Jahr zu werden droht, war der Lehrermangel noch nie.“ Als Gründe nannte Meidinger Arbeitsüberlastung, ein schlechtes Berufsimage und mangelnde Aufstiegschancen. Ein Lösungsansatz sei deshalb die Erhöhung der Durchlässigkeit – in den, aber auch aus dem Beruf, so der Lehrerverbandschef. Zudem müsse in Zeiten mit einem Lehrkräfteüberangebot über Bedarf eingestellt werden, um im nächsten Abwärtszyklus einen solchen Lehrkräftemangel wie derzeit zu verhindern. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die schlechten Arbeitsbedingungen als Ursache für den Lehrkräftemangel und fordert deshalb kleinere Klassen und weniger Pflichtstunden. „Wenn die Politik sagt, dass sie die Arbeitszeit nicht senken könne, weil es zu wenige Lehrkräfte gebe, dann sage ich, dass genau andersherum ein Schuh daraus wird: Mit abschreckenden Arbeitsbedingungen kann man niemanden anlocken“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem RND. Zudem plädierte sie für eine Abschaffung des Numerus clausus, der trotz Personalmangels insbesondere an Grundschulen noch immer den Zugang zu sehr vielen Grundschullehramtsstudiengängen beschränke, so Finnern.

Foto: Gang in einer Schule, über dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    25. August 2022 um 4.13 — Antworten

    In der NDR-Sendung „Hallo Niedersachsen“ vom 24.08.2022 kam das ganze Elend zur Sprache. BIlder von Schultischen auf Fluren, auf denen dann „unterrichtet“ werden soll inclusive. Kurzfristig wurde und werden „Lösungen“ zu Zuständen zusammengeschustert, die längst langfristig hätten gelöst werden können – und müssen. Dazu, als „Sahnehäubchen“, dann ein paar lächerliche Ausreden eines Ministerdarstellers, der diesen Posten nie hätte bekommen sollen.
    Nun gut, Hauptsache die Maske sitzt, die Kinder sind „geimpft“ – und, wie in allen Fragen des täglichen Lebens, ob Straßenbau, Schienenverkehr, oder eben wie hier, Bildungswesen – nur kein Blick über Ländergrenzen ins (fast) gesamte Europa, das nun einmal mit mehr mit verständnislosem Kopfschütteln nach Deutschland blickt.
    Dies Land kloppt sich selbst in die Tonne – einmal mehr und immer wieder – ob nun im Bund oder „nur“ in Niedersachsen – und die Presse, einstmals die „vierte Gewalt“ und kritischer (mit-) Garant für demokratische Verhältnisse, kuscht und macht mit. Schon vor Jahrzehnten soll ja ein Journalist mal auf die Frage, warum er sein gesamtes Wissen nicht schreibt und Informationen zurückhält, gesagt haben: „Ich habe schließlich Familie“.
    Macht ist eine sehr starke Droge – und Angst ein extrem schlechter Ratgeber!

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