Kommentar: Zögerlicher Staat, teure Folgen
Deutschland (Anja Michaeli) Wer heute durch französische Supermärkte geht, merkt es sofort: Weniger Zucker ist längst Standard. Konfitüren mit hohem Fruchtanteil, Softdrinks mit reduziertem Zuckergehalt – und das ganz ohne Bevormundung, sondern durch klare Regeln. In Deutschland hingegen dominiert seit Jahren ein Prinzip: freiwillig, halbherzig, wirkungslos.
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Dass die Bundesregierung ihr selbst gesetztes Ziel zur Zuckerreduktion verfehlt, ist kein Zufall – sondern das Ergebnis politischer Nachgiebigkeit gegenüber einer Industrie, die sich erfolgreich jeder verbindlichen Regulierung entzieht. Der Gesundheitsbericht Diabetes 2025 zeigt, was das kostet: mehr Erkrankte, mehr Folgeschäden, mehr Ausgaben. Und diese Kosten tragen nicht Konzerne, sondern alle Versicherten.
Die politische Weigerung, endlich eine Zuckersteuer einzuführen, ist ein Paradebeispiel für verpasste Prävention. Dabei liegt das Wissen längst auf dem Tisch: Länder wie Großbritannien haben vorgemacht, wie es geht – mit spürbaren Erfolgen. In Deutschland dagegen wird diskutiert, gefordert, verworfen. Und währenddessen steigt die Zahl der Betroffenen.
Gesundheitspolitik darf sich nicht im Appell erschöpfen. Wer verhindern will, dass Millionen Menschen an vermeidbaren Krankheiten leiden, muss endlich handeln. Es ist Zeit für klare Regeln – nicht für weitere Runden im Dialog mit einer Branche, die vom Zucker lebt.
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