Kultur

Staatstheater: Ovationen für „Die Frau in Schwarz“

Hagen Bähr (vorne) und Konstantin Gries sorgen derzeit im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters mit „Die Frau in Schwarz“ für Spannung und Grusel.

Hagen Bähr (vorne) und Konstantin Gries sorgen derzeit im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters mit „Die Frau in Schwarz“ für Spannung und Grusel.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Das Oldenburgische Staatstheater kann auch Gespenstergeschichte. Komödie, Drama oder Tragödie sind die gängigen Stoffe auf den Bühnen aber eine Gespenstergeschichte, abgesehen von Stücken zur Weihnachtszeit, sind eher selten zu sehen. Jetzt traut es sich das Oldenburger Ensemble mit „Die Frau in Schwarz“ und schafft es, eine spannende Gespenstergeschichte zu entwickeln, die amüsant beginnt, langsam Fahrt aufnimmt und anschließend das Publikum packt, überrascht und begeistert. Schreckmomente inklusive. Stehende Ovationen nach 70 Minuten Theater pur ohne viel Schnörkel.

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„Die Frau in Schwarz“ von Stephen Mallatratt nach dem gleichnamigen, erfolgreichen Roman von Susan Hill führt das Publikum in die trüben Marschen von Crythin Gifford in England, der Schauplatz einer unheimlichen Tragödie, die seit jeher die Bewohner des einsamen Ortes in ständige Furcht versetzt. Die Geschichte beginnt Jahre zuvor mit Arthur Kipps, der unter traumatischen Ereignissen seiner Jugend leidet. Um sich von seinen Alpträumen zu befreien, holt er sich Hilfe durch einen Schauspieler, um mit ihm seine Erinnerungen nachzuspielen. Die Reise in die Vergangenheit führt beide auf eine Insel zu dem verlassenen Anwesen von Mrs, Drablow. Als junger Anwalt wird Arthur Kipps von seiner Kanzlei dort hingeschickt, um ihren Nachlass zu ordnen. Seine Anreise erweist sich bereits als mysteriöses Unterfangen. Auf der Trauerfeier erscheint wie aus dem Nichts eine Frau in Schwarz. Hat nur er sie gesehen? Kipps erfährt, dass es sich um eine Frau handelt, mit einer tragischen Familientragödie. Bei der Durchsicht des Nachlasses enthüllt sich ihm ein schreckliches Familiengeheimnis bei dem die vermeintlichen Illusionen, die ihm in dem Haus widerfahren immer realer werden und er plötzlich selbst Teil dieser grausamen Geschichte wird.

Konstantin Gries (l.) gibt in Oldenburg sein Debüt im Schasuspielensemble und überzeugt und begeistert in der Gespenstergeschichte allein durch seine Schauspielkunst.

Konstantin Gries (l.) gibt in Oldenburg sein Debüt im Schasuspielensemble und überzeugt und begeistert in der Gespenstergeschichte allein durch seine Schauspielkunst.
Foto: Stephan Walzl

Robert Gerloff setzt auf die Kraft des Schauspiels

Der in Oldenburg bekannte und erfolgreiche Regisseur Robert Gerloff vertraut bei seiner Inszenierung allein auf die Kraft des Textes und der Schauspielkunst von Hagen Bähr als der Schauspieler und Konstantin Gries als Arthur Kipps. Durch die klassische Kunst des Schauspiels nur mit dem Einsatz von Körper und Stimme gelingt es den Protagonisten im Großen Haus, eine spannende Geistergeschichte zu erzählen, die bei Saallicht ohne vierte Wand zum Zuschauerraum beginnt und sich langsam und zunehmend verdüstert und das Publikum in ihren Bann zieht. Als „Frau in Schwarz“ schwebt Antonia Rinkel förmlich über die Bühne. Hervorzuheben in dem Trion ist aber Konstantin Gries, bekannt aus verschiedenen TV-Produktionen, in seinem Debüt am Oldenburgischen Staatstheater. Mit Bravour schlüpft er auf der Reise in seine Vergangenheit in die verschiedenen Charaktere nur mit Hilfe seiner Mimik, Gestik und Stimme. Schauspiel pur. Im ganzen Stück bedarf es keiner Requisiten. Lediglich ein großes Rad aus Metall als angedeutete Kutsche und herabschwebende, große Metallgestelle, die das verlassene Haus und eine Kirche symbolisieren, dienen als Kulisse. Die offene, dunkle Bühne wurde gestaltet von Roxana Castillo Delgado, die auf das perfekt inszenierte Lichtdesign von Steff Flächsenhaar vertraut. Unzählige Lichtwechsel und passender Nebel gestalten jede Szene individuell und zunehmend mystisch. Dazu bildet der mitunter nur unterschwellige, aber nie überhörbare Soundteppich, kreiert von Cornelius Borgolte, eine perfekte Grundlage für die zunehmende Spannung.

Ein perfekter Start für die Schauspielsparte in die neue Spielzeit 2023/24 in der das Oldenburgische Staatstheater auf das Können seines Ensembles setzt und mit dieser Konzentration auf das Wesentliche besonders punktet.

Vorstellungstermine und Karten unter www.staatstheater.de.

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