Kultur

„King Kong“: Großes Kino im Kleinen Haus

„King Kong und der alte weiße Mann“ läuft als Uraufführung von Robert Gerloff und Anna-Teresa Schmidt derzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.

„King Kong und der alte weiße Mann“ läuft als Uraufführung von Robert Gerloff und Anna-Teresa Schmidt derzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Wenn Regisseur Robert Gerloff am Oldenburgischen Staatstheater inszeniert, weiß das Publikum, was es bekommt: Der Abend wird schrill, musikalisch und sehr unterhaltsam. So ist es auch bei seiner Uraufführung von „King Kong und der alte weiße Mann“ im Kleinen Haus. In Zusammenarbeit mit Dramaturgin Anna-Teresa Schmidt ist aber mehr als die Quersumme der Verfilmungen des Riesenaffen und der weißen Frau entstanden. Wie der Titel verrät, geht es ihnen um die Männerherrschaft über die Frauen in der Kinowelt (und nicht nur die in Hollywood) sowie bei Politik und Medien und die damit verbundene #metoo-Debatte. Das Premierenpublikum im ausverkauften Theater feiert diese bunte Inszenierung verdient mit starkem Applaus und Bravos für Ensemble und Regieteam.

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Der rote Faden der Geschichte ist die Schifffahrt von Regisseur Denham (Johannes Schumacher) zur Insel „Skull Island“, wo er seinen Film drehen will – mit dem dort vermuteten Riesenaffen. Die Suche nach der Besetzung der Hauptrolle angelehnt an die ersten „King Kong“-Verfilmungen aus den Jahren 1933 und 1976 zieht sich durch die Inszenierung. Die berühmt-berüchtigte „Besetzungscouch“ wird nicht auf die Bühne geschoben, wird aber mit Dieter Wedel und Harvey Weinstein (herrlich mit Rollator) als selbstverliebte und Testosteron gesteuerte Herrscher über Film und Frauen auf köstliche Weise karikiert. Geifernd versuchen sie mit kleinen Geschenken in Form von Popcorn, Videokassetten mit Schnulzenfilmen und Valium ihre auserwählte Frau auf dem Schiff für die Hauptrolle zu ködern. Neben dieser herrlich schrägen Szene um die #metoo-Debatte greift Regisseur Robert Gerloff auch allerlei Diskurse im Hinblick der „King Kong“-Verfilmungen auf. Amüsante Filmeinspielungen bringen die Verbindungen zu Rasse, Geschlecht, Gender und Umwelt auf die Leinwand.

„King Kong“ als bunte und schräge Show

Auf der Vorbühne vor dem eisernen Vorhang als Projektionsfläche für zahlreiche Videoeinspielungen (Bühne Maximilian Lindner) agiert das fünfköpfige Schauspielensemble. Anna Seeberger, Zainab Alssawah, Karl Miller und Johannes Schumacher schlüpfen dabei in 38 Rollen und diese in Perfektion. Allen voran ist Caroline Nagel hervorzuheben, die als Anwärterin auf die große Rolle in diverse Filmrollen und Prominente schlüpft, Gleich zu Beginn begeistert sie als Meryl Streep in der David Letterman Show. Als Lenie Riefenstahl trifft sie auch auf Adolf Hitler. Reichlich Anspielungen zu anderen Filmen kommen immer wieder zum Einsatz und sorgen für Lacher, wie zum Beispiel Ernie & Bert aus der Sesamstraße oder auch Pan Tau. Skurril auch ihr synchroner Tanz im Affenkostüm vor einer eingeblendeten Tanzszene mit Marlene Dietrich aus „Blonde Venus“ inmitten schwarzer Frauen im Dschungel.

Erst gegen Ende des Stückes hebt sich der eiserne Vorhang und gibt den Blick frei auf den überdimensionalen und imposanten Schriftzug „Kong“ vor der Manhattan-Kulisse. Bis dahin gibt es reichlich Rollen- und Kostümwechsel (Kostüme Lara Hohmann). Für die unterhaltsame und vielfältige Choreografie zeichnet Zoë Knights verantwortlich. Sie lässt das Ensemble dabei auf dem imaginären Schiff schwankend, im Stroboskoplicht im Stakkato, im Schattenboxkampf oder im Chor agieren.

„King Kong und der alte weiße Mann“ ist eine herrlich bunte und schräge Show. Sie ist trotz der Aktualität und Brisanz des Themas äußerst amüsant und zuweilen auch trashig inszeniert – ohne flach daherzukommen und ohne den großen Zeigefinger allzu sehr herauszuholen.

Mehr zum Stück, Vorstellungstermine und Karten unter www.staatstheater.de, Telefon 04 41 / 22 25-111 und an der Theaterkasse.

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