Film

Tatort Bundespolizei: „Macht der Familie“

Franziska Weisz und Wotan Wilke Möhring.

Franziska Weisz und Wotan Wilke Möhring.
Foto: Meyerbroeker / NDR

(Achim Neubauer) Gerade zur Hauptkommissarin befördert, leitet Julia Grosz von der Bundespolizei verantwortlich einen komplexen Einsatz, der in einem ziemlichen Debakel endet. Zusammen mit Thorsten Falke versucht sie nun in einem neuen Anlauf die russischen Waffenhändler der Timofejew-Familie zu überführen. Am 18. April ermittelt das NDR-Tatort Team in einem neuen Fall.

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Im neunten gemeinsamen Fall wird Julia Grosz (Franziska Weisz) dieselbe Amtsbezeichnung verliehen, wie ihrem Kollegen Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und – dieser Spoiler muss sein – dem Zusammenspiel der beiden Mimen tut das gut. Schon in den letzten Bundespolizei-Beiträgen („Tödliche Flut“, „Die goldene Zeit“) spielte sich die Österreicherin frei und entlastete Möhring von der für ihn unlösbaren Aufgabe den Tatort allein zu tragen. Gleichberechtigt funktioniert das Paar erheblich besser.

Niki Stein hat in seiner aktuellen Arbeit ein sauberes Drehbuch entwickelt, dass eine russische Oligarchen-Waffenhändler Familie fernab von simpler Schwarz-Weiß-Malerei zeichnet. Er entwickelt eine Geschichte, in der schöngeistige Gedanken der Tolstoi und Dostojewski rezitierenden Kinder kontrastiert mit den mörderischen Geschäften des Vaters die Bigotterie der Familie illustrieren. Wie die „Familienbande“ (so der Arbeitstitel des Films) die Sippe einen und gleichzeitig die Frage nach Loyalität stellt, wird zum eigentlichen Thema des Films. Im Mittelpunkt steht dabei Marija Timofejew (Tatiana Nekrasov), die mit der eigenen Familie gebrochen hat und nun für die deutsche Polizei ermittelt. Falke hat sie ausgebildet und ihre Rolle trägt nun im Wesentlichen die eigentlich höchst unglaubwürdige Drehbuchkonstruktion, vom Spagat zwischen Gesetz und Familie.

Tatiana Nekrasov in

Tatiana Nekrasov in „Macht der Familie“.
Foto: Meyerbroeker / NDR

Tatiana Nekrasov sticht nicht allein durch die Vorgaben des Drehbuchs heraus; in ihrem Spiel lässt sie lange Zeit offen, für welche Seite ihr Herz denn nun wirklich steht; auch die Motivation für ihr Handeln bleibt unklar.
Seinen Tribut muss der Tatort aber – wie in diesen Monaten üblich – wieder den Produktionsbedingungen zollen. So fein sich Niki Steins Buch, das er auch selbst inszenierte, entwickelt, so sehr sind ganz offensichtliche Längen offenbar vor allem den Corona geschuldeten Änderungen anzulasten. Der Versuch, die Charaktere der Timofejew Familie stärker herauszuarbeiten, führt letztlich dazu, dass manches Detail sich noch konstruierter darstellt und kulminiert in einem Finale, in dem sämtliche Waffenträger so konsequent ihre Ziele verfehlen, dass es eine Schau ist.

Gut zu wissen

  • „Macht der Familie“ wurde vom 20. Juli bis 20. August 2020 u.a. in Hamburg, auf dem Flughafen Lübeck-Blankensee, in Witzhave und Travenbrück inszeniert.
  • Auch dieser NDR-Tatort steht parallel zur Fernsehausstrahlung als Hörspiel in der ARD-Audiothek zur Verfügung.
  • Der bereits abgedrehte Tatort „Tyrannenmord“ (Buch: Jochen Bitzer, Regie: Christoph Stark) soll nach aktueller Planung erst im Frühjahr 2022 ausgestrahlt werden.
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