Wirtschaft

GVO kehrt Oldenburg den Rücken

Haben gemeinsam eine neue Lösung für das ehemalige Verladegelände gefunden (von links): GVO-Vorstandsvorsitzender Gernold Langert, GVO-Vorstandsmitglied Martin Zimmer, Bürgermeister Dr. Arno Schilling, Fachbereichsleiter der Bauverwaltung, Carsten Meyer, GVO-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dietmar Pfeifer und GVO-Vorstandsmitglied Andreas Szwalkiewicz.

Haben gemeinsam eine neue Lösung für das ehemalige Verladegelände gefunden (von links): GVO-Vorstandsvorsitzender Gernold Langert, GVO-Vorstandsmitglied Martin Zimmer, Bürgermeister Dr. Arno Schilling, Fachbereichsleiter der Bauverwaltung, Carsten Meyer, GVO-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dietmar Pfeifer und GVO-Vorstandsmitglied Andreas Szwalkiewicz.
Foto: Sabine Weiß / Gemeinde Bad Zwischenahn

Oldenburg/Bad Zwischenahn (Danielle C. Zollickhofer) Die Gegenseitigkeit Versicherung Oldenburg (GVO) hat sich dazu entschieden, Oldenburg zu verlassen. Der Direktionssitz soll 2021 nach Bad Zwischenahn verlegt werden, Baubeginn ist im kommenden Jahr. An dem brach liegenden ehemaligen Verladegelände der Baumschule Bruns an der Eyhauser Allee wird ein Dienstleistungs- und Wohnzentrum entstehen. Über die Pläne informierten heute der GVO-Vorstand gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde.

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„Diese Entscheidung ist uns eigentlich nicht schwergefallen“, betont der GVO-Vorstandsvorsitzende Gernold Lengert, „denn glücklich waren wir nicht, wie wir in Oldenburg bedient worden sind. Wir fühlten uns überhaupt nicht ernst genommen.“ Auch sei das Gebäude in Oldenburg – das alte Arbeitsamt in der Osterstraße 15 – aus dem Jahr 1950, weshalb unter anderem Veränderungen im Bereich Nachhaltigkeit dort nicht möglich wären. Die GVO habe mit vielen Gemeinden gesprochen, sei aber in Bad Zwischenahn außerordentlich freundlich aufgenommen worden und habe dort viel Hilfestellung erfahren.

Naturgemäß freut sich Bad Zwischenahns Bürgermeister Dr. Arno Schilling über den Zuzug aus Oldenburg. Das Gelände habe man schon länger im Blick gehabt und sich einen Mix aus Gewerbe und Wohnen gewünscht.

In der Eyhauser Allee soll nicht nur ein neues Direktionsgebäude für die GVO entstehen: Auf dem 2,2 Hektar großen Grundstück ist auch eine Wohnsiedlung mit sechs bis acht Mehrfamilienhäusern mit fünf bis sechs Wohnungen in verschiedenen Größen geplant. „Die Krönung der Siedlung ist ein viergruppiger Kindergarten, der von der Gemeinde gebaut wird“, sagt Lengert. Dafür würde dieser Teil des Grundstücks an die Kommune zurückverkauft.

Der Wohnraum steht für die Mitarbeiter und junge Familien zur Verfügung. Und das Interesse ist groß. Von den zahlreichen Anfragen schon vor Baubeginn wurde der GVO-Vorstand überrascht. Der Mietpreis wird bei 8,50 Euro pro Quadratmeter liegen und für zehn Jahre Bestand haben. Noch vor Fertigstellung des Direktionsgebäudes soll mit dem Bau der Siedlung begonnen werden. Die ersten Mieter können voraussichtlich 2024 einziehen.

An der Eyhauser Allee in Bad Zwischenahn soll ein Mix aus Gewerbe und Wohnen entstehen.

An der Eyhauser Allee in Bad Zwischenahn soll ein Mix aus Gewerbe und Wohnen entstehen.
Grafik: Gemeinde Bad Zwischenahn

„Wir sind dem ökologischen Gedanken sehr verbunden“, so Lengert, „deshalb soll der Bestand der Eichenallee rund um das Grundstück erhalten bleiben.“ Außerdem sollen die Mitarbeiter einen Fahrtkostenzuschuss in Höhe von 100 Euro erhalten, um öffentliche Verkehrsmittel zur Anreise zu nutzen. „Der neue Direktionssitz in Bad Zwischenahn liegt nur neun Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt – das ist ideal“, äußert sich Lengert begeistert. Die Gemeinde plant zudem einen Fuß- und Radweg entlang der Bahngleise bis zum Altenkamp in Richtung Westerstede und Ohrwege. Aber auch eine Anbindung an die vorhandenen Fuß- und Radwegeverbindungen in Richtung Zwischenahner Meer, den Landschaftspark Aueniederung sowie ins Ortszentrum mit der kurzen Anbindung zum Bahnhof, zu den Schulen und den Einkaufsmöglichkeiten ist vorgesehen. Angrenzend an die Bahnlinie Oldenburg – Leer ist eine Lärmschutzwand vorgesehen.

In den Neubau des Direktionsgebäudes werden rund acht Millionen Euro investiert. Für das alte Gebäude in Oldenburg werden bereits Verkaufsgespräche geführt. Ein Abriss ist hier nicht vorgesehen. „Natürlich ist der Weggang aus Oldenburg nicht ganz ohne Tränen in den Augen verlaufen. Wir sind seit 1994 dort, Oldenburg ist ein Teil unserer Geschichte“, so Lengert. Trotzdem wäre die Resonanz zum neuen Standort grundsätzlich positiv. Auch Schilling sieht nur Vorteile: „Es ist eine gelungene Struktur, die den Ort stärkt und von dem die Gemeinde auch wirtschaftlich profitieren wird.“

Am 8. Januar, 19 Uhr, findet eine Bürgerversammlung in Bad Zwischenahn (Haus Brandstätter) statt, bei der die Planungen der Bevölkerung vorgestellt werden.

Zum 150-jährigen Jubiläum lädt die GVO am 9. Mai zu einer Musikveranstaltung für Jung und Alt auf das neue Gelände in Bad Zwischenahn ein.

Gut zu wissen

Die Gemeinschaft Versicherung Oldenburg (GVO) wurde 1870 in Westerstede gegründet und war ursprünglich als spezielle Versicherung für Mühlen und Landwirtschaft konzeptioniert. Es handelt sich um einen Versicherungsverein, der den Mitgliedern gehört und nicht aktienorientiert ist. Die GVO zählt 350.000 Mitglieder und 124 Mitarbeiter. Zurzeit gibt es zwölf Auszubildende.

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2 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    10. Dezember 2019 um 18.06 — Antworten

    Mich wundert, dass das alte Arbeitsamt nicht unter Denkmalschutz steht. Der rechtskräftige Bebauungsplan 283 III dürfte für eine interessante Nachnutzung wohl überarbeitet werden müssen. Aber die Gegend ist ja ziemlich im Umbruch, da sollten keine Chancen vertan werden.

  2. Nina G.
    12. Dezember 2019 um 10.07 — Antworten

    Danke an die OOZ für diesen Bericht.
    Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie desaströs die Standortpolitik der Stadt in diesem Fall war. Schulterzuckend hat man einen großen Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler ins Umland abziehen lassen !
    Bezeichnend ist übrigends auch, das dies in dem NWZ Artikel keine kritische Erwähnung findet. Dort muss man sich ja auch mit wichtigeren Dingen beschäftigen, z. B der x-ten Umfrage, ob die höchste Weihnachtskerze Oldenburgs nun schön oder hässlich ist !!
    Danke OOZ !!
    Und an die Stadtpolitik Oldenburg und die NWZ: Legt euch wieder hin, Gute Nacht !

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