Wirtschaft

Geschäftsklima im Handwerk erreicht Allzeithoch

Heiko Henke und Manfred Kurmann begrüßten Hans Peter Wollseifer als Gastredner bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg.

Heiko Henke (links) und Manfred Kurmann (rechts) begrüßten Hans Peter Wollseifer als Gastredner bei der Vollversammlung der Handwerkskammer.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Zum sechsten Mal in Folge im Herbst kann die Handwerkskammer Oldenburg (HWK) überdurchschnittlich gute Werte mitteilen. Im Rahmen der gestrigen HWK-Vollversammlung berichtete HWK-Präsident Manfred Kurmann von einer sehr guten Geschäftslage im Ausbau-, Zulieferer- und Dienstleistungshandwerk. Zurückhaltender beurteilen das Kfz- und das Gesundheitshandwerk ihre Lage. „Wir spüren eine dynamische Nachfrage und können sehr gute berufliche Perspektiven im Handwerk bieten“, erklärte Kurmann, der von 12.420 eingetragenen Betrieben berichtete.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), bestätigte die Entwicklung. Er war Gastredner der 185. Vollversammlung und sprach von einem sehr hohen Zufriedenheitsgrad unter den Handwerksbetrieben bundesweit. „Das Geschäftsklima im Handwerk erreicht mit 90 Prozent Zufriedenheit ein Allzeithoch“, erklärte Wollseifer. „Solche Werte haben wir bislang nicht gehabt.“ Im laufenden Jahr sei das ein Zuwachs von zwei Prozent gewesen, im neuen Jahr rechne er ebenfalls mit zwei Prozent.

Dennoch habe das Handwerk mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Immer mehr junge Leute würden sich für eine akademische Ausbildung interessieren, beklagte er und verwies auf die hohen Studienaussteigerzahlen. „Ein Drittel der Studierenden bricht das Studium ab“, so Wollseifer, der sich gegenwärtig bei der Bundesregierung und der Kultusministerkonferenz für das „Berufsabitur“ einsetzt und hofft, dass es 2017 an den Start geht.

Was in Österreich und der Schweiz bereits erfolgreich praktiziert wird, möchte der ZDH-Präsident so schnell wie möglich in Deutschland implementieren: Eine Lehre machen und zeitgleich das Abitur. „Wir möchten damit mehr junge Talente für die Führungsaufgaben und als Nachfolger in unseren Betrieben gewinnen“, sagt er. Bei Bundesbildungsministerin Johanna Wanka läuft er offene Türen ein, mit der Kultusministerkonferenz befindet er sich in Gesprächen. Das Berufsabitur, so hofft er, kann zur Fachkräftesicherung beitragen.

Außerdem fordert der ZDH mehr finanzielle Förderung bei der beruflichen Ausbildung. „Es kann doch nicht sein, dass über den Hochschulpakt 20 Milliarden in die Universitäten fließen und sich die berufliche Bildung hinten anstellen muss. Der Nachholbedarf im Handwerk ist unübersehbar“, so Wollseifer. Er fordert deshalb eine vergleichbare Förderung von akademischer und beruflicher Bildung anzuschieben.

Angesichts der Tatsache, dass das Handwerk das Rückgrat der Wirtschaft ist und zwar auch während der Finanzkrise, erwartet der ZDH erheblich mehr Investitionen in die Infrastruktur. „Das Handwerk ist auf reibungslose Mobilität angewiesen. Wer jedoch durch unser Land fährt, der sieht schnell, dass vieles marode ist“, kritisiert Wollseifer. Es könne nicht schaden, wenn auch privates Kapital in öffentliche Infrastruktur fließt. „Aber das dürfen keine reinen, klassischen öffentlich private Partnerschaftsprojekte (ÖPP) sein“, warnte er. „Sie sind am Ende zu teuer für die Steuerzahler und gehen zudem an unseren Betrieben vorbei.“

Bei der Flüchtlingsthematik forderte er unverzüglich vom Reaktions- in den Aktionsmodus umzuschalten und sich der Flüchtlinge auf konstruktive Weise anzunehmen. „Ein wichtige Voraussetzung erfolgreicher Integrationsarbeit ist, das Bund, Länder und Kommunen unsere Betriebe unterstützen durch Rechtssicherheit, frühzeitige Sprachförderung und vor allem durch den Abbau bürokratischer Hürden, die das Engagement unserer Betriebe behindern“, sagt er abschließend.

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