Oldenburg

Polygenos: „Rette das Poly-Haus!“

Das Polygenos-Team hofft auf breite Unterstützung aus der Bevölkerung.

Das Polygenos-Team hofft auf breite Unterstützung aus der Bevölkerung.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am/zb) Bürger aus Oldenburg gehen neue Wege. Sie möchten das Haus Am Stadtmuseum 15 retten, in dem der Polyester Klub beheimatet ist. Dafür wurde die „Polygenos Kulturräume eG“ soeben gegründet – bisher einmalig in der Weser-Ems-Region. Die Genossenschaftsmitglieder wollen das Haus kaufen, sanieren und Räume für Kultur schaffen. Für die Realisierung werden jetzt Unterstützer gesucht.

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Im 300 Quadratmeter großen Poly-Haus (dem Horst-Janssen-Museum gegenüber) befindet sich im Erdgeschoss der Polyester Klub. Die Kultur- und Szenekneipe soll nach der Rettung erhalten bleiben und weiterhin ihr Kulturprogramm anbieten. Zurzeit hat zudem die Filmproduktionfirma „Schwarzseher“ hier ihren Sitz und verschiedene Bands haben Proberäume angemietet.

Miteigentümer der Immobilie ist Stefan Mühlhaus, der Betreiber des Polyester Klubs. Ende August waren sich die beiden Eigentümer einig, dass das Gebäude verkauft werden muss. Investoren zeigten Interesse am Kauf und Abriss, jedoch nicht an der Erhaltung des Hauses. Zur Rettung des Poly-Hauses wurde eine Genossenschaft gegründet, die für den Kauf 250.000 Euro aufbringen muss. Einschließlich der Verkaufsnebenkosten und der notwendigen Sanierung rechnen die Genossenschaftsmitglieder mit insgesamt 410.000 Euro. Dann könne der erstellte Wirtschaftsplan realisiert werden.

Bis Ende Januar muss das Haus an die Polygenos verkauft sein, sonst läuft das Bürgerengagement ins Leere. Im Rahmen mehrerer Informationsveranstaltungen haben bereits rund 600 Oldenburger ihre Unterstützung zugesagt. Jetzt geht es darum, dass genügend Menschen der Genossenschaft beitreten und Anteile erwerben. „Wenn nur 70 Prozent der 600 die Unterstützungsabsichten umsetzen, hätten wir unser Ziel erreicht“, erklärt der Physiker und Polygenos-Vorstand Michael Geiger. Innerhalb weniger Tage gingen bereits mehr als 38.000 Euro auf dem Treuhandkonto ein. Der aktuelle Stand wird am Gebäude für jeden sichtbar angezeigt.

Als Treuhänder hat die Genossenschaft den Universitätsprofessor und Nachhaltigkeitsexperten Dr. Nico Paech gewinnen können, der die Ziele des Projektes vorstellte: „Das Haus soll gekauft und anschließend energetisch und funktional saniert werden, möglichst ohne die Hilfe von Banken“, erklärte er. „Es handelt sich keineswegs um ein Puppenstubenprojekt, sondern hier wird wirtschaftlich gearbeitet. Allerdings streben wir keinen maximalen Gewinn bei den späteren Vermietungen von Kulturräumen und Wohnungen an“, stellte er klar. „Uns geht es um Demokratisierung. Jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig vom eingezahlten Anteil. Außerdem geht es um ein Stück Stadtgestaltung. Wir möchten verhindern, dass Investoren reihenweise Häuser aufkaufen und sie abreißen, um neue Gebäude hinzusetzen. Wir wollen bodenständig bleiben und dauerhaft an dem Gebäude festhalten.“

Am Freitag, 20. Dezember, will die Genossenschaft einen ersten Kassensturz machen. Dann soll entschieden werden, ob das Eigenkapital ausreichend ist, um mit den Banken Gespräche aufzunehmen.

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