Region

Notfallsanitäter und Telemedizin im Bereitschaftsdienst

Dr. Daniel Overheu in der Telemedizin des Klinikums Oldenburg.

Dr. Daniel Overheu in der Telemedizin des Klinikums Oldenburg.
Foto: Lukas Lehmann

Oldenburg/Delmenhorst (Danielle C. Zollickhofer) Benötigt man am Wochenende auf dem Land spontan medizinische Hilfe, steht man vor einem Problem – Arztpraxen haben in der Regel geschlossen. Deshalb hat die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) ein Modellprojekt initiiert: Im Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst des Bezirks Delmenhorst (Lemwerder, Ganderkesee und Delmenhorst) werden seit dem 2. Juli 2018 Notfallsanitäter und Telemedizin eingesetzt.

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„Wir haben das Projekt aus Verzweiflung gestartet“, sagt der Vorstandsvorsitzende der KVN Mark Barjenbruch. Denn gerade der ländliche Bereich ist schwierig hausärztlich zu versorgen.“ Der Arzt muss durch die neue Form des Bereitschaftsdienstes nicht mehr selbst zu den Patienten aufs Land fahren. Stattdessen werden die Fälle durch den Anruf bei der Bereitschaftsdienstnummer koordiniert und bei Bedarf ein Rettungssanitäter der Johanniter zum Patienten geschickt. Wird der Rat eines Mediziners benötigt, kann der Sanitäter durch eine telemedizinische Verbindung einen Arzt des Klinikums Oldenburg konsultieren. „Die medizinische Versorgung leidet darunter nicht“, meint Dr. Christoph Titz, Bezirksausschussvorsitzender der KVN. Parallel bleibt der ärztliche Bereitschaftsdienst weiterhin bestehen.

Bereits 524 Einsätze hat es auf diese moderne Art der Versorgung schon gegeben, davon 324 in diesem Jahr. In 45 Prozent der Fälle wurde die Telemedizin hinzugezogen. „Meistens konnte das Problem schon vor Ort und durch ein Gespräch geklärt werden“, berichtet Helmut Scherbeitz, KVN-Geschäftsführer in Oldenburg. „Die Mehrheit der Patienten braucht nur eine Bestätigung, dass ein einfaches Haus- oder Schmerzmittel eine vorübergehende Lösung ist, bis man persönlich einen Arzt aufsuchen kann.“ Im Ernstfall dürfe der Sanitäter nach ärztlicher Absicherung aber auch Spritzen geben. Die Patienten sind zufrieden: „Es gab bisher keine Beschwerden“, berichtet Titz. „Die Patienten fühlen sich gut betreut. Sowohl von Patienten als auch von Kollegen gab es nur positives Feedback.“

Der Beruf des Notfallsanitäters werde mithilfe des Projekts ebenfalls aufgewertet, so Scherbeitz. Und dadurch, dass am Klinikum Oldenburg alle Fachrichtungen vertreten seien und dort bereits seit zehn Jahren Telemedizin betrieben würde, sei das Klinikum der ideale Kooperationspartner. Das Projekt solle laut Titz auch dazu beitragen, ärztliche Ressourcen zu schonen und Notfallambulanzen zu entlasten.

Ein Notfallsanitäter behandelt eine Patientin.

Ein Notfallsanitäter behandelt eine Patientin.
Foto: Stefan Greiber / Johanniter

Das Projekt läuft noch bis zum 31. Januar. Im Anschluss wird es eine wissenschaftliche Auswertung geben. Doch für die Patienten geht es nahtlos weiter – auch nach Abschluss des Pilotprojektes kann beim Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst angerufen werden. „Natürlich würden wir das Angebot gern in weiteren Regionen anbieten“, sagt Barjenbruch. „Wesermünde hat schon Interesse gezeigt. Aber das ist noch nicht sicher.“

Zurzeit ist das Pilotprojekt nicht gesetzlich vorgesehen und wird noch vom Europäischen Sozialfond (ESF), der Johanniter-Unfallhilfe, der KVN und dem Klinikum finanziell getragen. Auf Kassenebene stünde die KVN jedoch in engem Kontakt mit der Niedersächsischen Gesundheitsministerin Carola Reimann, so Barjenbruch.

Die Telefonnummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst Delmenhorst lautet 11 61 17 und kann freitags, samstags und sonntags angerufen werden. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst am Josef-Hospital Delmenhorst kann Montag, Dienstag und Donnerstag von 19 bis 21 Uhr, Mittwoch und Freitag von 17 bis 21 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 8 bis 12 Uhr und von 16 bis 20 Uhr in Anspruch genommen werden.

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