Oldenburg

Landesbibliothek: Geschichte per Mausklick

Matthias Bley und Dr. Klaus-Peter Müller (von links). Vor ihnen das „Jeversche Wochenblatt“.

Matthias Bley und Dr. Klaus-Peter Müller (von links). Vor ihnen das „Jeversche Wochenblatt“.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (Dominik Laupichler) Verstaubte Regalreihen mit Büchern soweit das Auge reicht und zeitaufwendige Recherchen bei schummrigem Licht. Das Bild von Bibliotheken und Archiven ist nach wie vor von Stereotypen geprägt, doch auch diese Einrichtungen durchlaufen in Zeiten der Digitalisierung einen Wandel. Die Landesbibliothek in Oldenburg ist hierbei keine Ausnahme und schreitet beim Digitalisierungsprozess weiter voran.

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Vor 100 Jahren wurde der Freistaat Oldenburg konstituiert. Aus diesem Anlass hat die Landesbibliothek die Verhandlungen des Oldenburgischen Landtags in den Jahren 1919 bis 1930 digitalisiert. Parallel dazu werden die beiden historischen Zeitungen „Jeversches Wochenblatt“ und „Norddeutsches Volksblatt“ ebenfalls online zur Verfügung gestellt – vollständig bis zum Jahre 1945.

Für den stellvertretenden Leiter der Landesbibliothek Dr. Klaus-Peter Müller spielt bei der Digitalisierung nicht nur der konservatorische Aspekt der verfallsgefährdeten Originalquellen eine Rolle, sondern vor allem die neuen Recherchemöglichkeiten für die Nutzer: „Wir hoffen damit, eine wichtige Quelle zur Erforschung der Weimarer Republik zugänglich zu machen“.

Geschichtsstudenten, Hobbyhistoriker und Interessierte dürfte dies aufhorchen lassen, denn die Verpflichtung vor Ort in einer Bibliothek in zeitintensiver Arbeit Quellen zu durchforsten, könnte schon bald gänzlich der Vergangenheit angehören. Stattdessen kann über das Internet bequem von zuhause oder in der Universität recherchiert werden.

Die neuen Nachforschungsmöglichkeiten bieten auch zusätzliche inhaltliche Einblicke in die politische Geschichte des Oldenburger Freistaates zur Zeit der Weimarer Republik an. Der parallele Blick in die Landtagsverhandlungen und die damaligen Berichterstattungen über die politischen Ereignisse ermöglicht es laut Matthias Bley, durch den Vergleich ein „Panorama“ der Weimarer Zeit in Oldenburg zu kreieren – und das per Mausklick.

Konkret bieten sich den Nutzern für die Recherche zwei Zugänge. Einerseits kann gezielt nach spezifischen Tagesauflagen der Zeitungen oder einzelnen Sitzungen des Landtags gesucht werden – andererseits ermöglicht die Eingabe von Schlagwörtern in die Suchleiste eine themenorientierte Recherche. Die Website der „Digitalen Sammlung“ setzt hierbei auf ein nutzerfreundliches Design. Die verwendeten Suchbegriffe werden in den Originalquellen (samt rechtschreiblichen Abweichungen) farblich markiert. Ein virtueller Kalender vereinfacht zudem die Suche nach speziellen Tagesausgaben der digitalisierten Zeitungen und auch die Landtagsverhandlungen sind chronologisch nach den Landtagen der Wahlperioden zwischen 1919 und 1930 sortiert. Als PDF-Dateien stehen die Quellen auch zum Download zur Verfügung.

Ob die neuen Recherchemöglichkeiten von den Nutzern bereits angenommen werden kann Dr. Klaus-Peter Müller noch nicht mit konkreten Zahlen belegen. Was er bereits feststellt, ist, dass die historischen Zeitungen und Zeitschriften „stark frequentiert“ werden. Dies dürfte eine weitere Motivation für die Mitarbeiter der Landesbibliothek Oldenburgs darstellen, denn noch haben sie mit ihren Digitalisierungsarbeiten nicht abgeschlossen. Bis zum Mai 2021 müssen noch 260.000 Zeitungsseiten des „Jeverschen Wochenblattes“ und des „Norddeutschen Volksblattes“ digitalisiert werden.

Förderung der Digitalisierung

Gefördert wird die Digitalisierung der beiden Zeitungen durch das Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Förderprogramm „Digitalisierung historischer Zeitungen des deutschen Sprachgebiets“. Kooperationspartner für den gesamten Arbeitsprozess ist das Niedersächsische Landesarchiv Abteilung Oldenburg. Für das „Jeversche Wochenblatt“ wurde außerdem mit dem Schlossmuseum Jever zusammengearbeitet. Die zukünftige Digitalisierung von regionalen historischen Zeitungen in der Landesbibliothek Oldenburg ist von weiteren Fördermitteln abhängig.

Die „Digitale Sammlung“ der Landesbibliothek Oldenburg ist unter digital.lb-oldenburg.de zu finden.

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