Oldenburg

Hanna Kanig trägt den Titel „Miss Tattoo“

Es ist mehr dem Zufall geschuldet, dass die Oldenburgerin Hanna Kanig Miss Tattoo in Hamburg geworden ist. Eine abenteuerliche Geschichte.

Die Oldenburgerin Hanna Kanig ist am 25. April „Miss Tattoo“ in Hamburg geworden.
Foto: Dieter Kreye

Anzeige

Oldenburg (zb) – Es ist mehr dem Zufall geschuldet, dass Hanna Kanig am 25. April „Miss Tattoo“ in Hamburg geworden ist. Die Oldenburgerin entdeckte das bevorstehende Ereignis auf Facebook, sprach mit ihrer Freundin darüber und die war gleich Feuer und Flamme. Also wurden zwei Tage vor dem Wettbewerb Fotos geschossen und das Bewerbungsformular ausgefüllt. Das Abenteuer konnte beginnen.

„Am Tag vor der Wahl bekam ich die Zusage“, erzählt die 32-Jährige, die ihr erstes Tattoo mit 16 Jahren heimlich machen ließ. Heute sind daraus 13 geworden und alle haben eine Bedeutung für die Studentin der Sonderschulpädagogik. Mit kitschigen Herzen, die von Amors Pfeil getroffen sind, kann sie nichts anfangen, wohl aber mit dem Wolfskopf, den sie auf dem Oberarm trägt. „Wölfe faszinieren mich, außerdem sind es treue Tiere.“ Treue wünscht sich Hanna Kanig auch für ihr eigenes Leben.

Ein Frauengesicht und Mohnblumen haltende Hände stehen für ihre Freundinnen und Freunde, die sie schätzt. Darunter ist ein Kornfeld zu sehen, das steht für ihren naturverbundenen Vater. Schachbretttulpen sind die Lieblingsblumen ihrer Mutter und sollen sie an sie erinnern. Auf dem Bauch prangt eine Meerjungfrau. „Wer die Geschichte von der kleinen Meerjungfrau kennt, weiß, dass man sich für einen anderen Menschen nicht verändern oder gar verbiegen soll. Und die Schamanin kann ich gut gebrauchen“, ist Hanna Kanig überzeugt.

Ihre Tattoos betrachtet die kreative Frau als Körperkunst. Wenn andere sich mit Schmuck verschönern, tut sie es mit farbigen Bildern, die sie und eben auch die Jury in Hamburg erfreuen. Dort musste sie mehrfach in unterschiedlichem Outfit über einen Laufsteg gehen und mit Schönheit, Charme, Persönlichkeit, Intelligenz, Haltung, Professionalität und eben ihren Tattoos überzeugen. Was aus einer Laune heraus geboren wurde, endete für die 32-Jährige mit dem Titel „Miss Tattoo Hamburg“.

Zwei Tage habe ich gebraucht, um wieder herunter zu kommen“, erzählt sie. „Das war schon ein tolles Gefühl, obwohl ich nach dem stundenlangen Auftritt vollkommen reizüberflutet war.“ Zum Glück war die Freundin dabei. Zu Hause steht nun der Pokal und in der Tasche hat sie einen Vertrag mit einem Unternehmen, das sie künftig managt und vermarktet. Allerdings redet die 32-Jährige da ein Wörtchen mit. „Die Hoheit über meinen Körper behalte ich“, stellt sie klar. Im Dezember wird sie den nächsten Wettbewerb bestreiten. Dann treffen sich alle Tattoo-Landessiegerinnen, um Miss Tattoo Germany zu werden.

Hanna Kanig ist noch vollkommen gelassen. Für sie steht ohnehin fest, dass sie mit oder ohne Sieg ihr Studium beendet, um eines Tages in der Schule zu unterrichten. Ihre Tattoos dürften kein Hindernis sein, weil die Gesetzeslage sagt, dass sie Privatsache sind. Dennoch fürchtet sie manchmal diskriminiert zu werden. „Wenn ich mich um einen Job bewerbe, sieht niemand meine Tattoos. Auch bei der Wohnungssuche habe ich sie verdeckt“, sagt sie und bedauert es, dass Menschen oft Vorurteile gegenüber Tätowierten haben.

Tatsächlich sind sie längst zum Mainstream geworden und in allen Schichten anzutreffen. Außerdem haben Tätowierungen eine lange Tradition. Selbst bei Ötzi, der über 5000 Jahre alten Gletscher-Mumie, entdeckten die Wissenschaftler Zeichen, die mit Nadeln oder durch kleine Einschnitte unter die Haut gebracht worden sind. „Tätowierungen werden oft noch mit Matrosen und Sträflingen in Verbindung gebracht“, sagt Hanna Kanig, die übrigens auch positive Rückmeldungen erhält. „Ich werde oft angesprochen, weil die Leute die Tattoos gut finden und mehr darüber wissen wollen.“

Dass sie ihre Entscheidung, sich tätowieren zu lassen, einmal bereuen wird, glaubt sie nicht. „Mir gefallen die Bilder, sie bedeuten mir viel“, sagt sie und hat ihrem Vater versprochen, Gesicht und Hände frei zu lassen. „Vermutlich werden nicht mehr viele Tattoos dazukommen“, sagt die 32-Jährige, die in den kommenden Wochen Fotos von sich anfertigen lässt, weil der große Wettbewerb das so verlangt. „Das ist schon eine andere Hausnummer“, räumt sie ein, aber aus der Ruhe lässt sie sich deshalb nicht bringen. Warum auch, ihre Freundin, die alles angezettelt hat, ist ganz sicher wieder dabei, unterstützt sie moralisch und schießt die Fotos vom Laufsteg.

Vorheriger Artikel

20 Jahre autonome Mai-Demonstration

Nächster Artikel

Versorgungsforschung in der Onkologie

3 Kommentare

  1. Karl
    6. Mai 2015 um 18.40 — Antworten

    Was es nicht alles so gibt!

    >Dass sie ihre Entscheidung, sich tätowieren zu lassen, einmal bereuen wird, glaubt sie nicht.

    Na ja, wenn man in Würde altert, dürfte das tatsächlich kein Problem sein. Die Farben bleichen unterschiedlich schnell aus und zum Schluß sind nur noch die Begrenzungslinien der einzelnen Farbflächen sichtbar, die auf nicht mehr ganz so glatter Haut m. E. nicht besonders ästhetisch wirken.

  2. Gunda
    7. Mai 2015 um 22.58 — Antworten

    Wer’s braucht…

  3. Karl
    12. Mai 2015 um 12.09 — Antworten

    Diesmal nicht OT:

    http://www.refrago.de

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.