Gesundheit

Aktionstag: „Oldenburg rettet Leben“

Das Klinikum Oldenburg lädt zum Aktionstag Oldenburg rettet Leben am Freitag, 26. September, 10 bis 16 Uhr auf den Schlossplatz ein.

Nur 30 Prozent der Bevölkerung leistet Erste Hilfe, wenn ein Mensch zusammenbricht und seine Atmung aussetzt. Foto: privat

Oldenburg (zb) Die Chance, dass einem Menschen, der in der Öffentlichkeit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, geholfen wird, ist in Deutschland erschreckend gering. Das Klinikum Oldenburg möchte das ändern und lädt zum Aktionstag „Oldenburg rettet Leben“ am 26. September, 10 bis 16 Uhr, auf den Schlossplatz ein.

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Gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst, der Johanniter-Unfall-Hilfe, der Berufsfeuerwehr, der Polizei und der Großleitstelle klären Notfallmediziner des Klinikums rund um das Thema Wiederbelebung auf. „Denn allein in Oldenburg sind im vergangenen Jahr 150 Menschen, die reanimiert werden mussten, in die drei Oldenburger Krankenhäuser eingeliefert worden“, berichtet Prof. Dr. Andreas Weyland, Direktor der Uniklinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin sowie Schmerztherapie am Klinikum Oldenburg.

„Wenn jemand in einem Kaufhaus oder auf der Straße umfällt, sind lediglich 30 Prozent der Passanten dazu bereit oder in der Lage, erste Hilfe zu leisten und beginnen mit einer Herzmassage“, berichtet Andreas Weyland. „Liegt jemand bereits am Boden, sind nur noch zehn Prozent zur Reanimation bereit. Dabei ist sie sehr einfach und vor allem lebensrettend“, betont er. Doch viele Menschen beherrschen Erste Hilfe nicht oder nur bedingt und manch einer traut sich nicht zu helfen. Genau auf dieses falsche Verhalten möchten die Mediziner und Rettungssanitäter während des Aktionstages hinweisen und dazu beitragen, unser Bewusstsein zu ändern. Denn schließlich kann jeder von uns in solch eine gefährliche Lage geraten.

„Sie können nicht wirklich etwas falsch machen“, stellt der Mediziner klar. „Im Gegenteil: Wer bei einem Menschen, dessen Atmung ausgesetzt hat, eine Herzmassage beginnt, der ist vermutlich hinterher Lebensretter. Denn je eher damit begonnen wird, umso größer sind die Überlebenschancen und vor allem die Chancen, keine nachhaltigen Gehirnschäden zu erleiden, weil durch die Massage die Durchblutung wieder einsetzt“, klärt er auf.

„Ein Leben retten: 100 Pro Reanimation“ lautet deshalb das Motto während des Aktionstages und bedeutet nichts anderes, als die Mitte des Brustbeins zu suchen, im Geiste ein schnelles Lied wie z.B. „Hänschen klein“ zu singen und in dem Takt, nämlich mit einer hunderter Frequenz, die Herzmassage vorzunehmen bis die Rettungssanitäter und Notfallmediziner kommen und den Patienten übernehmen. „Wir möchten am Aktionstag den Besuchern die Botschaft mitgeben, wie wichtig Reanimation ist und den Menschen die Scheu nehmen, Hilfe zu leisten“, macht Andreas Weyland klar.

In Norwegen und Schweden sind 60 Prozent der Menschen bereit, einem Bewusstlosen zu helfen. „Dort ist Erste Hilfe Bestandteil des Schulunterrichts“, berichtet der Mediziner und ist froh darüber, dass das auch bei uns bald der Fall sein wird. Denn seine Berufsorganisation hat bei der Kultusministerkonferenz genau dafür geworben. Im Juni ist daraufhin beschlossen worden, Erste Hilfe ab Jahrgangsstufe 7 in allen Bundesländern einzuführen.

Wann die konkrete Umsetzung erfolgt, ist derzeit noch unklar. Lediglich in Mecklenburg Vorpommern wird das schon seit längerer Zeit praktiziert. „Kinder und Jugendliche haben erheblich weniger Hemmschwellen Hand anzulegen“, sagt Andreas Weyland, der sich von diesem Schritt viel verspricht.

Noch dramatischer ist die Situation in den eigenen vier Wänden. Wird dort ein Mensch bewusstlos und setzt seine Atmung aus, sind nur zwölf Prozent der Partner oder Mitbewohner in der Lage, Erste Hilfe zu leisten. „Das hat sicherlich auch psychologische Gründe. Die Leute stehen unter Schock, aber viele von ihnen beherrschen die Erste Hilfe nicht, obwohl sie auch hier lebensrettend ist“, betont Andreas Weyland. „Wenn die Angehörigen die Rettung alarmieren, helfen die Mitarbeiter der Großleitstelle auch per Telefon“, berichtet der Mediziner. „Die sind routiniert und haben die Ruhe, um aufgeregten und aufgelösten Anrufern die richtigen Hinweise zu geben, was oft gut funktioniert.“

Oldenburg rettet Leben

Auf dem Schlossplatz wird in einer bislang beispiellosen Gemeinschaftsaktion in Oldenburg auf die Notwendigkeit der Laien-Reanimation aufmerksam gemacht. Die Besucher können sich zeigen lassen, was bei einem Herzstillstand zu tun ist. Es gibt auch Übungsphantome, an denen sie die Handgriffe ausprobieren können. Auf diese Weise erhoffen sich die Veranstalter, weitere Laienlebensretter zu gewinnen, um künftig mehr Menschen das Leben zu retten.

Darüber hinaus werden viele Mitmachaktionen geboten. Schüler zeigen den Erwachsenen, wie leicht es ist zu helfen, Schauspieler simulieren den Ernstfall und zeigen, wie eine Rettungskette funktioniert. Es gibt zudem eine „Erste-Hilfe-Rallye“, bei der die Teilnehmer tolle Preise gewinnen können. Ein weiterer Höhepunkt ist um 13 Uhr der „Flashmob Herzstillstand“. Am Ende des Tages soll es möglichst viele souveräne Laienlebensretter in Oldenburg und Umgebung geben, die wissen, was zu tun ist, wenn ein Mensch wiederbelebt werden muss, die ihre Ängste überwinden und so in der Lage sind, aktiv Leben zu retten.

Auf einer Bühne werden außerdem Retter und Gerettete zu Wort kommen. Sie schildern ihre Erlebnisse und werden deutlich machen, wie wichtig die Rettung war bzw. dass sie einem Menschen das Leben gerettet haben, weil sie sich zuvor mit dem Thema befasst haben und keine Angst hatten, aktiv zu werden.

Weitere Informationen unter www.oldenburg-rettet-leben.de und www.einlebenretten.de.

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